Neuanfang nach Trennung: Interview mit Autorin Liv Amato zu ihrem Trennungstagebuch

Das Ende einer Beziehung schmerzt. Aber ein Ende steht auch immer für einen Neuanfang. Doch nach einer Trennung neu anzufangen ist gar nicht so leicht. Um das zu schaffen, muss die Ex-Beziehung und die Trennung verarbeitet werden. Doch wie geht das? Wie verarbeitet man eine Trennung eigentlich?

Diese Frage hat sich auch Liv Amato gestellt. Sie wollte über ihren Ex-Freund hinwegkommen. Wie aus einer persönlichen Recherche die Idee für ein Buch entstanden ist. Im Interview verrät Autorin Liv Amato mehr über ihr Trennungstagebuch „Fall in Love with your Breakup“ und wie es ihr dabei geholfen hat, ihre Trennung zu verarbeiten.

Deine Trennung hat dich dazu inspiriert, dieses Buch zu schreiben. Wie ist deine Trennung damals abgelaufen?

Liv Amato: „Viele Trennungen haben mich zu diesem Buch bewegt. Aber ja, es gab die eine Trennung, die der Auslöser für mein Buch war. Das war 2020, Corona, nach dem ersten Lockdown: Wir waren ein Jahr vorher schon mal ein Paar gewesen. Das erste Mal hatte ich die Beziehung beendet. Doch wir sind wieder zusammengekommen und ich war sehr glücklich darüber. Durch den Lockdown konnten wir sehr viel Zeit zusammen verbringen. Die ersten Lockerungen kamen und mit ihnen auch die sehr plötzliche Trennung.

Wir hatten einen Streit in seinem Ferienhaus, er war plötzlich sehr distanziert. Ich habe meine Sachen gepackt und bin gefahren. Dann schrieb er mir eine Nachricht und meinte, dass wir reden müssten. Ich wusste, entweder er entschuldigt sich oder es ist Schluss. Nach der ersten Trennung könne er sich mir und unserer Beziehung nicht mehr richtig öffnen, offenbarte er mir. Das Gespräch dauerte so zehn bis 15 Minuten, ich habe geweint, er hat auch geweint. Dann ist er gegangen und ich habe die Welt nicht mehr verstanden. Plötzlich saß ich wieder allein in meiner Wohnung. Waren die letzten sechs Monate nur ein Traum? Habe ich mir das eingebildet?“

Wie ist dann nach der Trennung die Idee für dein Buch „Fall in Love with your Breakup“ entstanden?

Liv Amato: „Als sich mein Ex von mir getrennt hat, musste ich gerade meine Masterarbeit schreiben. Bis zu Abgabe waren es noch drei Wochen, parallel musste ich arbeiten und für Kunden da sein. Mir wurde klar, ich muss mir selbst helfen. Ich fragte mich: Was kann ich machen, damit ich aus dieser Situation gut rauskomme, ohne meine Gefühle zu verdrängen? Zuerst habe ich mir schon ein paar Tage Zeit genommen, in denen ich das alles rausgelassen habe, in denen ich mich krankgemeldet habe, weil ich mich körperlich nicht gut gefühlt habe. Ich glaube, es wird ganz oft unterschätzt, was Liebeskummer körperlich mit einer Person machen kann.

Doch dann habe ich angefangen zu recherchieren. Ich bin schnell fündig geworden, es gibt wirklich super viel zu dem Thema. Aber man muss es finden und selbst verstehen. Nach kurzer Zeit hatte ich überall Post-its, mit Insights und Listen kleben. Ich habe gemerkt, dass mir das sehr geholfen hat, denn ich habe meine Gefühle nicht unterdrückt, sondern konnte mich produktiv mit ihnen auseinandersetzen.

Schon davor habe ich bereits zwei Jahre lang Tagebuch geschrieben, indem ich mir jeden Tag unter anderem notiert habe, wofür ich dankbar bin, was ich mir für den Tag vornehme. Da dachte ich mir: Eigentlich bräuchte man so was auch bei Liebeskummer. Ein Trennungstagebuch, in dem all diese Dinge, die ich während meiner Trennung gefunden habe, gesammelt und geordnet stattfinden. Da war die Idee geboren. Nach drei Wochen habe ich meine Masterarbeit abgegeben. Und vier Wochen nach der Trennung habe ich angefangen, das Buch zu schreiben.“

Was kann man sich unter einem Trennungstagebuch konkret vorstellen? Wie ist das Buch aufgebaut?

