Beziehungs-Tipps

Erwartungen an die Beziehung: Wie sie Liebe und Partnerschaft zerstören oder stärken können

Esther Errulat

Jeder Mensch hat Erwartungen. In Beziehungen können sie allerdings enorme Auswirkungen haben – negative und positive. Wir verraten mehr dazu und geben Tipps, wie Erwartungen eine Partnerschaft stärken können.

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Menschen haben Träume, Wünsche, Vorstellungen – und Erwartungen. Auch in einer Partnerschaft sind das oft unterschiedliche Erwartungen - hohe Ansprüche oder aber auch kleine Wünsche werden manchmal zu unerfüllten Erwartungen, die unsere Beziehungen zu anderen Menschen stark negativ beeinflussen können.

Das ist vollkommen natürlich und betrifft wohl auch so ziemlich jeden Lebensbereich. Dabei ist uns oft nicht bewusst, wie sehr wir uns und andere mit unseren Erwartungen beeinflussen, ob es nun berechtigte oder auch mal falsche Erwartungen sind. Das kann vor allem in einer Beziehung fatale Folgen haben.

Erwartungen an den Partner können die Liebe zerstören

Dating heutzutage kann man beinahe mit Online-Shopping vergleichen: Liebe beruht oft nicht mehr auf einem glücklichen Zufall, sondern auf einem digitalen Auswahlverfahren. Natürlich hatten die Menschen auch im analogen Zeitalter Erwartungen aneinander – realistische wie unrealistische – allerdings entsteht heute leicht der Eindruck, es gäbe einen ganzen Katalog voll möglicher Partner und es gelte, den EINEN aus einem Pool zu fischen, der perfekt zur eigenen Wunschvorstellung passt.

Unsere Beziehungen beginnen also nicht nur damit, dass wir jemanden kennenlernen. Sie beginnen vor allem auch damit, dass wir unseren Partner mal mehr mal weniger bewusst permanent mit unseren Erwartungen oder vielmehr: mit unseren Wunschvorstellungen abgleichen. Das Ergebnis „Er/Sie passt nicht zu mir“, „Diese Beziehung ist nicht das, was ich wollte“… ist dabei leider wahrscheinlicher als ein Perfect Match. Und egal, wie lang ein Beziehung hält, früher oder später zerstören derartige Gedanken die Liebe…

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Was erwarte ich von einer Beziehung: Wunschvorstellung oder Realität?

„Darf ich denn gar keine Erwartungen an meinen Partner und unsere Beziehung haben?“, fragt sich jetzt manch einer. Doch, natürlich. Gar keine Erwartungen zu haben ist für Menschen vermutlich ein Ding der Unmöglichkeit und Erwartungen sind ja auch etwas Gutes: Schließlich ist es wichtig zu wissen, was man braucht und möchte.

Wichtig ist nur, dass man seine Erwartungen reflektiert und hier auch lernt zu unterscheiden zwischen: „Das ist eine realistische Erwartung und die muss auch erfüllt werden, damit ich glücklich sein kann“ und: „Das ist eine Wunschvorstellung, die mein Partner nicht erfüllt und auch nicht erfüllen muss, weil er an dieser Stelle er selbst ist. Ich kann auch ohne die Erfüllung dieser Vorstellung von mir eine glückliche Beziehung mit meinem Partner führen.“

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8 realistische Erwartungen an eine Beziehung: Diese Ansprüche sind berechtigt

Muss man auf eine SMS vom liebsten direkt antworten? Muss man sich jedes Wochenende sehen? Und wer bezahlt eigentlich den Kinobesuch? Bevor man diese Fragen für sich beantworten kann, muss man zunächst diese 8 Beziehungs-Basics kennen:

1. Zuneigung zeigt wahre Liebe

Zuneigung drückt jeder Mensch anders aus. Die einen demonstrieren es mit einer lieben Geste, die anderen mit einem Liebesgeständnis. Was aber am wichtigsten ist, sind die kleinen physischen Offenbarungen: eine Umarmung hier, ein Streicheln dort, ein Kuss hier und Händchenhalten dort. Man sollte den Partner als ganze Person bejahen und in der Lage sein es in der Art zu zeigen, in der er es auch versteht.

2. Mitgefühl ist essenziell

Wenn man sich unwohl fühlt - sei es seelisch oder körperlich - sollte man sich beim Partner gut aufgehoben fühlen. Es sollte selbstverständlich sein, dass der Partner einen auffängt, der Fels in der Brandung ist. Er sollte einen liebevoll empfangen- Wobei das nicht bedeutet, dass er die Gedanken lesen oder mitleiden muss. Viel mehr geht es darum, dass er dich verstehen kann - und so auf dich eingeht.

