Deutschlands größte Kriminalfälle

Bubi Scholz: Er erschoss er seine Frau durch die Toilettentür

Neue Post

Gustav Wilhelm Hermann „Bubi“ Scholz ist eine Legende des deutschen Boxsports. Niemand konnte ahnen, wie tief der Fall des gefeierten Stars sein würde.

Video: ShowHeroes

Für Gärtner Willi war es zunächst ein ganz normaler Sonntagnachmittag. Er wollte im Hause Scholz die Hecke schneiden. Doch dann sah er seinen Arbeitgeber Gustav „Bubi“ Scholz (damals 54) auf dem Boden des leeren Swimmingpools sitzen. Der frühere Boxstar trug einen weißen Frotteebademantel, war betrunken, unrasiert, in der Hand ein Weinglas. „Ick hab Zoff mit meiner Frau“, sagte Bubi zu Willi. Das war für beide Männer nichts Neues. Stunden später, am Montag, den 23. Juli 1984, wurde Scholz’ Ehefrau Helga gegen 11 Uhr vormittags aus dem Haus getragen – zugedeckt mit einer Plastikplane. In der Nacht war es in der Villa in Berlin-Grunewald zur Tragödie gekommen: Sturztrunken erschoss der Boxer seine Frau durch die Toilettentür…

Bubi Scholz: Er boxte sich mit knallharter Faust nach oben

Gustav Scholz war das Box-Idol der 50er- und 60er-Jahre. Der Sohn eines Schmiedes und einer Hausfrau kam 1930 zur Welt und wuchs im damaligen Berliner Arbeiterviertel Prenzlauer Berg auf. Vielleicht waren es die alltäglichen Nöte seiner Kindheit, die seinen Ehrgeiz schürten. Bubi Scholz boxte sich mit knallharter Faust nach oben. Zwei Jahre gewann er alle Kämpfe durch K. o., wurde Europameister und zum Idol des Wirtschaftswunders. 1955 gab er der 20-jährigen Helga das Ja-Wort.

Das Paar gehörte nun zur gehobenen Gesellschaft. Hildegard Knef, Curd Jürgens, Harald Juhnke, Hardy Krüger – alle lagen Bubi nach seinen Kämpfen zu Füßen, alle prosteten ihm auf unzähligen Partys zu. Er war ein Glückspilz: 1958 machte er auf dem Presseball die Nacht zum Tage, hängte danach den Smoking in den Schrank – und fand Wochen später ein Tombola-Los in der Tasche, das ihm ein Mercedes-Cabrio einbrachte. Mit gegeltem Haar saß er strahlend hinterm Steuer, fuhr Berlins Prachtstraßen rauf und runter.

Bubi Scholz versuchte sich das Leben zu nehmen

1965 gab das Idol das Ende seiner Karriere bekannt. Erst ging es dem Paar noch gut. Seine Ehefrau kümmerte sich um ihre Parfümerien, Bubi Scholz war Teilhaber einer Werbeagentur. Kinder waren den beiden nicht vergönnt.

Doch langsam wurden die Einladungen weniger, der Glanz war verblasst, der Applaus verhallt. Einsam sah sich der Ex-Boxer immer wieder die Filme seiner besten Kämpfe an, trank zu viel, schluckte Tabletten, litt unter Depressionen und versuchte sogar, sich das Leben zu nehmen.

Auch Helga griff zur Flasche. Bubi mischte Whisky mit Rum, Helga trank „Kalte Ente“, ein Gemisch aus Schaumwein und Orangensaft. Literweise. Jeden Tag. Entziehungskuren blieben erfolglos.

Helga hatte eine spitze Zunge, konnte sehr verletzend sein. Einen „Clown“ nannte sie ihren Mann sehr oft, sprach verächtlich über ihn: „Der Scholz ist blöd, der nuschelt nur …“

Der Tag, an dem es zur Tragödie kam

Mit der Zeit wurden die Streitereien immer heftiger. Und dann kam an jenem Juli-Tag die Tragödie: Als Gärtner Willi das Grundstück verlassen hatte, wurde der Streit im Hause Scholz immer schlimmer. Beide waren volltrunken – und irgendwann flüchtete die damals 49 Jahre alte Helga aufs Gästeklo, schloss sich ein. Bubi schrie nun durch die verriegelte Tür, Helga schimpfte zurück. Irgendwann lief der Ex-Boxer in den Keller, griff sich dort vom Ehrenplatz über der Bar sein Kleinkalibergewehr, Marke Anschütz, Kaliber 22. Er lud es, entsicherte es und feuerte in einer Höhe von 1,35 Metern in einem leicht ansteigenden Winkel durch die Tür. Er traf Helga, die dahinter kauerte, in die Schläfe. Völlig umnachtet trank Bubi Scholz weiter, legte sich ins Bett und schlief ein.

Helga Scholz: Sie lebte nach dem Schuss noch eine halbe bis eine Stunde

Helga Scholz lebte nach dem Schuss noch eine halbe bis eine Stunde, wobei es fraglich ist, ob sie bei sofortiger Hilfe überlebt hätte. Beim Ex-Boxer wurden 2,5 Promille gemessen, die Werte seiner Frau lagen nur geringfügig darunter. Bubi Scholz, der völlig verstört war, wurde abgeführt.

Bubi Scholz: Drei Jahre Haft für die Tötung seiner Frau

Das Gericht in Moabit war ihm aber gnädig. „Es war keine bewusste Tötungsabsicht“, urteilte man hier – er erhielt drei Jahre Haft. In seinem Schlusswort sagte der Boxstar verzweifelt: „Ich bereue, was geschehen ist.“

1987 durfte er das Gefängnis verlassen, heiratete später noch einmal. Am 21. August 2000 starb Bubi Scholz mit 70 Jahren.

Zuletzt litt er an Alzheimer. Er konnte sich weder an seinen Namen noch an seine Karriere erinnern. Und so verschwand auch die Tragödie seines Lebens unter einem gnädigem Nebelschleier …

Weiterlesen: