Callboy im Selbstversuch: Wie ist es, bei Anruf Sex zu haben?
Alles kann man online bestellen – natürlich auch Sex! Doch bringt es ein Callboy aus dem Internet wirklich? Sophie Andresky wagte den Selbstversuch.
Wir trafen uns in einem Hotelzimmer und ich weiß bis heute nicht, wie er wirklich hieß. Auf der Seite der Agentur lief er unter „Maurice“, ein richtiger Kitschname, über den ich schmunzeln musste. Er sei kultiviert und erfahren, stand da. Das stimmte, und trotzdem ist Maurice mein erster und einziger Callboy geblieben.
Ein Callboy aus dem Internet
Als ich „Escortservice Männer“ googelte, stieß ich auf die Website einer Callboy-Agentur in Hamburg. „Berufliche Recherche“, dachte ich zuerst, dann gestand ich mir aber doch ein, dass es Neugier war und die Lust auf eine Grenzerfahrung. Die erste Herausforderung bestand darin zu formulieren, was ich eigentlich wollte. Der Wunschmann war noch einfach: komplett körperenthaart, mittelgroß und nicht zu viele Muskeln.
Schwieriger wurde es bei den bevorzugten Praktiken. „Ich möchte jemanden, der wirklich gut im Petting ist“, hörte ich mich der netten Dame am Telefon erklären. Außerdem wünschte ich mir Cunnilingus. Die Dame: „Mit Penetration?“ „Ja!“ „Mit Fingern oder Spielzeug?“ „Ja und ja!“ 370 Euro für drei Stunden kostete der Spaß, Taxi und Trinkgeld extra. Eine Stunde später klopfte Maurice an meine Tür.
Sanfte Massage als Vorspiel
Bevor er meine Kreditkarte durch sein Lesegerät zog, machte ich ihm klar, dass ich auf Small Talk gerne verzichten wolle. Augen zu, Gehirn aus, nur noch Körper sein. Gar nicht so einfach.
„Nimm ihn wie einen lebendigen Vibrator“, sagte ich mir und legte mich hin. Er begann mit einer sanften Massage und als er bei meinen Brüsten angekommen war, wusste ich, dass das klappen konnte mit uns beiden.
Der perfekte Liebhaber
Nachdem er mich zweimal direkt gefragt hatte, wie er mich anfassen sollte, ließ ich die restliche Zurückhaltung beiseite und gab ihm direkte Anweisungen: zart lecken, hart mit den Fingern ficken, den Rhythmus nicht wechseln. Nach dem Höhepunkt (meinem! Hatte er einen? Keinen? Zwei?) eine Ölmassage und dann später noch eine Runde a tergo, dabei ein Finger ohne Druck immer schön auf der Klitoris.
Schön, wenn einfach alles klappt. Es war uns beiden klar, dass wir nichts füreinander machten, sondern dass er mich bediente. Er beherrschte alle Techniken, die ich gebucht hatte, hervorragend und war körperlich so gut in Schuss wie Hugh Jackman. Noch während ich keuchend neben ihm lag, freute ich mich, dass er nicht zum Frühstück bleiben würde.
Eine zwiespältige Erfahrung
Ein Miet-Mann hat einige Vorteile gegenüber einem One-Night-Stand: Das Date ist risikoarm und er wird sich garantiert um meine Befriedigung kümmern. Man kann mit ihm auch Dinge machen, die ein Partner nicht will. Wenn man erst mal flirten möchte, geht man vorher essen und lässt sich das Bett bis zuletzt offen.
Sich zu verlieben, ist natürlich das große No-Go. Und wenn einem was nicht passt: einfach abbrechen – zur Not auch, wenn man schon nackt ist. Meine Gefühle nach diesem Erlebnis waren zwiespältig:
Callboy-Rollenspiele mit dem Partner
Die Macht, über alles bestimmen zu können, und der Egoismus, sich nur auf die eigene Lust zu konzentrieren, waren geil und schön. Aber ich möchte doch das Gefühl haben, die Hauptattraktion zu sein und nicht die Scheine auf dem Nachttisch. Ein bisschen war diese Nacht mit Maurice, wie wenn man sich eine extragroße Salamipizza mit doppelt Käse kommen lässt und vor dem Fernseher mit den Fingern isst:
Es befriedigt die Gier, aber schon beim letzten Bissen überlegt man, ob das jetzt wirklich sein musste. Mehr Spaß macht mir die Callboy-Nummer als Inszenierung mit dem Partner. Dann ist der Thrill ähnlich, aber der fade Nachgeschmack bleibt aus.