Dating-Apps: So anonym wird Sex dank Apps
Für Schüchterne ist Online-Dating super, um neue Menschen kennenzulernen. Doch wie die neuen Apps unser Sex-Leben „revolutionieren“ wollen, ist eher unheimlich.
Dating Apps sind super – eigentlich. Immerhin ermöglichen sie auch schüchternen Menschen mit potentiellen Partnern in Kontakt zu treten. Doch die neuesten Dating-Apps wecken bei uns nur einen Gedanken: Wie unpersönlich will man Sex denn noch machen?
Sich kennenzulernen scheint völlig überbewertet – ja, selbst das miteinander reden wird jetzt unnötig! Wenn es nach den neuesten Dating-Apps geht, wird unser Sexleben jetzt immer anonymer und unpersönlicher.
Anonymer Sex schön und gut. Gerade als Single, der Single bleiben will, und dennoch seine körperlichen Bedürfnisse befriedigt haben möchte, ist das eine gute Lösung. Aber SO anonym?
Das sind die neuen Dating-Apps, die dabei helfen, anonyme Partner zu finden:
Sex-App "LovePalz": Sex ferngesteuert
Ursprünglich dafür gedacht, auch in einer Fernbeziehung Sex haben zu können, hat diese App jetzt eine skurrile Erweiterung bekommen.
Aber von vorne: "LovePalz" ist nicht nur eine App, User benötigen dafür auch Hardware. Nämlich "Zeus" und "Hera", die durch die App miteinander verknüpft werden.
Hera bekommt die Frau. Es sieht aus wie ein gewöhnlicher Dildo , doch die Sensoren an dem Gerät zeichnen den durch die Vagina ausgeübten Druck auf. Die App schickt diese Daten an Zeus, den Masturbator für den Mann, und dieser empfindet den ausgeübten Druck mittels eines Luftpumpensystems exakt nach. Gleichzeitig sendet Zeus die Frequenz und Kraft der Stöße des Mannes an Hera, so dass Hera diese simulieren kann. So können zwei Menschen, die zum Beispiel in einer Fernbeziehung leben, auch auf Kilometer weiter Distanz miteinander Sex haben.
So der ursprüngliche Gedanke. Doch LovePalz hat jetzt eine Erweiterung bekommen, nämlich eine Community. In diesem sozialen Netzwerk können sich völlig Fremde wie bei Tinder "matchen" und dann… naja, sie können auch chatten. Müssen sie aber nicht. Sie können auch gleich Zeus und Hera in Gang setzen.
Foto: LovePalz
Dating-App "Close Encounter": Hallo, Mörder und Vergewaltiger!
Ist Ihnen Ihr Leben und Ihre körperliche Unversehrtheit nicht so wichtig? Oder glauben Sie einfach an das Gute im Menschen – in wirklich jedem Menschen? Dann ist die App "Close Encounter" genau das Richtige für Sie!
Diese App für die Apple Watch ist eine komplett anonyme Dating-App. Keine Bilder, nur ein paar schlagwortartige Infos (wie Vorname, Alter, Geschlecht, Interessen und sexuelle Vorlieben). Man kann nicht mal chatten. Dafür übermittelt die App aber den genauen Standort des App-Nutzers!
Aber keine Angst, erst wird Ihr Standort nur auf einen Kilometer genau übermittelt. Sollte sich im Umkreis von einem Kilometer ein anderer Nutzer dieser App aufhalten, dessen Angaben zu Ihren passen, vibriert Ihre Apple Watch. Nur anhand der Infos auf dem Display (zum Beispiel „Alex, 32, Interesse: Yoga, Sex-Vorliebe: Flotter Dreier“) können Sie dann entscheiden, ob Sie die Person treffen wollen oder nicht. Wie gesagt, Sie haben kein Bild gesehen und konnten mit der Person nicht schreiben, Sie haben wirklich nur diese Schlagworte. Sie klicken einfach auf ein Herz und wenn der andere Nutzer das auch getan hat, wird ihm Ihr ganz genauer Standort übermittelt. Auf den Meter genau, so dass Sie sich auch innerhalb eines Raumes finden können. Wenn sich Alex als 62-, nicht 32-jährig herausstellt, und wohl eher an Chips und Schokolade als an Yoga interessiert, dann … ja, da hat die App keine Lösung für.
