5 gravierende Erziehungsfehler und ihre weitreichenden Folgen
Jeder hat sie schon mal erlebt, keiner will, dass der eigene Nachwuchs dazu mutiert: Arschlochkinder. Dahinter stecken keine bösen Menschen, sondern lediglich Erziehungsfehler.
Erziehungsfehler: Eltern zeigen keine Gefühle
Ein Kind muss lernen, dass seine Handlungen bei Mitmenschen Gefühle auslösen. Und das lernt es in erster Linie durch Beobachtung. Worst-Case-Szenario: Beobachtet ein Kind, wie der Vater die Mutter schlägt und sie es wehrlos mit sich machen lässt, womöglich nicht einmal etwas sagt, glaubt das Kind eher, dieses Verhalten sei normal. Sieht es dagegen, wie die Mutter sich wehrt, weint oder schreit, bemerkt das Kind sehr schnell, dass dieses Verhalten falsch und verletzend ist.
Kinder können nur dann Empathie entwickeln, wenn sie von ihren Eltern lernen, welche Gefühle sie haben. Die Fähigkeit zu Empathie, zum Mitgefühl, ist nicht angeboren. Kinder müssen erst lernen, welche Gefühle es gibt und wie sie ausgelöst werden. Sie lernen es automatisch, wenn sie sich die Mimik und Gestik ihrer Eltern und Mitmenschen anschauen, Reaktionen wahrnehmen und verinnerlichen.
Erziehungsfehler: Kinder erleben keine Enttäuschung
"Was dich nicht umbringt, macht dich stärker", wusste schon Friedrich Wilhelm Nietzsche. Die einfache Weisheit begegnet uns häufig im Laufe des Lebens - egal in welchem Alter, in welcher Situation. Kinder sind enttäuscht, wenn sie einen Schokoriegel nicht bekommen; Jugendliche, dass sie nicht auf eine Party gehen dürfen; Studenten, wenn sie eine Klausur verhauen und Erwachsene, wenn eine Beziehung scheitert oder sie ihre Arbeitsstelle verlieren.
Die Gründe mögen verschieden sein, doch Fakt ist: Das Leben steckt voller Rückschläge, Enttäuschungen und Hindernisse, die man vielleicht nicht bewältigen kann, an denen man scheitert. Wer daran nicht zugrunde gehen will, benötigt ein dickes Fell. Und je früher man es lernt, desto besser ist es.
Versuchen Eltern, ihr Kind von klein auf nie zu enttäuschen, verweigern sie ihm damit eine kostbare Möglichkeit zum Aufbau von Resilienz. Ein Kind braucht Herausforderungen. Es muss lernen zu scheitern, ebenso wie zu gewinnen. Kommen sie in Situationen, in denen beide Optionen eine Möglichkeit darstellen - umso besser: Gewinnen sie, werden sie selbstbewusster. Verlieren sie, lernen sie, dass das Leben auch nach einer Enttäuschung weitergeht. Sie lernen, dass aus Frust auch Motivation entstehen kann.
Kinder müssen scheitern dürfen. Eltern, die ihre Kinder von jeglichen Verletzungen beschützen, tun ihnen langfristig keinen Gefallen damit. Wer als Kind keine Chance zum Scheitern hatte, wird als Erwachsener mit Rückschlägen nur schwer umgehen können und wird vor Herausforderungen Angst haben, sobald er einmal einen Rückschlag erlebt.
Erziehungsfehler: Kinder erhalten Ersatzbefriedigung statt Trost
Befolgen Eltern den Rat, ihre Kinder auch mal scheitern zu lassen, lauert schon die nächste Erziehungsfalle auf sie: die Trostform. Eltern, die ihrem Kind, das ein Spiel verloren hat, ein Eis zum Trost schenken, aktivieren in dem Kind eine ungünstige Assoziation: Auf diese Weise lernt das Kind, ihre Rückschläge mit einer Ersatzbefriedigung zu verdrängen und sich vom Schmerz abzulenken - statt den Rückschlag zu verstehen und zu verarbeiten.
