Mutterwerden: Wie Kinder unsere Psyche verändern
Wie verändert uns das Mutterwerden? Forscher haben herausgefunden, Kinder machen uns einfühlsamer und mutiger, aber auch stressresistenter und leistungsfähiger.
Während der Schwangerschaft verändert sich nicht nur unser Körper, sondern auch unsere Psyche. Forscher haben jetzt herausgefunden, dass Mütter gleich in mehreren Hirnarealen Zuwächse verzeichnen. In den Bereichen Intelligenz, Empathie, Sinneswahrnehmung, Priorisierung, Problemlösung und dem Gedächtnis wird das Gehirn ordentlich angekurbelt. Bereits während der Schwangerschaft beginnt die Verbesserung der Hirnleistung durch die ausgestoßenen Hormone. Außerdem gibt es Hinweise, dass einige Stammzellen vom ungeborenen Baby ins Gehirn der Mutter wandern und dort helfen, bestimmte Areale optimal auszubauen.
Doch wie kommt es zu der Hirnoptimierung bei Müttern? Ganz einfach, die vielen Lernerfahrungen mit einem Baby im Alltag fördern unser Gehirn und das Beste: Diese Optimierung verschwindet nicht einfach wieder, sobald sich der Hormonhaushalt reguliert hat, sie bleibt ein Leben lang!
Mutterwerden: Ungeahnte Kräfte werden freigesetzt
Obwohl viele Mütter gefühlt immer müde sind, machen uns Kinder widerstandsfähiger gegen Stress. Denn ohne dieses Mehr an Stressresistenz würden wir den turbulenten und anstrengenden Alltag mit Kindern gar nicht meistern können.
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Forscher haben über die Stressrisistenz von Müttern aber noch mehr herausgefunden: Denn Mütter wachsen täglich über sich hinaus. Sie sind mutiger, aber auch unnachgiebiger und werden sprichwörtlich zu Löwenmüttern. Viele Mütter, die vor ihrer Schwangerschaft eher harmoniebedürftig waren, halten nun Konflikte deutlich besser aus. Wie sich das äußert? Das wissen wir Mütter selbst am besten. Plötzlich scheuen wir die Konfrontation mit anderen Eltern nicht mehr, wenn unser Kind geärgert oder in der Schule ungerecht behandelt wird.
Wir sind viel einfühlsamer & ja, wir weinen auch öfter
Das Muttersein hat uns nicht nur tougher, sondern auch einfühlsamer gemacht. Als Mütter wissen wir längst, wofür wir diesen Skill brauchen, und auch die Wissenschaft bestätigt es: Einfühlungsvermögen ist wichtig, um die Bindung zu unserem Kind zu stärken. Es hilft uns, in unsere neue Rolle hineinzuwachsen, uns in die Lage unseres Kindes einzufühlen und darauf zu reagieren, auch wenn das nicht selten bedeutet, unsere eigenen Bedürfnisse hintenanzustellen.
Nicht umsonst kostete es uns große Überwindung, gegen dieses Gefühl anzukämpfen, und das sollte auch niemand von uns verlangen. Wenn unser Kind also nachts schreit und wir es eigentlich schreien lassen sollten, damit es lernt, sich selbst zu beruhigen, während wir an der Tür stehen und es uns buchstäblich das Herz zerreißt.
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Hinzu kommt, dass wir Mütter viel näher am Wasser gebaut haben: Traurige Filme, schreckliche Nachrichten von misshandelten und missbrauchten Kindern werfen uns plötzlich viel mehr aus der Bahn als früher. Aber auch bei schönen Erlebnissen, wie Familienfeiern oder romantischen Filmszenen, treibt es uns regelmäßig das Wasser in die Augen. Doch das solltest du keinesfalls als Schwäche verbuchen, sondern es als großen Gewinn akzeptieren, denn diese neue Sensibilität wird von deinem Kind, deinem Partner und den Menschen in deinem Umfeld als warmherzig und empathisch wahrgenommen.
Wir brauchen viel mehr Kuscheleinheiten
Mit dem größeren Einfühlungsvermögen und der Empfindsamkeit wird auch der Wunsch nach körperlicher Nähe größer. Vor allem unsere Kinder kommen permanent in den Genuss von Kuscheleinheiten, aber auch der Partner profitiert von dem Bedürfnis nach Nähe. Außerdem reagieren Mütter oft emotional viel stärker auf andere Babys, Tierbabys und hilfsbedürftige ältere Menschen.
Dieses Bedürfnis nach mehr Nähe stärkt auch gleichzeitig den Zusammenhalt und die Bindung als Familie. Denn Berührungen und Umarmungen machen glücklich - nicht nur unsere Kinder und unseren Partner, sondern auch uns selbst.
Mutterschlaf: Jeder noch so kleine Laut wird gehört
Während früher sprichwörtlich ein Haus um dich herum abgerissen werden konnte, ohne dass du aufgewacht bist, wachst du heute bei jedem kleinen Mucks deines Kindes auf. Experten nennen das den Mutterschlaf. Das erstaunliche an diesem Phänomen: Der Mutterschlaf ist sehr selektiv. Du überhörst die Müllabfuhr, die direkt vor deinem Haus hält und morgens um 6 lautstark die Tonnen leert, bist aber bei jedem kleinen Nieser deines Kindes sofort wach. Wissenschaft begründen das wie folgt: Im Thalamus, einem bestimmten Bereich des Gehirns, werden Störgeräusche nach ihrer Wichtigkeit gefiltert. Die unwichtigen Geräusche werden blockiert, die wichtigen dringen durch und wecken uns sofort auf. Und welche Geräusche sind für eine Mutter am wichtigsten? Natürlich die ihres Kindes!
Und was ist mit der berühmten "Still-Demenz"? Gibt es die wirklich?
Viele frischgebackene Mütter klagen darüber, dass sie nach der Geburt total zerstreut sind, permanent Dinge vergessen oder durcheinanderbringen. Viele Frauen schieben das auf die sogenannten "Still-Demenz", doch gibt es dieses Phänomen wirklich?
Nein! Neurobiologen haben folgende Entdeckung gemacht: Die Konzentrationsfähigkeit von Müttern wird nach der Geburt besonders leistungsfähig. Diese Entwicklung wird jedoch zeitweise durch Vergesslichkeit überdeckt. Schuld daran ist vor allem die hormonelle Umstellung in den ersten Wochen nach der Geburt. Hinzu kommt dann noch die chronische Übermüdung von vielen Müttern, die natürlich mehrere Monate andauern kann. Ist diese Zeit jedoch überstanden, kehrt auch die Konzentrationsfähigkeit zurück.
Kinder verändern unser aller Leben, vor allem von uns Müttern. Manchen von diesen Veränderungen mögen uns gerade am Anfang schwierig vorkommen, aber am Ende des Tages ist das Mutterwerden all diese Strapazen wert.
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