Meisterwerk

Oscar-Gewinner Parasite: Die Erklärung für das Ende des Films!

Constanze Lerch

Bei der Oscarverleihung räumte die koreanische Tragikomödie "Parasite" den Oscars für den besten Film des Jahres ab. Eine Sensation, denn das gelang zuvor noch keinem ausländischen Streifen. Was "Parasite" zum Meisterwerk macht.

Video: Koch Films / Capelight Pictures

Regisseur Bong Joon-Ho konnte es selbst kaum glauben, als er am 9. Februar 2020 gleich vier Mal auf die Bühne des Dolby Theatre in Los Angeles geholt wurde. Dort, wo jedes Jahr vor allem Hollywood-Größen geehrt werden, waren der Koreaner und sein Film "Parasite" die Stars des Abends. Neben dem Oscar für den besten Film, konnte sich der Überraschungserfolg außerdem Academy Awards in den Kategorien "Bester ausländischer Film", "Bester Regie" und "Bestes Drehbuch" sichern.

Oscar-Gewinner Parasite: Das ist die Handlung des Films

Doch was macht den Streifen des Südkoreaners so besonders? Die satirische Komödie erzählt die Geschichte einer in ärmlichen Verhältnissen lebenden Familie, die gerade so über die Runden kommt. Doch dann schlägt das Schicksal zu. Mit einem gefälschten Zeugnis ergattert Sohn Ki-woo ein Job als Nachhilfelehrer für die Tochter einer wohlhabenden Familie. Nach und nach schleust Ki-woo seine Familienmitglieder als Angestellte in die Villa der Reichen ein und Unterschicht trifft schließlich auf Oberschicht – mit einem katastrophalen Ende.

In "Parasite" nimmt sich Bong Joon-Ho dem Thema soziale Ungleichheit in der koreanischen Gesellschaft an und mischt auf einzigartige Weise Drama, Satire und Komödie. Besonders das Ende des Films hat dabei eine ganz eigene symbolische Strahlkraft. Wer nicht gespoilert werden will, sollte hier aufhören zu lesen.

Parasite: So endet die Tragikomödie von Bong Joon-Ho

Im Showdown des Films kommen drei Gruppen zusammen: Die reichen Parks, die Kims, die sich langsam in die wohlhabende Familie einschleichen und die ehemalige Haushälterin Moon-gwang, die von Familie Kim durch eine Intrige aus dem Haus geekelt wurde. Als die Parks für einen Camping-Ausflug die Villa verlassen, kehrt Moon-gwang noch einmal zum Haus der Parks zurück und das Lügengerüst bricht zusammen. Die Kims stellen fest, dass Moon-gwang ihren Ehemann die ganze Zeit über in einem geheimen Bunker in der Villa versteckt gehalten hat. Schließlich kommt es zum Streit und Moon-gwang wird von den Kims die Treppe heruntergestoßen und mit ihrem Ehemann in den Bunker gesperrt.

Danach kann Familie Kim fliehen. Allerdings werden sie von den Parks zurück zur Villa gerufen, weil sich die Familie dazu entschieden hat, den Camping-Ausflug kurzerhand in eine Gartenparty umzuwandeln. Als Sohn Ki-woo nach den im Bunker eingesperrten Paar sehen will, stellt er fest, dass Moon-gwang tot ist und wird schließlich von deren Ehemann überwältigt. Danach tötet dieser Tochter Ki-Jung mit einem Messer. Mutter Chung-sook kann den Angreifer dann zwar aufhalten, doch für Ki-Jung kommt jede Hilfe zu spät. Weil der reiche Mr. Park angesichts der Todesfälle in seinem Haus keinerlei Regung zeigt, wird er vom trauenden Vater Ki-taek ermordet. Danach verschwindet Ki-taek spurlos.

Am Ende des Films kehrt Ki-woo, der den Angriff überlebt hat, zur Villa der Parks zurück und stellt fest, dass sein Vater ihn mit einer Lampe und einem Morsecode eine Nachricht zukommen lässt: Er ist nach den Ereignissen in den Bunker geflohen, hat Moon-gwang im Garten vergraben und versteckt sich nun vor den neuen Hausbesitzern. In einem Brief an seinem Vater verspricht Ki-Woo, dass er so lange arbeitet, bis er die Villa kaufen und seinen Vater befreien kann. In einer der letzten Szenen scheint genau das wahr zu werden, denn Ki-woo befindet sich tatsächlich in der Villa und kann am Ende seine Eltern umarmen. Doch zum Schluss schwenkt die Kamera herunter und zeigt, das dies nur ein Traum war und Ki-woo sich nach wie vor in der schäbigen Wohnung der Kims befindet. Ein Happy End gibt es für die Familie also nicht.

Das steckt hinter dem Ende von "Parasite"

"Parasite" zeigt damit auf eindrucksvolle Weise, dass der soziale Aufstieg in der Gesellschaft kaum möglich ist. Der Bunker, in den kein Sonnenlicht dringt, steht dementsprechend stellvertretend für die Unterschicht, die in den armen Verhältnissen gefangen ist. Die Treppe runter in den Bunker symbolisiert wiederum den Auf- und Abstieg der Familien.

Bong Joon-Ho konnte sich bei der Oscarverleihung gleich vier Preise sichern. Foto: Getty Images

Eine Lösung für die Klassenkonflikte bietet Regisseur Bong Joon-Ho in seinem Film nicht: "Ich denk nicht, dass meine Fähigkeiten weit genug gehen, um eine Antwort auf diese Dinge zu liefern. Worin ich gut bin, ist, die momentane Situation zu offenbaren, in der wir uns befinden. […] Das Publikum mag das als sehr düster und pessimistisch empfinden, aber es ist gleichzeitig auch sehr ehrlich", so der Regisseur im Interview mit dem Portal "Dazed".

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