Die Folge: Aus dem ersatzbefriedigten Kind, wird ein Erwachsener, der bei Enttäuschungen nach schnellen Ersatzbefriedigungen sucht - sei es Essen, Einkaufen oder im schlimmsten Fall Alkohol und Drogen.
Wie sollten Eltern also idealerweise ihrem Kind Trost spenden, wenn es scheitert? Am besten durch Zuwendung: das Kind in den Arm nehmen, es nach seinen Gefühlen fragen, ihm Lösungsvorschläge anbieten oder es für einen weiteren Versuch motivieren.
Erziehungsfehler: Eltern sind unberechenbar
Kinder brauchen Regeln, Kinder benötigen Strukturen. Eine gewisse Ordnung gibt ihnen Sicherheit. Und das gilt auch für Verhaltensregeln - die für sie genauso gelten wie für ihre Eltern.
Sind Eltern wütend auf das Kind, ohne dass es den Grund dafür kennt, oder schreien sie es an, ohne dem Kind zu erklären warum, wird es kompliziert für das Kind. Die Eltern werden unberechenbar - und das Kind lebt in Angst. Es wird verunsichert, weiß nicht, wie es sich "richtig" verhalten soll oder was "falsch" ist. Dem Kind fehlt schlicht und einfach eine Orientierung.
Eltern sollten für Kinder als engste Vertrauenspersonen berechenbar sein. Sie müssen Kindern ein logisches Verhalten vorleben. Sind sie gestresst und reagieren deswegen empfindlicher auf das unaufgeräumte Kinderzimmer, sind es durchaus auch mal die Eltern, die sich für die erhobene Stimme bei dem Kind entschuldigen und ihm den Grund dafür nennen sollten. Kinder verstehen mehr, als wir glauben. Wir müssen es nur mal versuchen.
Erziehungsfehler: Eltern akzeptieren kein "Nein" des Kindes
Kinder haben Rechte. Kinder haben Meinungsfreiheit und eigene Bedürfnisse, die man als Eltern respektieren muss. Das soll nicht heißen, dass lediglich antiautoritäre Erziehung die beste Erziehungsform ist. Aber Eltern müssen dazu bereit sein, dem Kind auch mal seinen Willen zu lassen. So lernt es, sich durchzusetzen, zu argumentieren, für sich selbst einzustehen.
Viel zu oft sehen Eltern über ein "Nein" des Kindes hinweg. Passiert das zu oft, lernt das Kind, dass sein "Nein", sein Wille nicht zählt. Eltern nehmen ihren Kindern damit ihre Stimme. Das Kind lernt, dass vor allem höher gestellten und stärkeren Menschen gegenüber sein "Nein" nicht zählt. Es glaubt, sich unterwerfen zu müssen.
Natürlich ist das keine unumstößliche Regel. Geht es um die Sicherheit des Kindes, etwa wenn es vor ein Auto laufen will, oder um die Medikamenteneinnahme, ist es sogar die elterliche Pflicht, sich über die Verweigerung des Kindes hinwegzusetzen.
Bei weniger wichtigen "Neins", etwa wenn es nicht in die Kita gehen will, sollten Eltern ihre Kinder davon überzeugen, warum ein "Ja" angebracht ist. Das Kind muss es verstehen können, muss es am liebsten selbst wollen. Und manchmal hilft bei Kleinkindern sogar eine Pseudo-Logik: So ist es durchaus schon mal vorgekommen, dass eine Mutter ihr Kind zur Kita überredet hat, weil es folgendes Argument benutzt hat: "Schau mal, wenn du jetzt nicht zur Kita gehst, dann kann dich deine Oma auch nicht von der Kita wieder abholen." Und - zack - will das Kind doch sehr gerne in die Kita gehen.
Kleine Kniffe sind erlaubt - Hauptsache, das Kind macht es freiwillig...
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