Liv Amato: „Das Buch ist für die Dauer von 91 Tagen angelegt und man wird Tag für Tag mit Aufgaben und Fragen durchgeführt. Das Buch ist in drei Phasen aufgeteilt. Die haben sich zum einen aus meiner eigenen Erfahrung heraus entwickelt, aber sie beruhen auch auf den Phasen, die man aus der Trauerbewältigung kennt. Die Phasen unterscheiden sich dann in den täglichen Fragen. Die Aufgaben sind auch auf die Phasen abgestimmt.“

„In der ersten Phase geht es darum, den Schmerz und die Gefühle zuzulassen. Es geht zunächst nicht darum, zu handeln oder etwas Konkretes zu tun sondern darum, zu erkennen und anzunehmen, dass diese Gefühle da sind und das völlig in Ordnung ist. Das ist auch die Phase, in der man leider oft wütende Nachrichten schreibt oder auf Social Media verbitterte Texte postet, weil man irgendwie total überfordert ist. Daher ist es wichtig, sich gezielt Zeit zu nehmen, um runterzukommen und die Gefühle in einem geschützten Raum rauszulassen.“

„In der zweiten Phase geht’s dann darum, die Trennung und die Beziehung zu reflektieren. Man hat diese ganzen Emotionen durchlebt – klar, sie sind irgendwo noch da – aber man ist in der Lage mit etwas Abstand kritisch darauf zu schauen. Das Ziel von Phase zwei ist es, dabei zu helfen, die Trennung und die Beziehung aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. War wirklich alles so perfekt? Oder gab es vielleicht doch das ein oder andere, auf das man beim nächsten Mal achten kann? Nach dem Schmerz folgt also eine Phase mit mehr Verständnis. Das hilft dabei, das Ganze zu bewältigen.“

„Die dritte Phase heißt ‚Die Bauanleitung für dein neues Ich‘. Es geht darum, neue Pläne zu schmieden. Man hat mit der Trennung abgeschlossen, seine Lehren daraus gezogen und jetzt kann man sich wieder neuen Themen widmen. Zum Beispiel einem neuen Arbeitsprojekt, Sport etc. Etwas, das man sich nimmt bzw. vornimmt, was einem wieder ein Stück neue Identität verleihen kann.“

Was sind die größten Vorteile einer Trennung?

Liv Amato: „Ich finde es schwierig zu sagen, dass eine Trennung per se Vorteile hat. Eine Trennung gibt aber viel Energie frei und Raum zur Selbsthinterfragung. Wie andere Schicksalsschläge auch. Wenn man in einer gesunden Beziehung war, hat man sich oftmals der Person, dem Freundeskreis, den Hobbies angenähert.

Ich glaube der große Vorteil einer Trennung ist, dann nochmal einen Schritt zurückzugehen und sich zu fragen: ‚Mag ich es eigentlich, am Samstag bis um 11 Uhr im Bett zu liegen? Oder bin ich nicht eigentlich doch ein Morgen-Mensch, wache gerne früh auf und gehe gerne ins Gym?‘ – Hier spreche ich von mir (lacht). Es kann sehr erleuchtend sein, diese Routinen der Beziehung nochmal aufzubrechen und zu hinterfragen, welche Kompromisse innerhalb der Beziehung eigentlich gutgetan haben und welche nicht.“

Würdest du eine neue Beziehung anders angehen?

Liv Amato: „Der Prozess hat mir total geholfen zu erkennen, dass ich schon früher ‚Check-Ins‘ machen sollte. Zum Beispiel: Wo steht die Person gerade? Ich habe gelernt, dass selbst wenn alles gut ist, der*die Partner*in nicht unbedingt die gleichen emotionalen Schritte macht, wie ich. Ich glaube es ist sehr wichtig, das immer mal wieder zu erfragen und sich selbst mitzuteilen und zu schauen, ob man gespiegelt wird oder auf Irritation stößt.

Dabei ist aus meiner Sicht Fingerspitzengefühl für die richtige Balance gefragt: man sollte nicht obsessiv versuchen, sich jederzeit rückzuversichern. Das geht ja auch nicht. Wenn man merkt, dass man grundsätzlich Schwierigkeiten hat, an die Zuneigung des Partners oder der Partnerin oder der Stabilität der Beziehung zu glauben, sollte man der Sache anders auf den Grund gehen, aber das ist nochmal ein anderes Thema.“

Trennungen und Single-Sein sind Dinge, die immer noch negativ behaftet sind. Was denkst du, muss sich in Zukunft noch in unserer Gesellschaft verändern?

