"In aller Freundschaft"-Star

Roy Peter Link: "Ich habe mich in der Liebe früher oft zum Affen gemacht"

Roy Peter Link war als Dr. Niklas Ahrend einer der Stars bei "In aller Freundschaft - Die jungen Ärzte". Im Interview erzählt er von Schüchternheit und Liebe.

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Seit es "In aller Freundschaft – Die jungen Ärzte“ gibt, schwärmen wir für Roy Peter Link. Ob er eine Freundin hat und wie schüchtern er wirklich ist - hier erzählt er mehr.

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Zugegeben: Vor allem wegen Roy Peter Link gefällt uns „In aller Freundschaft – Die jungen Ärzte“ besonders gut (donnerstags um 18.50 Uhr im Ersten) - zumindest hat er das bis zu seinem Ausstieg. Charmant, kompetent und souverän gab sich der Schauspieler in der ARD-Vorabendserie als Dr. Niklas Ahrend. Dabei ist Roy Peter Link eigentlich schüchtern. Ob das auch für die Liebe gilt, erzählte er im Interview im Jahr 2015.

Sie gelten als Sportskanone unter den Schauspielern und gehen dabei gerne an Ihre Grenzen ...

Ich bewege mich halt gerne, mache viel Fitness. Schon als Kind bin ich gerne auf Bäume geklettert und mache das auch heute noch manchmal. Und beim Sport liebe ich die Herausforderung, mag es, meinen toten Punkt zu überwinden. Wenn der Kopf meint, er will nicht mehr, dann mache ich einfach trotzdem weiter. Das macht mir Spaß!

Waren Sie schon immer so ehrgeizig?

Nein! Ich kam irgendwann an den Punkt, an dem ich das Leiden satt hatte.

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Was für ein Leiden?

Ich war schon als Kind unglaublich schüchtern. Ich hatte schon Wochen vor einem Schul-Referat Bauchschmerzen, bekam immer einen hochroten Kopf, wenn ich vor der Klasse reden musste. Irgendwann hatte ich auf diese Ängste keinen Bock mehr. Ich dachte mir, irgendwas muss es doch geben gegen diese negativen Gefühle. Ich las viele kluge Bücher, aber keines davon half mir bei meiner Schüchternheit. Irgendwann habe ich dann angefangen, das Problem bei mir selbst zu suchen und fragte mich: "Hey, was ist los mit dir?“ Ich sagte mir dann einfach: „Jetzt mach es doch einfach!“ Ich hatte das Leiden satt, wollte nicht mehr der Schüchterne sein, der sich ständig selbst im Kopf fertig macht.

Von wem haben Sie diese Schüchternheit?

Das kann ich nur vermuten. Meine Mutter war 16, als sie mich zur Welt brachte. Meinen Vater habe ich nie kennengelernt. Ich denke, in dieser Biografie-Besonderheit steckt schon so einiges. Als ich sieben war, zog meine Mutter mit mir aus der Großstadt Köln aufs Dorf. Sie sagte damals zu mir: "Geh und finde Anschluss in der Dorfjugend!" Sie schickte mich zum Fußball, allerdings ohne vernünftige Fußballkleidung. Ich hatte Wassersandalen an! Ich habe heute noch das Mordsgelächter der anderen Kinder in meinen Ohren. Kinder können grausam sein. Ich bin weinend nach Hause gelaufen. Vielleicht ein sehr prägendes Erlebnis in meiner Jugend?

Wann wussten Sie, dass es so nicht weitergehen kann?

Das ist noch gar nicht so lange her. Das war im Jahr 2010. Ich lag nachts weinend im Bett und hatte das Leiden satt. Ich fragte mich: "Warum bin ich so schüchtern und von Selbstzweifeln geplagt?" Ich nahm mir dann vor, einfach aufzustehen und mich nicht mehr so von meinem skeptischen Kopf lenken zu lassen.

Wie hat das funktioniert?

Man ist schon ein Riesenstück weiter, wenn einem bewusst wird, dass das eigene Gehirn unablässig kommentiert, vergleicht und bewertet. Davon muss man sich freimachen und das ist mir zum Glück gelungen. Heute habe ich keine großen Selbstzweifel mehr und bin glücklich mit dem, was ich habe. Mit Sport besiegte ich meine schweren Selbstzweifel: Ich lernte, immer wieder den Punkt überwinden, an dem der Kopf "nein" sagt. Das tat mir gut!

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Sind Sie eine Kämpfernatur?

Nein, niemals! Kämpfen ist das allerschlimmste, was man tun kann. Wir kämpfen gegen den Hunger. Was ist seitdem passiert? Die Lage hat sich verschlimmert. Wir kämpfen gegen Krankheiten und es entstehen immer neue.

Aber Sie haben sich in Ihrer Schauspielkarriere von ganz unten durchboxen müssen, haben früher sogar im Auto übernachtet und im Bahnhof geduscht!

Aber das war für mich damals kein Kampf. Ich wollte einfach Schauspieler werden, hatte aber überhaupt keine Ahnung, wie man das wird. In irgendeinem Serien-Abspann las ich die Adresse einer RTL-Produktionsstätte in Köln-Ossendorf. Ich habe in meiner damaligen Naivität gedacht: Wenn du Schauspieler werden willst, fährst du am besten dort hin, wo es produziert wird. Ich hatte zwar kein Geld und keinen Wohnsitz, fuhr aber nach Köln. Das führte nun mal dazu, dass ich im Auto schlafen und im Bahnhof duschen musste. Aber das habe ich damals nicht als dramatisch erlebt, sondern einfach nur als logische Konsequenz. Obwohl ich sehr schüchtern war, hatte ich, was meine Schauspiel-Karriere angeht, nie Zweifel. Da hatte ich interessanterweise eine große Portion Optimismus und Zuversicht. Sicher war das dann auch der Grund, dass es eines Tages dann auch geklappt hat. Aber ein Kampf oder ein durchboxen war das für mich nicht.

