Psychologie

Weiblicher Narzissmus: Wenn der Kampf um Anerkennung krankhaft wird

Paloma Rak

Narzissmus ist schon lange keine Männersache mehr, auch Frauen sind immer öfter davon betroffen: Der Partner oder Familie und Freunde werden für die Selbstbestätigung missbraucht. Das kann krankhafte Züge annehmen.

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Ein gigantisches Ego, Selbstüberschätzung, Selbstverliebtheit, protziges Verhalten, sowie Größenwahn sind Merkmale, die du vielleicht mit einem Narzissten verbindest - meistens mit einem männlichen Narzissten. Weiblichen Narzissmus gibt es auch, dieser äußert sich jedoch auf eine andere Art. 

Narzissmus bei Frauen

Weibliche Narzissten sind nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Ihr Narzissmus äußert sich eher verdeckt und ist deswegen kaum mit der männlichen, selbstverliebten "Großspurigkeit" zu vergleichen. Frauen geht es viel mehr um das Streben nach Perfektionismus und einem extremen Schönheitsideal. Auch der gesellschaftliche Leistungsdruck spielt hier eine große Rolle. 

Narzisstische Frauen befinden sich nie in einem dauerhaften "Hoch", sondern schwanken in ihrem Selbstwertgefühl zwischen Größenwahn und Minderwertigkeitskomplexen. Der Kern der narzisstischen Veranlagung ist aber gleich den Männern: Alles dreht sich nur um die eigene Person. Ich, ich ich! Dabei ist es egal, ob der Narzissmus die eigene Beziehung, das Familienleben oder das kollegiale Miteinander im Beruf vergiftet. 

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An diesem Verhalten erkennst du eine Narzisstin

Die Hauptintention narzisstischer Frauen ist, gut anzukommen. Sie wollen gemocht werden und das Gefühl haben, etwas ganz Besonderes, ja sogar Besseres als alle anderen zu sein. Dies versucht eine Narzisstin mit ihrer äußeren Fassade zu erreichen: Komplimente für ihre Schönheit, ihre gute Figur und ihre jugendliche Ausstrahlung sind extrem wichtig für ihr Selbstwertgefühl.

Das Problem: Bekommt die Narzisstin diese Anerkennung nicht oder wird sogar kritisiert, bricht ihr Selbstwert komplett zusammen. Hier ist Vorsicht geboten: Neben beleidigtem, wütenden und aufbrausenden Verhalten, kompensiert sie die "Ablehnung" auch mit Essstörungen. Narzisstinen leiden besonders häufig an Bulimie oder Anorexie.

Ebenfalls eine typische Verhaltensweise einer Narzisstin: Lob und Anerkennung werden in krankhaftem Maß erzwungen. Dies geschieht durch ständiges Nachfragen: "Wie sehe ich aus?", "Wie findest du mein Outfit?", "Steht mir dieser Rock nicht gut?". Auf der anderen Seite entwertet eine narzisstische Frau ihr Gegenüber gerne, um sich selbst besser zu fühlen. Das ist weder besonders förderlich für eine Freundschaft, noch eine Beziehung mit der Narzisstin. 

Beziehung mit narzisstischen Frauen

Eine Beziehung mit einer narzisstischen Frau ist nicht einfach. Es ist schwer zu sagen, ob die Narzisstin sich wirklich für die andere Person interessiert oder nur der Bestätigung wegen eine Beziehung eingeht. Nähe wird vermieden, weil dadurch die Gefahr besteht, dass jemand einen Blick hinter die Fassade bekommt und die eigene Unsicherheit sichtbar wird. Therapeuten empfehlen, ehrlich gemeintes Interesse und Zuneigung zu äußern: Ein "Ich mag dich, so wie du bist!" kann die harte Schale zumindest kurz aufbrechen.

Ist weiblicher Narzissmus therapierbar?

Die Chancen, dass ein mänlicher Narzisst sich ändert, ist sehr gering - bei weiblichem Narzissmus sieht es anders aus: Die Frauen leiden selbst sehr unter den Extremen, zwischen denen sie sich bewegen. Eine psychotherapeutische Behandlung kann helfen oder zumindest der Schritt in die richtige Richtung sein.

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