Schauspiel-Legende

Hans Albers: Sein Doppelleben wurde ihm zum Verhängnis

Hans Albers hat in seinem bewegten Leben nicht nur ein Doppelleben geführt - am Ende trieb es ihn ins Verderben.

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Mit 14 Jahren ist es für ihn ganz klar: Er möchte Schauspieler werden, er muss es werden. Die Tapete in seinem Zimmer kritzelt Hans Albers voll mit schwungvollen Unterschriften. Er übt, Autogramme zu geben. Dem Vater sind die Flausen des Sohnes ein Gräuel. So beginnt für Hans sein erstes Doppelleben. Heimlich nimmt er Schauspielunterricht, die Mama steckt ihm dafür manche Mark zu. Und er schafft es, steht 1911 zum ersten Mal auf einer Bühne. Der Erste Weltkrieg macht dem selbstbewussten Hans einen Strich durch die Rechnung. Als ihn nach einer Verwundung am Bein eine Amputation droht, wehrt er sich mit aller Kraft: Er braucht zwei Beine, um imposant aufzutreten!

Hans Albers findet in Hansi Burg die Frau fürs Leben

Hans Albers mit Ehefrau Hansi Burg beim Filmball in Berlin (1956).
Hans Albers mit Ehefrau Hansi Burg beim Filmball in Berlin (1956). Foto: IMAGO / United Archives

Wieder daheim geht es nur langsam bergauf. Aber der Junge, der sein Ziel hartnäckig verfolgt, fällt auf. Claire Dux, ihres Zeichens Primadonna an der Berliner Oper, wirft ein Auge auf ihn, wird zur Geliebten und wichtigen Förderin. Schon wieder ist ein Doppelleben gefragt: Claire ist verheiratet. Albers, dem sein späterer Erfolgsschlager „Hoppla, jetzt komm ich“ Lebensmotto ist, fühlt sich wohl dabei, von der Dux in der feinen Gesellschaft herumgereicht zu werden. Hier fließt auch der Alkohol in Strömen: Cognac wird zu seinem neuen Freund.

Dann die Wende: 1923 findet er in Hansi Burg die Frau fürs Leben. Sie fördert und managt ihn, liebt ihn mit all seinen Macken. Mit dem Beginn des Tonfilms kommt endlich sein großer Durchbruch. „Ich kann ja wirklich was. Die Sache hat ja hingehauen!“, jubelt er, als er sich in seinem ersten Tonfilm sieht. Fortan dreht Albers einen Erfolgsstreifen nach dem anderen, ist mit Anfang 40 endlich ein Topverdiener. Doch wieder muss er zwei Leben führen. Hansi ist Jüdin, für das neue Regime inakzeptabel. Am Starnberger See hat das Paar sich, fern der Politik, eine Idylle geschaffen. Und es wird für Hansi eine Ehe mit einem Norweger fingiert. Offiziell ist das Paar ab 1935 getrennt. Heimlich lebt es weiter zusammen.

Hans Albers und seine Hansi: Eine Schicksals-Liebe zwischen Glück und Leid

Bis der Druck zu groß wird. Hansi bangt um ihr Leben, flieht 1938 ins englische Exil. Hans folgt ihr nicht. Er fürchtet sich vor der Fremde, hat nicht ein halbes Leben um die große Karriere gekämpft, um jetzt mit vagen Erfolgsaussichten im Ausland neu zu starten. Er passt sich lieber an, ohne selbst zu politisch zu werden. Die Einsamkeit übertüncht er mit immer mehr Alkohol. Dass er am Filmset oft betrunken erscheint, seinen Text fast nie gelernt hat, kann der beliebte Star sich leisten. Jeder weiß, dass der Lebemann ohne Alkohol nicht arbeiten kann. Während des Drehs werden ihm Text-Tafeln vorgehalten. Und das hat sogar etwas Gutes. Weil er sich so auf die Tafeln konzentrieren muss, kommen seine stahlblauen Augen noch besser zur Geltung. Das macht eine Facette seiner besonderen Ausstrahlung aus.

Hans Albers liebt seinen Cognac und das Publikum liebt ihn...

Hans Albers hat in seinem bewegten Leben nicht nur ein Doppelleben geführt - am Ende trieb es ihn ins Verderben.
Hans Albers und Hildegard Knef in dem Film Nachts auf den Straßen, Deutschland 1952. Foto: IMAGO / United Archives

„Ich habe in meinem Leben so viel Alkohol getrunken, dass ein Panzerkreuzer auf diesem See schwimmen könnte“, bekennt er ohne jede Scham. Er liebt seinen Cognac und das Publikum liebt ihn. Auf die Frage, warum man ihm nie anmerke, dass er betrunken sei, antwortet er schelmisch: „Man muss, auch wenn man nüchtern ist, immer so tun, als hätte man einen sitzen. Prost!“

1946 ist sie dann plötzlich wieder da: In Berlin steht Hansi Burg unverhofft in seiner Garderobe. Sie hat die erste Möglichkeit genutzt, um aus England zurück zum Geliebten zu eilen. Er bricht in einem Weinkrampf zusammen. Sie vereint die Liebe, aber auch die Sucht. Hans Albers ist abhängig von Erfolg, Bewunderung – und Cognac. Hansi Burg braucht ihren blonden Hans – und Morphium. Im Exil hat sie Schmerz und Angst mit der Droge betäubt. Während sie ihre Abhängigkeit überwindet, ist Albers mit zunehmenden Jahren von der Alkoholsucht gezeichnet. Sie ist ein Grund, weshalb Curd Jürgens und nicht er 1955 die Rolle in „Des Teufels General“ erhält. Doch Albers will ein Karriereende nicht akzeptieren: „Ab 80 pflege ich meine schönsten Filme zu machen“, verkündet er voller Optimismus. Doch er stirbt mit 68. Der Alkohol ist ihm zum Verhängnis geworden.

Redaktion: Retro

Artikelbild & Social Media: IMAGO / United Archives