Liv Amato: „Ich glaube das Bewusstsein muss sich ändern, dass eine Trennung nichts anderes bedeutet, als dass man nicht zusammengepasst hat - nicht, dass der eine oder der andere nicht gut genug war, oder man gar gescheitert ist. Es ist mutig zu sagen ‚ich bin lieber allein und suche die Person, die besser zu mir passt, als mit einer Person zusammen zu sein, mit der etwas nicht passt.‘.

Ich will gar nicht sagen: Trennt euch alle, das hat nur Vorteile. Und es lohnt sich auch aus meiner Sicht, schwierige Zeiten durchzustehen und an einer Beziehung zu arbeiten, wenn die Basis stimmt. Aber manchmal passt es einfach nicht. Und manchmal muss man eben erst zusammenkommen, um das herauszufinden. Und wenn es nicht passt, kann man daraus Energie schöpfen und die Erfahrungen für die nächste Beziehung bzw. für das Kennenlernen mitnehmen.“

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Was ist wichtig, damit ein Neuanfang nach einer Trennung gelingen kann?

Liv Amato: „Mein Buch ist zwar ein Trennungstagebuch, aber dadurch, dass man über den Liebeskummer hinwegkommt, hilft es auch dabei, die Angst vor dem Neuen, dem vermeintlichen Scheitern und dem Alleindastehen zu nehmen und somit hoffentlich mutiger in eine neue Beziehung gehen zu können. Mein Tipp wäre also, sich erstmal gut mit der Ex-Geschichte auseinanderzusetzen.

Ich würde nicht zu früh mit dem Dating starten. Das Dating-Game kann ziemlich hart sein und wenn du zu früh einsteigst, kann es passieren, dass du noch nicht stark genug für Ablehnung oder die Frustration bist, nicht schnell genug jemand Passendes zu finden. Wenn man wieder bereit dafür ist, sollte man es mit Ruhe und Gelassenheit angehen. Nach dem Motto: Wenn es nicht passt, dann passt es nicht. Und es ist auch in Ordnung, allein zu sein.“

Um allein glücklich zu sein und sich seinen eigenen Werten und Vorstellungen treu zu bleiben, ist Selbstliebe ein entscheidender Schlüssel. Hast du einen Tipp für mehr Selbstliebe?

Liv Amato: „Ja, es ist etwas sehr Banales, aber es hilft mir sehr: Immer, wenn ich in den Spiegel schaue, versuche ich mich anzulächeln. Das beruhigt mich und gibt mir Kraft, auch vor wichtigen Terminen. Ich schaue mich an, lächele mich an und sage mir: Alles ist gut. Ich glaube, dadurch werden schon irgendwelche Glückshormone in mir aktiviert. Natürlich ist das nur eine kleine Übung.

Wenn ich date und merke, mein Selbstbewusstsein ist gerade nicht so groß, dann meditiere ich oder schlafe mit einem Meditationspodcast ein. Ich stelle mir dann gerne vor, dass noch ganz viele andere Menschen diesen Podcast gerade hören und es ihnen genauso geht wie mir. Für das Thema Selbstbewusstsein und Selbstwert ist es glaube ich generell ganz wichtig und hilfreich, sich bewusst zu machen, dass mein Gegenüber gerade vielleicht genauso unsicher ist wie ich und sicherlich auch schon schlechte, verunsichernde Erfahrungen gesammelt hat.“

Wie hat dein Ex-Freund eigentlich auf das Buch reagiert?

Liv Amato: „Ich habe ihm das Buch mit einer kurzen Notiz geschickt, weil mir wichtig war, dass er davon weiß. Er hat mir dazu kurz gratuliert und so war das für mich dann auch abgehakt.“

Liv Amato kommt ursprünglich aus der strategischen Markenberatung. Mit ihrem ersten Buch „Fall in Love with your Breakup“ hat sie sich einen Traum erfüllt, da sie schon immer an Psychologie, Philosophie und Beziehungen interessiert war. „Fall in Love with your Breakup“ ist das erste Buch, das Liv im Rahmen ihrer eigenen Marke „Fall in Love with Life“ herausgebracht hat. Weitere Bücher und Projekte sind in Planung. Mehr Infos findest du hier.

Artikelbild und Social Media: Liv Amato/Fall in Love with Life