Segen und Fluch

Paul Hubschmid: Privat war der Leinwandcharmeur ein schüchterner, treuherziger Mensch

Paul Hubschmid galt als „attraktivster Mann des deutschen Films“ - ein Segen und vor allem ein Fluch...

Paul Hubschmid galt als „attraktivster Mann des deutschen Films“ - ein Segen und vor allem ein Fluch...
Foto: IMAGO / United Archives
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Paul Hubschmid: „Schöner Mann, was nun?“

Schon der Name seines Geburtsorts schien seine Zukunft vorauszusagen: Schauspieler Paul Hubschmid wurde im schweizerischen Schönenwerd geboren – und ja, er wurde schön! Der 1,92 Meter große „Kavalier der alten Schule“ galt für viele als „der attraktivste Mann des deutschen Films“, jedenfalls der Nachkriegszeit, eine Mischung aus den Hollywoodstars Cary Grant und Rock Hudson. Er spielte wohlhabende Männer, galante Liebhaber, Ärzte und war der Frauenschwarm in Person.

Dennoch trugen am Ende seines Lebens seine Memoiren den fragenden Titel: „Schöner Mann, was nun?“. Denn stets war da sein Verdacht, doch nur wegen seines Aussehens gelobt worden zu sein und weniger für sein schauspielerisches Talent. Er glaubte, dass ihm deshalb so manche Charakterrolle verwehrt geblieben war. „Ihr habt mich nie begriffen. Ich war nicht der Gigolo, für den alle Welt mich hielt“, erklärte er 1999. So war sein gutes Aussehen sein Glück – und sein Fluch zugleich.

Paul Hubschmids erste Ehefrau nahm sich das Leben

Paul Hubschmid kam am 20. Juli 1917 zur Welt. Sein Vater war Kantinenleiter in einer Schweizer Schuhfabrik. Der junge Paul ging nach Wien, lernte die Schauspielkunst von der Pike auf. Nach ersten Triumphen im „Theater in der Josefstadt“ machte ihn 1938 sein Filmdebüt „Füsilier Wipf“ über Nacht zum Star. Vor der Kamera küsste er die schönsten Frauen des deutschen Kinos: Marika Rökk, Sonja Ziemann, Romy Schneider.

Privat war der Leinwandcharmeur jedoch ein schüchterner, treuherziger Mensch. Seine erste Ehefrau, die aus Köln stammende Schauspielerin Ursula von Teubern, heiratete er 1942 in Wien. Im Januar 1945 wurde in Bad Ischl, wo fern des Kriegsgeschehens eine romantische Komödie gedreht wurde, Sohn Peter Christian geboren. Paul Hubschmid erhielt Angebote aus Hollywood, ging mit seiner Familie nach Los Angeles. Kurz nach der Ankunft verbrannte die Mutter Peter Christians Teddy. Er sei jetzt groß und brauche ihn nicht mehr, sagte sie. Der Junge war entsetzt. Der Vater schwieg.

Amerika war nichts für Paul Hubschmid – trotz größerer Rollen. Er löste seinen Siebenjahresvertrag auf, um in Deutschland weiterzuarbeiten. Ursula von Teubern aber erkrankte immer mehr an schlimmen Depressionen. Nach über 20 Jahren Ehe nahm sie sich 1963 das Leben. Paul Hubschmid geriet völlig aus der Bahn.

Irène war für Paul Hubschmid ein Geschenk des Himmels

Letztendlich fand er Ablenkung in der Arbeit und hoffte schließlich noch einmal auf das große Glück, als er 1967 seiner Kollegin Eva Renzi in Las Vegas das Ja-Wort gab. Er war damals 50 Jahre, sie 22. Er adoptierte Evas Töchterchen Anouschka (* 1964), Eva versuchte sich als Ehefrau – alles hätte wie im Bilderbuch weitergehen können.

Doch viele unkten damals, die Verbindung zwischen der kapriziösen und streitbaren Eva und dem eher besonnenen, nachdenklichen Paul könne nicht gut gehen – sie sollten recht behalten. Das Auf und Ab dieser Ehe, die Eifersuchtsdramen und Versöhnungsrituale sorgten immer wieder für Aufsehen. Eva Renzi flüchtete zu einem Guru nach Indien, kehrte wieder zurück. 1980 hatte dann der Scheidungsrichter das letzte Wort.

Schließlich aber fand Paul Hubschmid doch noch eine neue Liebe: die 32 Jahre jüngere Schauspielerin Irène Schiesser. „Ich wollte damals gern mal mit ihr einen Film drehen oder Theater spielen. Sie ist sehr talentiert. Aber ich habe es sogar noch besser getroffen – ich habe sie geheiratet“, sagte er schmunzelnd.

Das war 1985. Lange Zeit war er mit Irène in seinen Domizilen in Zürich und seiner Wahlheimat Berlin glücklich.

Doch während seiner letzten Lebensjahre litt er an Parkinson. Am 1. Januar 2002 starb der Schauspieler mit 84 Jahren in Berlin nach langer schwerer Krankheit an den Folgen einer Lungenembolie. Jetzt jährt sich sein Todestag zum 20. Mal. Kurz vor seinem Tod machte er seiner Irène im Interview mit NEUE POST noch eine letzte Liebeserklärung. „Ich danke dem Herrgott für diese wunderbare Frau. Sie ist ein Geschenk des Himmels. Schreiben Sie, dass ich sie liebe...“

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Artikelbild & Social Media: IMAGO / United Archives