Schwul? Lesbisch? Hetero? Völlig egal! Olivia Jones schreibt Kinderbuch für mehr Toleranz
Im Kinderbuch von Olivia Jones ist alles ein bisschen andersrum
Keine Angst in Andersrum: Die Travestie-Künstlerin Olivia Jones hat ein Kinderbuch geschrieben, das mehr Toleranz für schwule und lesbische Menschen bringen soll.
"Doch einmal begab es sich in Andersrum, dass sich der Inge in die Gerd verliebt hat ..." Eine Bauerarbeiterin mit Locken und Brüsten, ein Kindergärtner mit Kleidern, Lippenstift und Stöckelschuhen - im Kinderbuch "Keine Angst in Andersrum" von Olivia Jones ist alles ein bisschen anders. Männer lieben immer nur Männer und Frauen immer nur Frauen und darum finden die Andersrummer es sehr komisch, als ein Mann sich in eine Frau verliebt - und darum haben der Inge und die Gert als Paar ganz schön zu kämpfen...
Schwul, lesbisch, hetero? Es gibt viele Möglichkeiten zu lieben - doch auch mindestens genauso viele Vorurteile gegenüber Menschen, die schwul oder lesbisch sind. Diese Vorurteile zu Geschlechterrollen werden oft schon beim Mutter-Vater-Kind-Spielen im Kita-Alter anerzogen.
Damit schon Kinder lernen, dass nicht nur hetero normal oder akzeptabel ist, hat die Hamburger Travestie-Künstlerin Olivia Jones sich der Sache mal angenommen. Mit ihrem Kinderbuch möchte sie schon die Kleinen dafür sensibilisieren, dass es noch andere Beziehungsweisen als "Mann und Frau" gibt und für viel mehr Toleranz in unserer Gesellschaft werben.
Blick ins Buch: In Andersrum verliebt sich "die Gerd" in "der Inge".
"Ich musste als junger Mensch viel kämpfen"
Olivia Jones erzählt von ihrer Findungsphase: "Es ist mir eine Herzensangelegenheit, weil ich gerade als junger Mensch viel kämpfen musste – mit mir selbst und vor allem mit meiner Familie. Durch den Druck der Gesellschaft konnten sie nicht damit umgehen, dass ich etwas anders als andere war und Travestie machen wollte. Wenn mein Buch dazu beiträgt, dass das, was ich durchmachen musste, dem ein oder anderen erspart bleibt, dann würde ich mich freuen."
In unserem Video berichtet Olivia Jones, wie es ihr ergangen ist, als sie entdeckt hat, dass sie schwul ist - und was sie sich für die Zukunft von Grundschulen und Kitas wünscht.
Woran kann ich erkennen, ob mein Kind schwul oder lesbisch ist?
Und woran kann ich nun erkennen, ob mein Kind schwul oder lesbisch ist - und wenn es so ist, wie soll ich dann reagieren? Wir haben Olivia Jones gefragt ...
Wann kann ich davon ausgehen, dass mein Kind sexuell anders orientiert ist als andere Kinder?
Olivia Jones: Einen genauen Zeitpunkt festzulegen oder einen eindeutigen Hinweis zu nennen, ist natürlich schwierig, weil es ja auch Bisexuelle gibt und Menschen, die sich ausprobieren wollen. Gerade die Entwicklung von Sexualität braucht ihre Zeit - das ist ja nicht wie einem Frühstücksei, das entweder hart oder weich wird, wenn man es 5 oder 10 Minuten kocht ...
Woran haben Sie selbst als Kind gemerkt, dass Sie Mann und Frau sein wollen?
Olivia Jones: Ich habe nach ersten Erfahrungen mit Frauen erst gemerkt, dass ich mich eher zu Männern hingezogen fühle. Und dann später, dass mein Kleidungsstil immer mehr ins Androgyne abgedriftet ist und mich eigentlich auch Frauensachen interessieren. Ich wollte das aber selbst zuerst nicht wahr haben und habe es verdrängt, bis es nicht mehr ging. Dann bin ich in die Offensive gegangen.
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Wie sollten Eltern reagieren, wenn ihr Kind das Geschlecht wechseln will oder sich als schwul oder lesbisch bekennt?
Olivia Jones: Eltern sollten das Kind unterstützen und hinter ihm stehen. Für das Kind ist es an sich schon schwierig genug, mit sich selbst klar zu kommen. Deswegen ist die Unterstützung durch die Verwandten absolut wichtig. Das gibt dem Jugendlichen in der Selbstfindungsphase die nötige Stärke und das Selbstbewusstsein, um zu sich zu stehen. Dagegen zu arbeiten bringt gar nichts. Man kann sich immer nur eine zeitlang verstellen. Und das rächt sich dann später umso mehr.
Ab welchem Alter kann ich überhaupt davon ausgehen, dass diese Entwicklung definitiv und nicht nur eine Phase ist?
Olivia Jones: Schwul oder lesbisch sein, kann man nicht an- und ausschalten. So einfach ist es ja nicht. Viele Faktoren spielen dabei eine Rolle. Es gibt ja auch Menschen, die zum Beispiel erst mit 30 Jahren oder noch später bemerken, dass sie anders fühlen, als sie bisher gelebt haben. Man kann das nicht am Alter festmachen. Da spielt zum Beispiel auch der Druck von Außen eine Rolle. Und wie viel Druck man sich selber macht.
INFO
Das Kinderbuch von Olivia Jones heißt "KEINE ANGST IN ANDERSRUM - Eine Geschichte vom anderen Ufer" | ISBN 978-3-86265-435-2 | Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag
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