Beziehungsprobleme wegen Geld

Gemeinsames Konto: Bereicherung oder Bedrohung für die Beziehung?

Esther Errulat

Ein gemeinsames Konto ist für viele Paare ab einem gewissen Zeitpunkt – oft spätestens nach der Hochzeit – der nächste logische Schritt. Warum ihr ihn auf keinen Fall unüberlegt gehen solltet und was ihr unbedingt bedenken müsst: Wir verraten es euch.

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„Geld regiert die Welt“ – der stupide Spruch stimmt leider zu einem großen Teil. Ein pralleres Portemonnaie mag zwar nicht glücklich machen, aber Geldprobleme haben dahingegen mit ziemlicher Sicherheit das Potenzial, sehr unglücklich zu machen. So verhält es sich auch mit Beziehungen. Eigentlich geht es schon beim ersten Date los: Wer zahlt was, wann und wie viel? Ist ein Mann nur ein Gentleman, wenn er alle Kosten übernimmt oder muss sie die emanzipatorische Bewegung stützen und darauf bestehen, geldtechnisch ihre Frau zu stehen?

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Wer zahlt was? Die Liebe und das liebe Geld

In einer festen Beziehung wird Geld vor allem zum Thema, wenn die erste gemeinsame Wohnung ruft. Die Antwort auf die Frage: „Wer zahlt was?“ scheint auf den ersten Blick einfach: Jeder zahlt die Hälfte der gemeinsamen Kosten. Aber hier kommt schon der Casus knacksus: Was sind denn „gemeinsame Kosten“? Bei Miete, Nebenkosten und Co. scheint alles noch ganz klar. Aber die ersten Fragen (oder Streitereien) können schon aufkommen, wenn er den teureren Internetvertrag will und sie auf Ökostrom besteht… Und dann die Frage aller Fragen: Ist eine Teilung halb/halb überhaupt fair, wenn einer mehr verdient als der andere?

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Gemeinsames Konto: Die wichtigsten Vor- und Nachteile

Ein gemeinsames Konto, von dem einfach beide Partner alles bezahlen, was so ansteht, wirkt auf den ersten Blick wie die perfekte Lösung: Es sieht ja so schön einfach aus! Ist es aber bei genauem Hinsehen leider nicht. Denn obwohl ein gemeinsames Konto einen guten Überblick möglich macht und man sich lästiges Hin- und Hergeschiebe von Geld erspart, gibt es auch einige Nachteile, die auf jeden Fall bedacht werden sollten.

Vorteile eines gemeinsamen Kontos

  • Gleichberechtigung beider Partner: Ein gemeinsames Konto und ein gemeinsames Guthaben liegen in puncto Partnerschaftlichkeit ganz vorne.
  • Es fallen nur einmal Kontoführungsgebühren an.
  • Alle Ausgaben gehen von einem Konto ab: Das gibt einen guten Überblick.
  • Für die Bezahlung gemeinsamer Kosten (zum Beispiel Miete) muss kein Geld hin- und herüberwiesen werden, bevor es abgebucht beziehungsweise zum tatsächlichen Zielkonto überwiesen wird.

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Nachteile eines Gemeinschaftskontos

  • Der wohl größte Nachteil eines gemeinsamen Kontos ist: Wenn ein Partner sich verschuldet, haften BEIDE Kontoinhaber. Das heißt, im schlimmsten Fall kann das gesamte Konto gepfändet werden, auch, wenn die Inhaber nicht verheiratet sind und nur einer für die Schulden verantwortlich ist.
  • Es können Streitigkeiten wegen Ausgaben entstehen.
  • Ein Partner kann das Konto leerräumen, ohne dass der andere etwas dagegen tun kann.
  • Es können Schenkungssteuern anfallen: Wenn ein größerer Betrag, beispielsweise eine Erbschaft oder die Auszahlung einer Lebensversicherung auf dem Konto eingeht, kann das Finanzamt davon ausgehen, dass die Hälfte der Summe eine Schenkung an den Partner ist. Dafür fallen dann Steuern nach dem Prinzip „Je höher die Schenkung, desto höher die Steuern“ an. Auch, wenn ein Partner erheblich mehr verdient als der andere oder wenn ein Vermögensaufbau über das Konto stattfindet, kann es zu Problemen mit dem Finanzamt kommen.
  • Im Todesfall eines Partners haben Erben Anspruch auf das Geld auf dem Konto. Auf wie viel genau muss dann im Einzelfall entschieden werden.

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Und- oder Oder-Konto?

Ist die Entscheidung für ein gemeinsames Konto einmal gefallen, steht schon die nächste Frage an: Soll es ein Und- oder ein Oder-Konto werden?

Bei einem Und-Konto müssen immer BEIDE Partner zustimmen, wenn eine Transaktion wie eine Überweisung stattfinden soll. Das ist natürlich nicht wirklich alltagstauglich, schützt allerdings vor Missbrauch durch einen Partner. Bei einem Oder-Konto können beide Partner gleichberechtigt und unabhängig vom jeweils anderen über das Geld verfügen. Allerdings ist hier die Verschuldung oder das „Leerräumen“ des Kontos durch einen Partner möglich.

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Ein Gemeinschaftskonto oder doch lieber drei Konten?

Ein gemeinsames Konto muss nicht bedeuten, dass beide Partner ausschließlich ein Gemeinschaftskonto haben. Viele Paare entscheiden sich auch dafür, ein gemeinsames Konto zu führen und dabei jeweils ein eigenes Gehaltskonto zu behalten. Auf das Gemeinschaftskonto wird monatlich dann von beiden Partnern der jeweilige Anteil an den gemeinsamen Haushaltskosten überwiesen. Drei Konten statt einem zu führen ist vielleicht etwas umständlich, schützt allerdings vor den meisten Nachteilen eines Gemeinschaftskontos und bewahrt den Partnern bei aller Partnerschaft auch Unabhängigkeit.

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Partnerschaftliche Kostenverteilung: Was ist fair?

Ein gemeinsames Konto bedeutet meistens auch die gemeinsame Übernahme von Kosten. Dabei ist eine pauschale Entscheidung für eine Kostenteilung zu zwei gleichen Hälften nur fair, wenn beide Partner ungefähr gleich viel verdienen und auch die Fixkosten außerhalb der gemeinsamen Fixkosten nicht stark voneinander abweichen.

Bevor ihr euer Geld also auf einem gemeinsamen Konto zusammenlegt, ist es ganz wichtig, einmal ganz genau und penibel aufzuschreiben, welche gemeinsamen Fixkosten bestehen, welche Fixkosten jeder einzelne Partner hat und wer wie viel verdient. Nur wenn all diese Faktoren berücksichtigt werden, kann eine gerechte Kostenverteilung errechnet werden. Eine anteilige Verteilung der Kosten nach Einkommenshöhe ist die partnerschaftlichste Lösung, vor allem, wenn man bedenkt, dass die unterschiedliche Höhe der Gehälter in verschiedenen Jobs oft nicht ganz fair ist. Von der immer noch ungleichen Bezahlung von Männern und Frauen im gleichen Job wollen wir hier lieber erst gar nicht anfangen…

Letztendlich ist aber auch in Bezug auf die Kontoführung in einer Beziehung immer die Lösung die beste, mit der beide Partner am besten leben können. Das A und O für ein gemeinsames Konto oder für die Entscheidung dagegen ist also, dass man sich zusammensetzt, gemeinsam gut informiert und Vor- und Nachteile bespricht, um eine ganz bewusste Entscheidung zu treffen und sich aller möglichen Probleme oder Konsequenzen bewusst zu sein.

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