Schlafen im Familienbett

Co-Sleeping: Wie gefährlich ist das Familienbett für unsere Kinder wirklich?

Maren Fritsche

Die meisten Eltern beschäftigen sich noch vor der Geburt des Kindes mit der Frage: Wo soll mein Baby schlafen? Im eigenen Kinderbett oder im Familienbett. Co-Sleeping ist nicht unumstritten und verunsichert viele Eltern. Wir klären auf.

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Bei vielen Erziehungsthemen scheiden sich die Geister, doch kaum eins wird so hitzig diskutiert wie das Co-Sleeping. Die einen sind flammende Fürsprecher, andere militante Gegner, dazwischen gibt es kaum etwas und genau das, verunsichert viele Eltern. Wir räumen mit den Vorurteilen auf und geben alle wichtigen Informationen rund um das Co-Sleeping.

Was ist Co-Sleeping?

Co-Sleeping bedeutet, dass das Baby entweder im Elternbett schläft oder in einem direkt angrenzenden Beistellbettchen oder einer Wiege. Beim Co-Sleeping geht es darum, dass das Baby unmittelbaren Körperkontakt zur Mutter und/oder zum Vater hat. Gemeinsam mit den Kindern in einem Bett zu schlafen ist eine Jahrtausende alte Tradition. In der menschlichen Frühgeschichte schliefen Familien eng zusammen, um sich vor Kälte und wilden Tieren zu schützen.

Vor einigen Jahrzehnten war die Praktik des Co-Sleeping jedoch total verpönt. Da wurde Eltern von Experten geraten, ihre Babys und Kleinkinder so schnell wie möglich an das eigene Bett zu gewöhnen. In den seltensten Fällen schliefen die Kinder mit den Eltern in einem Zimmer.

Heutzutage schläft kaum noch ein neugeborenes Baby alleine. Doch nicht nur in Deutschland ist Co-Sleeping Gang und gebe in Schweden zum Beispiel ist es üblich, dass auch noch Schulkinder zusammen mit ihren Eltern in einem Bett schlafen.

Co-Sleeping: Diese Vorurteile sind in den Köpfen vieler Eltern fest verankert

Viele Eltern fürchten die Spätfolgen des Co-Sleepings, denn ein weitverbreiteter Irrglaube ist, dass Babys, die im Bett der Eltern schlafen, zu verwöhnten und unselbstständigen Kinder heranwachsen. Einen Beleg oder gar eine fundierte Studie gibt es nicht, die diese These untermauert.

Aber die wohl größte und weitverbreitete Angst ist die vor dem plötzlichen Kindstod, die viele Eltern mit dem Co-Bedding (Kind schläft im Bett der Eltern) in Verbindung bringen.

Und diese Vorurteile sind in den Köpfen vieler Eltern so fest verankert, dass die wenigsten offen zugeben, wenn sie mit ihrem Baby im eigenen Bett schlafen, aus Angst, verurteilt zu werden. Dies zeigt eine Umfrage aus Großbritannien: Dort verheimlicht jede zweite Mutter, dass sie mit ihrem Neugeborenen in einem Bett schläft, aus Angst verurteilt und kritisiert zu werden.

Aktuelle Studien deuten jedoch darauf hin, dass Kinder im Bett der Eltern sogar sicherer schlafen. Es ist also an der Zeit, mit alten Vorurteilen aufzuräumen!

Wärme & Geborgenheit: Warum Co-Sleeping so wichtig für unsere Kinder ist

Vor allem Neugeborene brauchen viel Wärme, Nähe und Geborgenheit. Der Körperkontakt mit den Eltern ist in den ersten Wochen und Monaten essenziell für jedes Baby, denn es wirkt sich beruhigend auf sie aus und sie knüpfen eine starke Bindung zu ihren Eltern. Nähe und Zuneigung geben Sicherheit und stärken das Urvertrauen. Babys mit einem starken Urvertrauen wachsen wiederum zu selbstbewussten Kindern heran.

