Angelina Kirsch: "Viele dünne Mädchen in der Mode-Branche sind krank"
Angelina Kirsch wurde früher gemobbt, heute liebt sie ihre üppigen Kurven...
Als „Curvy-Model“ mit Fettpölsterchen und Cellulite ist Angelina Kirsch (33) ein Vorbild für viele Frauen. Sie arbeitet zudem als Fernsehmoderatorin, Buchautorin und hat ein eigenes Mode-Label. Im Interview spricht sie über Kurven, Kleidergrößen und wie sie erfolgreich wurde.
Angelina Kirsch: Ihr No-Go für kurvige Frauen
Lassen Sie uns über Mode sprechen: Welche No-Gos gibt es ihrer Meinung nach für kurvige Frauen?
Ein absolutes No-Go ist in meinen Augen, sich unter großen schwarzen Zelten zu verstecken. Ob kurvig oder nicht: Man darf die Mode feiern. Vollkommen egal, was auf dem Größenetikett steht.
Gibt es Mode-Regeln, die immer wieder zitiert werden, die Sie aber für vollkommenen Quatsch halten?
Oh ja, ganz viele! Zum Beispiel die Regel, kurvige Frauen sollen keine Querstreifen tragen. Hey, warum nicht? Wenn das Kleidungsstück gut sitzt, kann man das tragen. Oft wird auch behauptet, fülligere Frauen sollen keine kurzen Röcke tragen. Oder man solle Oberteile nicht in die Hose stecken. Oder die Regel: bloß keine Arme zeigen! Immer alles schön verhüllen! Auch keine Beine zeigen! Keine Farbe, keine Muster! Nur schwarz! Alles Blödsinn.
Angelinas Mutter bestärkte sie schon immer
Was mögen Sie selber eigentlich besonders an Ihrem Körper?
Alles! Es gibt keinen Körperteil an mir, den ich nicht mag. Ich habe schon vor vielen Jahren Frieden geschlossen mit allem, was da ist. Mit allen Dellen, Falten und Beulen.
Wie alt waren Sie, als Sie Frieden mit Ihrem Körper geschlossen haben?
In der Pubertät. Das war die Zeit, als ich anfing zu zweifeln. Da hat meine Mutter mich beiseitegenommen und gesagt: „Angelina, du wirst eine Frau. Kurven gehören dazu. Ich gebe dir nur einen einzigen Rat: Mach niemals eine Diät!“ Das hat mich auch gestärkt, als ich später in der Schule Mobbing erfahren habe. Ich war die Erste, die damals Rundungen bekam.
In der Model-Szene wird ja auch ganz offen über Figurfragen gesprochen. Werden Sie von den Frauen mit kleineren Konfektionsgrößen auch schon mal negativ beäugt?
Selten. Aber ich erinnere mich an eine Begebenheit, da wollte mich ein Mager-Model belehren. Es wollte mir von einem Müsli-Riegel abraten. In der Mittagspause habe ich diese Dame beobachtet, wie sie einen Wattebausch in Orangensaft getunkt und dann gegessen hat. Das wäre nicht mein Leben! Viele dieser ganz dünnen Mädchen in der Branche sind schlicht und einfach krank.
Steht demnächst eine Hochzeit bei Angelina Kirsch an?
Sie werden vermutlich nicht ewig als Model arbeiten. Welche Optionen gibt es für die Zeit nach der Model-Karriere?
Mein Schwerpunkt hat sich ja schon eher in Richtung Moderation verlagert. Da kann ich auch den Mund aufmachen und erreiche dadurch mehr Frauen, die dann sagen: „Toll, dass du mit deiner Figur – obwohl sie nicht in die Konventionen passt – trotzdem diesen Erfolg hast. Dass du ganz bei dir bleibst.“
Sie sind bekannt für Ihre positive Ausstrahlung. Aber auch bei Ihnen gibt es mal graue Tage, oder?
Klar! Aber in solchen Lebenslagen weiß ich genau, was mir guttut. Dann drehe ich meine Lieblingsmusik lauter, esse etwas, das mir gut schmeckt. Und ich nehme mir besonders viel Zeit, mich schön herzurichten. Mein Vater hatte immer so einen schlauen Spruch drauf: „Jeder Tag ist nur ein einziges Mal da – und wenn er weg ist, ist er weg.“ Das muss man sich einfach bewusst machen: Jeder Tag im Leben ist ein Geschenk!
Sie sind wieder glücklich liiert. Steht demnächst eine Hochzeit an?
Wir werden sehen. Jetzt wohnen wir erst mal zusammen. Immer schön Schritt für Schritt, nichts überstürzen. Wir sind sehr happy, so wie es gerade ist.
Im Video: Throwback - Die schönsten Looks von Model Angelina Kirsch!
Artikelbild & Social Media: IMAGO / Rainer Unkel