Foto: ARD/ Tom Schulze

Sie haben ein sehr inniges Verhältnis zu Ihrer Mutter. Hat das etwas damit zu tun, dass Sie von ihr alleine großgezogen wurden?

Man kann sich sicher vorstellen, dass ein Mädchen, das mit 16 auf einer katholischen Mädchenschule von einem 21-jährigen Juden geschwängert wurde und daraufhin von den Eltern rausgeschmissen wurde, nicht die Übermutter sein kann, wie sie im Bilderbuch beschrieben ist. Aber sie hat im Rahmen ihrer Möglichkeiten alles versucht, mir ein schönes Leben zu bereiten. Ich mag meine Mutter über alles und sie mich auch.

Wollten Sie Ihren Vater nie kennenlernen?

Das war nie wirklich ein Thema. Ich bin, was meinen Vater angeht, völlig unbelastet. Ich muss meinen Vater nicht kennenlernen. Wenn man nie eine Erdbeere gegessen hat, weiß man auch nicht, wie sie schmeckt und vermisst sie nicht im Leben.

Wenn er sich morgen bei Ihnen melden würde, weil er sie im Fernsehen entdeckt hat - wie würden Sie reagieren?

Tja, dann würden wir wohl einen trinken gehen.

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Erst kürzlich vermeldete eine Berliner Zeitung, dass Sie wieder Single sind. Was ist passiert?

Etwas, das ständig in Beziehungen passiert: Man prüft sich und entscheidet dann, dass es doch nicht passt.

War es eine lange Beziehung?

Gelten fast zwei Jahre als lang? Die Trennung verlief aber sehr friedlich. Wir haben uns in die Augen geschaut und sind zur Erkenntnis gekommen, dass wir beide nicht in der Lage sind, die Bedürfnisse des anderen zu erfüllen. Sollten wir uns nicht besser trennen? Dann schlag ein! Es war eine gemeinsame Entscheidung.

Sind Sie ein Beziehungsmensch?

Ja, aber ich hege meine Beziehungen auf meine eigene Art. Ich höre immer wieder, es sei etwas schwierig, Kontakt zu mir zu halten.

Warum?

Ich habe eine furchtbare Beziehung zu meinem Handy. Wenn es klingelt, fühle ich mich nicht automatisch dazu berufen, auch ranzugehen. Viele Leute nehmen das sehr persönlich. Neulich musste ich mir sogar den Vorwurf anhören: „So viel wie du kann man gar nicht zu tun haben. Sogar der Bundespräsident geht an sein Telefon, obwohl er einen vollen Terminkalender hat.“ Bei mir ist es aber so: Manchmal sitze ich gemütlich mit einem Buch in einer Ecke und halte es einfach nicht für nötig, ans Telefon zu gehen.

Eine Beziehung muss aber auch gepflegt werden. Wo ist denn da Ihr Einsatz?

Mein Einsatz fängt mit dem größten Geschenk an, das man einem anderen Menschen überhaupt machen kann: ihn sein zu lassen und ihm Raum zugeben und nicht sofort immer die nächste Erwartung zu erfüllen. Es ist meiner Meinung nach in einer wirklich guten Partnerschaft gar nicht nötig, dass man sich ständig gegenseitig die Liebe mit Aufmerksamkeiten beweisen muss, um die Beziehung am Laufen zu halten. Man muss auch nicht ständig miteinander reden. Wissen Sie, welches das schönste Gespräch war, das ich jemals geführt habe? Ich saß im strömenden Regen auf der Terrasse und heulte und heulte. Ein Freund von mir kam dazu, hat sich neben mich gesetzt. Kurze Zeit später ging er wieder und kehrte mit einem Regenschirm wieder. Wir saßen auf der Bank und schwiegen. Irgendwann drückte er mir den Regenschirm in die Hand und ging erneut. Das war das tollste Gespräch! Es gab keine nervigen Vorwürfe wie: „Ich bin doch dein bester Freund, du musst mir erzählen, was mit dir los ist.“ Er ließ mir einfach meinen Raum.

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Hatten Sie schon einmal richtigen Liebeskummer?

Früher habe ich total darunter gelitten!

Was ist das Verrückteste, was Sie jemals aus Liebe getan haben?

Ich habe mich in der Liebe früher oft zum Affen gemacht. Da wollte ich zum Beispiel nach einem Beziehungs-Aus nicht wahrhaben, dass es vorbei ist, bin jeden Tag aufs Neue zum Busbahnhof gefahren, um sie abzufangen, nur um eine neue Abfuhr zu bekommen. Ich war so damit beschäftigt, ihr immer wieder zu beweisen, wie sehr ich sie liebe. Ich war felsenfest der Überzeugung, dass sie mich auch noch liebt, es aber nur noch nicht weiß. So etwas würde mir heute nicht mehr passieren oder vielleicht doch? (lacht)

Träumen Sie von einer Familie mit Haus im Grünen?

Nein, ich bin derzeit unglaublich zufrieden mit meinem Leben, so wie es gerade ist.

Ihr Lebensmotto ?

Nie von dem Kakao trinken, durch den man gezogen wird.

Vielen Dank für das Interview!

Das Interview führte Benjamin Cibach für Stars&Stories

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