Doch das Co-Sleeping fördert nicht nur die enge Bindung zu Eltern, es ist einfach praktisch. Weint das Kind nachts oder ist unruhig, müssen Eltern nicht erst aufstehen, sie liegen direkt neben ihrem Baby und können es beruhigen. Das Gleiche gilt für stillende Mütter. Das Stillen kann oft im Halbschlaf stattfinden, Mutter und Baby schlafen schnell wieder ein und sind tagsüber nicht ganz so ausgelaugt. Der Alltag mit einem Neugeborenen ist schon anstrengend genug, gesunder Schlaf ist daher enorm wichtig, um die Tage meistern zu können.

Alle Vorteile des Co-Sleepings auf einen Blick

Das Co-Sleeping hat jede Menge Vorteile, hier kommen die wichtigsten Vorteile auf einen Blick:

  • Co-Sleeping-Kinder haben entspanntere Eltern: Kinder, die im Familienbett schlafen oder in einem Beistellbett direkt neben dem Elternbett, haben entspanntere Eltern. Denn nicht nur das Baby wird nachts wach, sucht Nähe und Geborgenheit, auch die Mama treibt nachts unterbewusst die Frage um: Geht es meinem Baby gut? Statt aufzustehen und wach zu werden, kann sie im Halbschlaf prüfen, ob alles in Ordnung ist. Der Schlaf des anderen Elternteils ist damit auch deutlich entspannter, weil er nicht durch das Aufstehen geweckt wird.

  • Co-Sleeping-Kinder sind intelligenter: Laut Untersuchungen werden Co-Sleeping-Kinder nachts öfter gestillt und das ist extrem gut für die gesundheitliche Entwicklung des Babys. Außerdem haben aktuelle Studien ergeben, dass Kleinkinder, die öfter und lange gestillt werden, einen bis zu zehn Punkte höheren IQ haben.

  • Co-Sleeping-Kinder schlafen sicherer: Viele Eltern fürchten den plötzlichen Kindstod und nicht selten wurde er in der Vergangenheit mit Co-Sleeping und Co-Bedding in Verbindung gebracht. Doch diese Angst ist laut einer neuen Studie aus Großbritannien unbegründet. Solange alle Sicherheitsregeln eingehalten werden, schläft ein Neugeborenes bei den Eltern sicherer als im eigenen Zimmer.

  • Co-Sleeping-Kinder sind entspannter: Babys, die im Zimmer oder Bett der Eltern schlafen, sind deutlich entspannter, sie empfinden die Nähe und den Schlaf bei den Eltern als pure Erholung. Neugeborene und Kleinkinder, die von ihren Eltern bewusst durch "Schreienlassen" an das eigene Bett und Zimmer gewöhnt werden, stehen nachts unter Stress und empfinden Schlafen als nicht so erholsam. Wird das Ur-Bedürfnis eines Babys zum Beispiel durch die Nähe zu den Eltern befriedigt, sind sie nicht nur entspannt sie entwickeln allgemein eine positivere Haltung zum Schlafengehen.

  • Co-Sleeping-Kinder gewöhnen sich das Elternbett selbst ab: Der wohl häufigste Kritikpunkt, dem sich Eltern gegenüber sehen ist der Satz: "Das Kind kriegst du nie wieder aus deinem Bett raus!" Wollen Eltern nur in den ersten Monaten mit ihrem Neugeborenen das Bett teilen, ist ab dem 7. Monat ein guter Zeitpunkt, dass Baby an ein eigenes Bett/ Zimmer zu gewöhnen. In diesem Alter haben Babys in der Regel schon ein gesundes Urvertrauen entwickelt. Haben sie sich einmal an das eigene Bettchen gewöhnt, kehren sie nur selten in das Elternbett zurück.

  • Co-Sleeping-Kinder sind nicht verwöhnt: Ein weiterer Irrglaube, der sich in vielen Elternköpfen festgesetzt hat, ist der, dass sie glauben, mit der Schlafsituation ihr Kind zu verwöhnen und es zu Unselbstständigkeit erziehen. Sein Kind zu verwöhnen, bedeutet, dass ich ihm etwas abnehme, was es auch selber könnte. Sicheren Schlaf, Nähe, Liebe und Geborgenheit können aber nur Eltern ihren Kindern schenken. Indem ein Kind sicher und geborgen schläft, verwöhne ich es also nicht.

