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Kita-Notstand: Hier ist es besonders schlimm

Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung bewertet die Bedingungen in vielen Kitas als "nicht kindgerecht". 

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Viele Kitas in Deutschland können ihren Bildungsauftrag nur eingeschränkt umsetzen. Zu dieser Bewertung kommt eine im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung erhobene Studie der FernUniversität in Hagen aus dem März 2019. Das Problem sind zu wenig Erzieher und zu große Gruppen. Der Personalschlüssel sei für die bundesweit 1,7 Millionen Kitakinder "nicht kindgerecht"

Zu wenig Kita-Personal, zu große Gruppen

In dem "Ländermonitoring Frühkindliche Bildung" wurde der Personalschlüssel, die Gruppengröße und die Qualifikation des Personals geprüft, die als Qualitätsmerkmale dienen. Das sind die wichtigsten Ergebnisse der Studie:

  • Personalschlüssel: Für 74 Prozent der Kinder in den erfassten Kita-Gruppen standen zu wenig Fachkräfte zur Verfügung. In Ostdeutschland sind es 93 Prozent der Kinder, in Westdeutschland 69 Prozent. "Im bundesweiten Durchschnitt bedeutet dies, dass 2019 rein rechnerisch in Krippengruppen eine Fachkraft auf 4,2 Kinder kam. In Kindergartengruppen waren es 8,8 Kinder", schreiben die Autoren der Studie. Die Bertelsmann-Stiftung empfiehlt, das auf drei Kinder eine Fachkraft kommt und in Kindergartengruppen maximal 7,5 von einer Fachkraft betreut werden.
  • Gruppengröße: 54 Prozent aller amtlich erfassten Kita-Gruppen sind zu groß. In Hamburg, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt sind mit 13 Kindern in einer Gruppe die größten Gruppen. In Bremen sind es nur neun Kinder; in Hessen und Rheinland-Pfalz jeweils zehn Kinder. Die Bertelsmann-Stiftung empfiehlt Gruppen für jüngere Kinder mit maximal zwölf Kindern und in den Gruppen mit älteren Kindern sollten nicht mehr als 18 Kinder sein.
  • Qualifikation des Personals: In Ostdeutschland sind die Erzieher*innen zu 82 Prozent ausgebildet; in den westdeutschen Bundesländern sind es nur 66 Prozent. Allerdings arbeitet dort mehr Personal auf Assistenzniveau (Kinderpflegerin oder Sozialassistentin). Die Autoren empfehlen: "Hinsichtlich des Qualifikationsniveaus sollten sich die westdeutschen Bundesländer an den Kitas in Ostdeutschland orientieren."

Kita-Notstand: Hier ist es besonders schlimm
In deutschen Kitas gibt es pro Kindergruppe zu wenig Personal. Foto: iStock/monkeybusinessimages

Beachtlicher Kita-Ausbau - aber nicht nicht kindgerecht

Jörg Dräger, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann-Stifung, fordert eine Finanzierungsbeteiligung des Bundes, damit die gute, pädagogische Arbeit gewährleistet werden könne. "Der Kita-Ausbau der letzten Jahre war beachtlich: Aber die Personalschlüssel und Gruppengrößen sind vielerorts nicht kindgerecht, es gibt keine bundeseinheitlichen Qualifikationsstandards für das Personal", so Dräger. "Kitas können deshalb ihren Bildungsauftrag teilweise nicht wahrnehmen."

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