Christian Quadflieg: Er war Landarzt, Lehrer & Poet – doch das Glück fand er hier...
Christian Quadflieg war bekannt als "Der Landarzt", doch sein wahres Glück fand er ganz woanders.
„Die Zeit, die ist ein sonderbares Ding. Wenn man so hinlebt, ist sie rein gar nichts. Aber dann auf einmal, da spürt man nichts als sie.“ Wie sehr hatte Christian Quadflieg († 78) diese Zeilen aus „Der Rosenkavalier“ geliebt. Wie oft hatte er sie auf Lesungen zuletzt vorgetragen. Wohl wissend, wie viel Wahrheit in den Worten steckt.
In den letzten Monaten seines Lebens rann auch ihm die Zeit auf einmal nur so durch die Finger. Der beliebte Schauspieler starb am 16. Juli nach langer, schwerer Krankheit. Er war Landarzt, Lehrer und Poet – doch nur als Ehemann fand er das Glück.
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Christian Quadflieg: Geboren in Växjö in Småland
Christian Quadflieg wurde am 11. April 1945 im schwedischen Växjö geboren. Er hatte vier Geschwister und einen Vater, der als Theaterschauspieler eine Legende war: Will Quadflieg († 89, „Faust“). Christian wollte in seine Fußstapfen treten und bewarb sich nach dem Schulabschluss an der Bochumer Schauspielschule. Doch er fiel durch. Zu schlecht. Kein Vergleich zum übermächtigen Vater.
Eine große Enttäuschung für den jungen Mann. Doch aufgeben war für ihn keine Option. Schließlich wurde er doch noch aufgenommen – und spielte erste kleine Rollen am Theater. Irgendwann lockte ihn dann aber das Fernsehen …
Christian Quadflieg war Landarzt Dr. Matthiesen
In über 200 Rollen war Christian Quadflieg in den 70er-, 80er- und 90er-Jahren zu sehen. Die berühmtesten unter ihnen: Im „Tatort – Reifezeugnis“ spielte er einen verheirateten Lehrer, der eine junge Schülerin verführt. Im „Landarzt“ den netten Mediziner Dr. Mattiesen. Eine Rolle, für die die Zuschauer ihn liebten. So sehr, dass viele in ihm nur noch den Arzt sahen.
„Es kam mal jemand auf mich zu und sagte: ,Herr Doktor, Herr Doktor, meine Mutter hat Rheuma. Können Sie helfen?‘ Und ich musste sagen: ,Tut mir leid. Ich bin Schauspieler. Da muss ich erst mal im Drehbuch nachschauen‘ “, erinnerte er sich einmal lachend an einen skurrilen Moment. Christian Quadflieg wollte mehr sein als „nur“ der Landarzt. Und so musste der von so vielen Deutschen geliebte Dr. Mattiesen den Serientod sterben.
Christian Quadflieg: Die Ehe mit Renate hat er nie riskiert
Seinen letzten Fernsehfilm drehte er 2001: „Eine öffentliche Affäre“. Danach zog sich Christian Quadflieg aus dem TV zurück. Mit seiner Frau Renate Reger (77) genoss er ein ruhiges Leben in Hamburg-Sasel. Seit 1974 war das Paar verheiratet.
Als er einmal nach dem schönsten Moment seines Lebens gefragt wurde, kam die Antwort direkt: „Als meine Frau nach meinem Heiratsantrag damals ,Ja‘ gesagt hat!“ Im nächsten Jahr hätten sie goldene Hochzeit gefeiert. 50 Jahre Liebe. Und in all der Zeit gab es nicht einen Skandal, keine große Krise. Im Gegenteil. „Ich verliebe mich jeden Tag neu in meine Frau“, schwärmte er gerne mal.
Auch als ihm zu seinen „Landarzt“-Zeiten immer wieder Avancen von anderen Frauen gemacht wurden, ging er nie darauf ein. Seine große Liebe für ein kurzes Glück mit einem jungen Ding aufs Spiel setzen? Niemals! „Ich finde reife Frauen, die eine gewisse Erfahrung und Klugheit haben, viel erotischer als ein junges Mädchen – da hätte ich ständig das Gefühl, in die Vaterrolle schlüpfen zu wollen.“
Christian Quadflieg: Gedichte waren seine Leidenschaft
Nein, das wollte er nicht. Was er wollte, war, mit seiner geliebten Renate im Garten zu sitzen, ihre Hand zu halten und den Moment zu genießen. Wenn da nicht ein kleines „aber“ gewesen wäre. „Aber so was gelingt mir nie richtig lange. Dann fängt es wieder in meinen kleinen grauen Zellen an zu arbeiten und, schwupp, befinde ich mich in irgendeiner Bibliothek auf Stoffsuche.“
Und so tauchte er ab in die Welt der Poesie. „Richtige Dichtung. Kein Larifari-Deutsch“, so sagte er selbst. Goethe, Schiller, Ringelnatz – die großen Dichter waren seine Leidenschaft. In ganz Deutschland gab er in seinen letzten Lebensjahren Lesungen. Doch irgendwann ging es nicht mehr. Seine Zeit war vorüber. Ja, sie ist wirklich ein sonderbares Ding.
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