24 Stunden ohne Männer: Sicherheit darf kein Luxus sein!
Was würdest du tun, wenn es für 24 Stunden keine Männer auf der Welt gäbe? – Warum die Antwort auf diese Frage so erschreckend ist.
Es ist eine harmlose Umfrage – vielleicht etwas provokant – aber das Resultat offenbart etwas, das im Netz gerade für Diskussionen sorgt. Die Bloggerin Isabell Gerstenberger hat bei Instagram Frauen und Männer dazu aufgefordert, ihr zu erzählen, was sie machen würden, wenn es für 24 Stunden keine Männer respektive Frauen gäbe. Das Ergebnis ist so erdrückend, dass es eigentlich keiner weiteren Erklärung bedarf.
Die Umfrage zeigt: Ohne Männer würden Frauen weniger Angst haben
Auf der einen Seite sind da die Antworten der Männer, viele schreiben sie würden genau das machen, was sie sonst auch tun. Zwei Fotos weiter bietet sich ein anderes Bild - und das macht betroffen. Die Frauen erzählen davon, nachts allein spazieren zu gehen, das tragen zu können, was sie wollen oder im Fitnessstudio unbeobachtet trainieren zu können.
Und auch wenn dies ganz subjektive Erfahrungen sind, spiegeln sie doch eines wider: Das ungute Gefühl, nicht das tun zu können, was ich möchte. Extrem ausgedrückt bedeutet das also: Ohne Männer würden viele Frauen weniger Angst empfinden.
Warum nachts spazieren zu gehen für viele Frauen nicht normal ist
Wie einige habe ich das Ergebnis der Umfrage bei Instagram geteilt und viele Reaktionen bekommen. Traurig und schockierend, schrieben mir meine Freundinnen. Und auch unter meinen männlichen Freunden sorgten die Antworten für Unbehagen. Allerdings schrieb mir auch jemand: "Damit werden aber alle Männer über einen Kamm geschert." Dabei geht es darum ganz und gar nicht. Nicht alle Männer haben böse Absichten und gerade deshalb ist die Angst der Frauen so latent – sie ist da, weil etwas passieren KÖNNTE und allein dieses Gefühl reicht aus, Dinge nicht zu tun, die für andere das normalste der Welt sind.
Ich laufe nachts alleine durch die Straßen Hamburgs – nicht, weil ich nicht glaube, dass etwas passieren kann, sondern weil ich mich weigere, meine Freiheit aus Angst vor den Handlungen anderer einzuschränken. Ich erinnere mich noch gut, wie ich vor einigen Jahren nachts an einer U-Bahnhaltestelle von einem fremden Mann bedrängt wurde. Er wirkte aggressiv, nicht ganz bei Sinnen. Ich fühlte mich hilflos. Noch heute kommt in mir ein ungutes Gefühl auf, wenn ich an diesem Ort bin. Und dieses Ereignis ist wohl auch der Grund, warum ich nach einer Party nachts mit meinem Schlüssel in der Hand nach Hause laufe und mich in dunklen Seitenstraßen immer mal wieder umdrehe.
Sexuelle Belästigung: So reagierst du richtig
Jede Frau in meinem Freundeskreis hat eine solche Geschichte zu erzählen - und das ist das Problem. So lange es diese Negativbeispiele gibt, so lange bleibt etwas so Banales wie im Dunkeln allein spazieren zu gehen etwas, das viele Frauen nur dann tun können, wenn sie all ihren Mut zusammen nehmen.
Frauen wünschen sich eine Welt, in der sie sich sicherer fühlen
In ihrem Buch "Ich habe einen Namen" bringt die Autorin Chanel Miller diese Problematik auf den Punkt. Die Amerikanerin wird nach einer Party von einem Mann vergewaltigt. Der Prozess gegen den Studenten wird zur Farce, er erhält lediglich eine Haftstrafe von sechs Monaten. In dem Buch schildert sie nicht nur schmerzhaft detailliert, was ihr widerfahren ist, sondern gibt auch Details über ihr Leben nach der Tat Preis. In einem Kapitel schreibt sie, dass sie auf dem Weg von der Universität zu ihrer Wohnung immer wieder von Männern angesprochen wird – mal scheinbar harmlos, mal penetrant. Irgendwann beginnt sie die Belästigungen zu filmen und ihrem Freund die Aufnahmen zu schicken. Weniger später bittet ihr Freund sie, ihr keine weiteren Videos mehr zu schicken – das Verhalten der Männer könne er nicht ertragen.
Chanel Miller entgegnet daraufhin, dass es nicht fair sei, dass er die Videos einfach abbestellen könne, während Frauen diese Option nicht hätten. Sie müssten die Belästigungen über sich ergehen lassen. Ähnlich verhält es sich mit der Angst, nachts allein durch die Straßen zu laufen. Sie lässt sich nicht einfach ab- und anstellen, für viele Frauen ist sie in bestimmten Situationen immer da. Eine Welt ohne Männer – das wünschen sich Frauen nicht. Aber eine, in der sie sich sicherer fühlen können – ein Luxus, der keiner sein sollte.
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