3. Respekt gehört in jede gesunde Beziehung

Ein guter Partner respektiert dich und deine Grenzen. Er muss deine persönlichen Grenzen nicht mit dir teilen - jedes Menschen Grenzen liegen woanders -, allerdings sollte er sie akzeptieren. Ein respektvoller Partner kennt und bewundert deine Stärken und ist gnädig mit deinen Schwächen - ohne sie ständig herauszufordern und hinterfragen.

4. Eine gute Beziehung enthält Rücksicht und Kompromisse

Ein rücksichtsvoller Partner denkt darüber nach, wie sein Handeln dich beeinflusst, aber dich womöglich verletzt oder dir etwas Gutes damit tut. Das heißt nicht, dass er alles tun soll, was du willst. Es bedeutet, dass er dir höflich gegenüber tritt und sich bemüht, deine Sichtweise in seinen Handlungen zu berücksichtigen.

5. Zeit für die Partnerschaft

Jede Beziehung basiert darauf, die Zeit gemeinsam zu verbringen. Ist der Partner nur selten bei dir und bemüht sich stets darum, eure gemeinsame Zeit zu rationieren, kann man sich zu Recht fragen, ob man diese Art von Beziehung führen möchte.

6. Gemeinsame Interessen vs. die eigenen Bedürfnisse: Wichtig ist vor allem das Interesse aneinander 

Es ist völlig berechtigt vom Partner zu erwarten, dass er mehr Interesse an die zeigt, als der Otto-Normalverbraucher von nebenan. Er sollte an deinen Aktivitäten, Meinungen, Gedanken und Gefühlen interessiert sein - nicht weil du es so willst, sondern weil du ihn schlicht und einfach interessierst. Mangelt es an Interesse, ist es oft ein Indiz dafür, dass der Partner nur in einer Beziehung ist, um nicht alleine zu sein - was ein völlig falscher Ansatz für eine Beziehung ist. 

7. Intimität ist ein grundsätzliches Bedürfnis

Nein, damit ist kein Sex gemeint (obwohl auch der wichtig ist in einer Beziehung). Viel mehr heißt Intimität in diesem Zusammenhang, der Wille und die Lust, den anderen wirklich zu kennen - und sich ihm völlig zu offenbaren, sich vor ihm so zu zeigen, wie man wirklich ist. Das sollte auf Gegenseitigkeit beruhen. Dem anderen auch seine verletzliche Seite zu zeigen, kann intimer sein, als jeglicher Sex...

8. Großzügigkeit den anderen Menschen

Ein großzügiger Partner genießt es, zu helfen, zu beruhigen und andere Wege zu finden, die dir gut tun, von denen du profitierst, die dir nutzen. Hierbei geht es nicht zwangsläufig um materielle Dinge oder hochtrabende Unternehmungen. Sich dem Partner völlig hinzugeben ist das höchste Geschenk, das höchste Zeichen der Großzügigkeit, das man seinem Partner machen kann - und zwar gegenseitig...

Hohe Erwartungen an die Beziehung: Wenn der Partner das unsichtbare Memo nicht erhalten hat…

Das eigentliche Problem mit Erwartungen ist oft, dass der eine Mensch Dinge für selbstverständlich hält und erwartet, dass der Partner das genauso sieht. Womit wir bei unrealistischen Erwartungen wären. Der Partner kann einem nun einmal nicht jeden Wunsch von den Augen ablesen und welche Dinge „selbstverständlich“ sind und welche nicht, ist in vielen Fällen von Mensch zu Mensch verschieden. Deshalb ist Kommunikation das A und O: Wer seine wichtigen und essenziellen Erwartungen an den Partner und an die gemeinsame Beziehung reflektiert hat, sollte darüber auch mit dem Partner sprechen. So hat der andere erstens die Möglichkeit, Erwartungen zu erfüllen oder zweitens auch zu widersprechen und zu erklären, warum er bestimmten Vorstellungen nicht entsprechen kann oder will. Plus: Auch Kompromisse können erst durch ein offenes Gespräch gefunden und beschlossen werden.

Kommunikationsregeln für die Beziehung: So stärkt ihr eure Partnerschaft

Übrigens, Überraschung: Auch die andere Person hat Erwartungen

Ein „Erwartungs-Gespräch“ ist in einer Beziehung mal früher mal später sinnvoll, denn auch der Partner hat in aller Regel Wünsche und Vorstellungen, die es zu wissen gilt. Bei all dem Reflektieren über die eigenen Erwartungen sollte deswegen eins auf keinen Fall verlorengehen: Die Frage, was denn der Partner eigentlich von einem selbst erwartet und welche Wünsche und Vorstellungen er für die gemeinsame Beziehung hat. Denn auch wir sollten unser Verhalten den Bedürfnissen unseres Partners anpassen - natürlich müssen eigene Interessen und bestimmte Erwartungen von uns damit vereinbart werden.

Erwartungen können eine Beziehung verbessern – aber nur, wenn sie ganz offen untereinander ausgetauscht werden.

Artikelbild & Social Media: iStock / vadimguzhva

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