Wenn sich aber herausstellt, dass Alex ein Mörder oder Vergewaltiger ist, löst ein dreimaliges Tippen auf der Apple Watch einen Notruf bei der Polizei aus! Na immerhin…
Kuschel-App "Cuddlr": Kuscheln mit Fremden
Wenn Sie dringend eine Umarmung und ein paar Streicheleinheiten brauchen, dann können Sie sich einen Kuschel-Partner ordern. Sie laden sich einfach die App "Cuddlr" herunter. Die App lokalisiert Sie und zeigt Ihnen andere App-Nutzer in Ihrer Nähe. Von diesen anderen App-Nutzern sehen Sie das von ihnen hochgeladene Bild, den Vornamen und Bewertungen von früheren Kuschel-Partnern.
Jetzt können Sie an einen Nutzer in Ihrer Nähe eine Kuschel-Anfrage schicken oder selbst eine Anfrage beantworten. Wenn beide einem Treffen zugestimmt haben, schicken Sie sich gegenseitig kurze Nachrichten wie "Ich trage einen roten Mantel" und laufen los – die App sagt Ihnen, wo genau Ihr Kuschel-Partner ist.
Nach dem Kuschel-Treffen können Sie Bewertungen abgeben: War alles nach Ihrem Geschmack oder war Ihr Kuschelpartner doch anzüglich?
Good2Go: Gefährlicher Stimmungskiller gefällig?
Die meisten Apps, die wir hier vorstellen, sollen dabei helfen, einem anderen Menschen möglichst schnell und unkompliziert näher zu kommen. Die "Good2Go"-App bewirkt eher das Gegenteil…
Diese App hat eine gute Absicht: Sie soll verhindern, dass jemand einen anderen Menschen (unabsichtlich) vergewaltigt oder jemand im Nachhinein zu Unrecht der Vergewaltigung beschuldigt wird. Sie soll vollkommen klar stellen, dass wirklich beide Parteien damit einverstanden sind, Sex zu haben.
Dafür überreicht der oder die Fragende dem potentiellen Partner sein Handy mit der installierten Good2Go-App. Die App fragt zunächst den potentiellen Partner, ob er Sex haben möchte. Antwortet er oder sie mit ja, wird nach dem Alkoholpegel gefragt.
Sieht es dann immer noch gut aus, dann fordert Good2Go in einem dritten Schritt zur Erstellung eines Accounts auf. Dabei fragt die App auch nach einer Telefonnummer, an die ein sechstelliger Code versandt wird, der zur Bestätigung der Identität eingegeben werden muss. Anschließend kann das Handy dem Fragenden zurückgegeben werden. Abzulesen ist dann, ob eine Zustimmung erfolgt ist oder nicht.
Klingt ganz schön kompliziert, oder? Zwei Fragen kommen da jedoch auf:
1. Ist das ganze Hin und Her nicht ein ziemlicher Stimmungskiller?
2. Warum genau die App? Können diese Fragen nicht persönlich, auf klassische Weise, geklärt werden?
Tatsache ist, dass diese App nicht mehr bei Google Play oder in Apples App Store erhältlich ist. Nicht nur, weil sie sich als uneffektiv erwies. Vor allem, weil die App eine wichtige Tatsache außer Acht ließ: Menschen können sich umentscheiden!
Was, wenn sich die Frau zum Beispiel während des Vorspiels überlegt, doch nicht mehr in die Vollen gehen zu wollen (was ja durchaus vorkommen kann) – der Mann sie aber zwingt? Good2Go hält ein Protokoll aller Zustimmungen und den damit verknüpften Accounts vorrätig, das auf Gerichtsbeschluss einsehbar ist. Glaubt jemand der Frau, wenn sie sagt, dass sie doch nicht wollte?