Darf man Wespen töten? Strafen und ob du ein Wespennest entfernen darfst
Sie nerven beim Essen und bei der Gartenparty. Aber darf man Wespen töten? Strafen gibt es - und zwar ziemlich hohe. Was du wissen musst und unter welchen Umständen und wie du das Wespennest entfernen darfst.
Wespen töten ist landauf landab gang und gäbe. Doch darf man Wespen überhaupt töten? Es gibt klare Regelungen und Strafen, wenn du Wespen tötest. Es kommt aber wie so oft auf die Umstände an.
Wespen töten: Strafbar oder erlaubt?
Es ist ein schöner, sonniger Tag und du trägst allerlei Leckeres auf den Tisch auf. Neben etwas Salzigem ist vielleicht auch Obst und Kuchen auf dem Tisch. Wenn dann auch noch Limo dazukommt, ist das Fest perfekt. Für uns Menschen. Und für die Wespen. Am leichtesten wäre es, wenn du sie einfach abmurkst, oder? Doch darf man Wespen töten?
Es ist für Wespen jedenfalls kein einfaches Leben. Sie sind nicht gerade beliebt und genießen einen zweifelhaften Ruf. Sie stechen und gelten daher seit jeher als Störenfriede eines ruhigen, gemütlichen Tages. Den haben wir uns schließlich verdient, oder nicht? Und dann kommen diese Insekten und fallen über uns her. Wir wittern Gefahr.
Ähnliche Tiere wie Bienen haben da schon ein viel besseres Standing. Alle wollen Wespen töten, aber niemand die friedliche Biene. Die fliegt ja meist von Blume zu Blume und bleibt in der Regel in einiger Entfernung. Ist eine Wespe zugegen, sind dafür gleich mehrere am Start - denn oft ist das nächste Wespennest nicht weit.
Ein ähnliches Nest hat auch die Hornisse, die ebenfalls eine Wespenart ist, aber auch hier sollte vor dem schnöden Schnitt durch die Kehle bedacht werden, dass für Hornissen ebenfalls besondere Regeln gelten. Wie bei der Wespe auch.
Es gibt nämlich bestimmte Arten unter den vielen Wespenarten in Deutschland, die unter Artenschutz stehen. Da darfst du generell gar nichts tun. Als lästig gelten allerdings nur wenige Wespen - und das sind dann auch noch diejenigen, die sogenannte Sommerstaaten bilden, also sozial leben.
Für diese wie auch für alle anderen dieser Insekten gilt, was jeder von uns beachten muss, wenn er eine Wespe töten oder entfernen will - das Bundesnaturschutzgesetz. In dem steht klipp und klar folgender Satz:
Es stellt sich nun also die Frage: Stehen Wespen unter (Natur-)Schutz? In diesem Fall ist jedenfalls eine Wortkonstruktion auffällig: "ohne vernünftigen Grund". Was bedeutet das im Bezug zum Wespen töten?
Erstmal bedeutet es, dass Wespen töten nicht erlaubt ist. Ebenso wenig ist es erlaubt, ein Wespennest zu entfernen oder auszuräuchern, denn beim zweiten Punkt würden die Wespen im Nest wiederum sterben oder beunruhigt werden. Letztlich geht es um ein friedliches Miteinander.
Wespen töten: Strafen, wenn du das Wespennest entfernst
Das heißt ganz konkret: Es ist "ohne vernünftigen Grund" nicht erlaubt, eine Wespe zu töten. Oder ein Wespennest zu entfernen. Es gibt also Ausnahmen, zum Beispiel wenn du eine Insektenallergie hast. Allergiker*innen sind in unmittelbarer Lebensgefahr, daher ist hier wohl ein "vernünftiger Grund" zu sehen, die Wespennester zu entfernen oder die Wespen umzubringen.
Bei anderen berechtigten Gründen - wie zum Beispiel einem Wespennest auf dem Kinderspielplatz - kannst du zudem um Hilfe bitten. Hier können Kammerjäger*innen oder auch Umweltverbände schnelle Hilfe leisten oder zumindest Rat geben. Ansonsten droht ein hohes Bußgeld, denn beim Wespennest entfernen kann dir eher jemand zusehen und dich anzeigen, als es beim Töten einer einzelnen Wespe der Fall ist.
Solltest du dich dafür entscheiden, ein Wespennest auszuräuchern oder Wespen zu töten, drohen dir je nach Bundesland in Deutschland theoretisch extrem hohe Strafen, wie das Rechtsjournal Mobilitätsmagazin weiß. Auch bei einer nicht besonders geschützten Wespenart sind die Strafen fürs Wespen töten, verletzen oder fangen hoch, unter ganz bestimmten Umständen jedenfalls.