Co-Sleeping: Die wichtigsten Regeln für ein sicheres Familienbett

Damit dein Baby im Familienbett sicher schlafen kann und das Co-Sleeping problemlos und vor allem gefahrlos abläuft, gibt es ein paar Regeln zu beachten. Die Größe des Bettes spielt dabei eine wichtige Rolle, denn schließlich ist ein erholsamer Schlaf nicht nur für das Neugeborene wichtig, sondern auch für die Eltern. Eine 70 Zentimeter breite Schlaffläche sollte pro Erwachsenen und Kind im Bett berechnet werden, 200 x 200 cm oder größer sind ideal.

So wird das Familienbett sicher

  • Die Matratze sollte nicht zu weich sein und keine Lücke aufweisen. Wasserbetten sind fürs Co-Sleeping nicht geeignet. Eine durchgehende Matratze eignet sich fürs Familienbett besser als zwei Kleinere.

  • Damit sich das Baby nicht in den Bettlaken einwickeln kann, empfehlen sich Spannbettzüge, die möglichst straff über der Matratze gespannt werden.

  • Auf große, weiche, zusätzliche Kissen und Decken sollte im Familienbett ebenso verzichtet werden wie auf Kuscheltiere. Das Baby selbst schläft am sichersten in einem Schlafsack.

  • Die Raumtemperatur im Schlafzimmer sollte idealerweise zwischen 16 und 18 Grad Celsius liegen.

  • Ein Rausfallschutz an den Seiten des Bettes ist empfehlenswert, damit das Baby nicht aus dem Bett fallen oder sich einklemmen kann.

  • Das Baby sollte idealerweise neben Mama schlafen, da sie einen leichteren Schlaf hat. Das Baby sollte nicht neben älteren Geschwistern schlafen.

  • Das Baby sollte nicht in Bauchlage, sondern immer auf dem Rücken schlafen.

  • Das Familienbett macht übrigens nur Sinn, wenn ALLE Beteiligten gut schlafen können.

ACHTUNG: Wenn ein Elternteil an Adipositas oder Schlafapnoe leidet, sollte das Kind NICHT im Elternbett schlafen, sondern unbedingt in einem Beistellbett. Das Gleiche gilt, wenn ihr Raucher seid oder Alkohol und/oder Drogen konsumiert habt.

Co-Sleeping: Die 3 häufigsten Fragen zum Elternbett

Wie lange sollte ein Kind im Elternbett schlafen?

Eine strikte Vorgabe von der Wissenschaft gibt es nicht, wie lange das Familienbett aufrechterhalten werden sollte. Diese Entscheidung trifft jede Familie ganz individuell. In der Regel entscheiden Kinder meisten selbst, wann das Co-Sleeping für sie beendet ist - meisten geschieht das zwischen dem dritten und vierten Lebensjahr.

Wie kann ich das Co-Sleeping beenden?

Versucht eurem Kind das eigene Schlafzimmer schmackhaft zu machen. Sucht gemeinsam mit dem Kind ein passendes Bett aus. Der beste Weg, damit das Kind alleine schläft, beginnt mit einem Einschlafritual. Legt das Kind nicht ins Bett, wenn es schon todmüde ist, so kann es sich nicht an seine neue Schlafumgebung gewöhnen. Vorlesen und Kuscheln im Bett des Kindes sind hilfreich, um das Einschlafen zu erleichtern.

Was mache ich, wenn das Kind plötzlich zurück ins Familienbett will?

Wenn das Kind eigentlich schon im eigenen Bett schläft, aber plötzlich wieder zurück ins Elternbett möchte, dann nennt man das Re-Co-Sleeping. Diese Entwicklungsphase ist ganz normal und geschieht meistens, wenn sich etwas in der Lebenslage des Kindes ändert. Eine neue Kita-Gruppe, Vorschule oder ein Umzug. Dann ist das eine Phase, in der dein Kind wieder viel Geborgenheit und Sicherheit braucht. Meistens ist das nur eine Phase und das Kind "zieht" wieder in sein eigenes Zimmer, wenn diese "Krise" überstanden ist.

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