Film-Legende

Ruth Leuwerik: Aus Geldnot zog sie in ihre Garderobe ein

Ruth Leuwerik war eine der erfolgreichsten deutschen Schauspielerinnen der Nachkriegszeit, doch das bedeutete nicht immer Glanz und Glamour...

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Ruth Leuwerik: Man bescheinigte ihr Talent, aber sie sei unfotogen

Foto: IMAGO / ZUMA/Keystone

Zu ihrer ersten Filmrolle kam sie unverhofft: 1950 sprang Ruth Leuwerik für eine erkrankte Kollegin ein, um in „Dreizehn unter einem Hut“ mitzuspielen. Sie freute sich über die Chance beim Film, hatte sie doch bislang nur Erfahrungen auf der Theaterbühne gesammelt. Doch für eine unbekannte Schauspielerin flossen keine üppigen Gagen: Das knapp bemessene Budget der Produktions-Firma sah gerade mal 1 650 Mark für sie vor. Davon konnte sich das junge Talent in München kein Zimmer leisten. Aber Ruth war patent: Sie richtete sich während der Dreharbeiten einfach in der Garderobe der Bavaria-Studios einen Schlafplatz ein. Doch brachte ihr erster Film ihr nicht den erwünschten Karriereschub. Der Kameramann urteilte zudem: „Sie sind total unfotogen!“

Die heute als Frauen-Archetyp der Adenauer-Ära geltende Schauspielerin gab niemals auf

Trotzdem wollte Ruth nicht aufgeben. Sie hatte Blut geleckt, Spaß am Filmen bekommen. Mutig nahm die Essenerin einen Vorsprechtermin für „Vater braucht eine Frau“ an. „Ich rechnete eigentlich nicht damit, genommen zu werden, aber...“ Es klappte. „Der Kameramann hatte zwar wieder so seine Probleme damit, mich aufs Zelluloid zu bannen, aber er war sehr geduldig.“ Schnell erkannte er, dass sie fürchterlich unter Lampenfieber litt und ließ ihr daher immer etwas mehr Zeit, um warm zu werden. Ihr Partner Dieter Borsche war so angetan von ihrem Talent, dass er sie auch für seine nächsten Filme an seiner Seite haben wollte.

Ruth Leuwerik: Ihre sensible Seele braucht einen Ruhepol

Der Knoten platzte endgültig, als die Frau des Drehbuchautors die unsichere Ruth mit zu einer Handleserin nahm. Die sagte ihr eine große Karriere voraus: Sie müsste noch zwei Jahre durchhalten. Und sie gab ihr einen wichtigen Rat: „Sobald Sie genug Geld haben, kaufen Sie sich ein Haus mit Garten. Ihre sensible Seele braucht einen Ruhepol.“ „Das machte mir Mut“, erinnerte sich Leuwerik lachend. Der große Durchbruch gelang sogar schneller: Ab 1953 konnte sie sich vor Rollenangeboten kaum retten. Von ihren steigenden Gagen kaufte Ruth († 91) sich auch ihren Rückzugsort: mit Garten und einem großen Schlafzimmer.

Autor: Redaktion Retro

Artikelbild & Social Media: IMAGO / ZUMA/Keystone