Das sind die theoretischen Bußgelder, wenn du ohne Grund gegen Wespen oder andere wildlebenden Tiere vorgehst und sie entfernst, fängst oder tötest:
Baden-Württemberg: Ohne besonderen Schutz: bis zu 15.000 Euro; besonders geschützte Art: bis zu 50.000 Euro
Bayern: Ohne besonderen Schutz: bis zu 5.000 Euro; besonders geschützte Art: bis zu 50.000 Euro
Berlin: Ohne besonderen Schutz: bis zu 5.000 Euro; besonders geschützte Art: bis zu 50.000 Euro
Brandenburg: Ohne besonderen Schutz: bis zu 13.000 Euro; besonders geschützte Art: bis zu 65.000 Euro
Bremen: Ohne besonderen Schutz: bis zu 5.000 Euro; besonders geschützte Art: bis zu 50.000 Euro
Hamburg: Ohne besonderen Schutz: bis zu 5.000 Euro; besonders geschützte Art: bis zu 50.000 Euro
Hessen: Ohne besonderen Schutz: bis zu 5.000 Euro; besonders geschützte Art: bis zu 50.000 Euro
Mecklenburg-Vorpommern: Ohne besonderen Schutz: bis zu 20.000 Euro; besonders geschützte Art: bis zu 20.000 Euro
Niedersachsen: Ohne besonderen Schutz: bis zu 5.000 Euro; besonders geschützte Art: bis zu 50.000 Euro
Nordrhein-Westfalen: Ohne besonderen Schutz: bis zu 50.000 Euro; besonders geschützte Art: bis zu 50.000 Euro
Rheinland-Pfalz: Ohne besonderen Schutz: bis zu 15.000 Euro; besonders geschützte Art: bis zu 5.000 Euro
Saarland: Ohne besonderen Schutz: bis zu 10.000 Euro; besonders geschützte Art: bis zu 10.000 Euro
Sachsen-Anhalt: Ohne besonderen Schutz: bis zu 5.000 Euro; besonders geschützte Art: bis zu 50.000 Euro
Sachsen: Ohne besonderen Schutz: bis zu 5.000 Euro; besonders geschützte Art: bis zu 50.000 Euro
Schleswig-Holstein: Ohne besonderen Schutz: bis zu 5.000 Euro; besonders geschützte Art: bis zu 50.000 Euro
Thüringen: Ohne besonderen Schutz: bis zu 50.000 Euro; besonders geschützte Art: bis zu 50.000 Euro
Für das Zerstören oder Beschädigen von "Ruhe- und Fortpflanzungsstätten", in diesem Fall also Wespennestern, gibt es in Berlin gesonderte Strafen, die höher sind:
Berlin: Ohne besonderen Schutz: bis zu 50.000 Euro; besonders geschützte Art: bis zu 50.000 Euro
Sind die Strafen fürs Wespen töten realistisch?
Besonders geschützt sind Arten wie Hornissen, Kreiselwespen oder Knopfhornwespen. Solltest du diesen an den Kragen wollen, kann es also noch teurer als ohnehin schon werden. Am Tisch im Garten sind allerdings vor allem die Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe anzutreffen, die nur unter dem allgemeinen Artenschutz stehen, aber nicht besonders geschützt sind.
In der Regel gehen laut der Rechercheplattform Correctiv keine Bußgeld-Bescheide bei Bürger*innen ein, die sich mit den Insekten angelegt haben. Die Behörden würden - wenn überhaupt - eher mündliche Verwarnungen aussprechen, wenn jemand eine Wespe tötet.
Um irgendwie an die genannten Summen zu kommen, müssten Bürger*innen wohl wiederholt und regelmäßig Nester zerstören. Diese sind daher wohl eher realistisch, wenn du aus purer Absicht einen der letzten Luchse oder Auerhähne in Deutschland tötest. Für eine einzelne Wespe nicht.
Wenn du wissen willst, wie du Wespen trotzdem ohne Mord von dir fernhältst, empfehlen wir dir den folgenden Artikel, der einen Haufen Tipps und Tricks bereithält, wie du die Wespen loswirst, ohne sie aggressiv und auf eigene Faust zu bekämpfen. Dann bleiben die Hautflügler in einiger Entfernung und so haben Mensch, Tier und Insekt ihren Frieden und sind außer Gefahr. Und niemand bekommt ein Bußgeld, weil er das Nest eines geschützten Insekts entfernt hat.
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