Tatjana Gsell: Der schreckliche Tod ihres Ehemannes bleibt mysteriös
Nach dem rätselhaften Überfall stand die Witwe des reichen Arztes unter Verdacht.
Die maskierten Räuber schlugen mit einer gusseisernen Vogelfigur aus dem Garten die große Terrassentür ein. Mit zwei Äxten bewaffnet trafen sie drinnen am 5. Januar 2003 auf den Nürnberger Schönheitschirurgen Franz Gsell. Die Täter forderten Geld und Wertsachen.
*Triggerwarnung: In diesem Artikel geht es um Gewalt. Bei manchen Menschen kann dieses Thema negative Reaktionen auslösen. Bitte sei achtsam, wenn das bei dir der Fall ist!
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Um den Arzt einzuschüchtern, schlugen sie brutal auf ihn ein, sogar mit einer Axt. Der gebrechliche 76-Jährige wurde so schwer verletzt, dass er sich nicht mehr von dem Überfall erholte und einige Wochen später starb. Seine Ehefrau Tatjana, 45 Jahre jünger als er, weinte um ihn.
Die gelernte Kosmetikerin hatte einst als Escort-Girl gearbeitet, bei dieser Arbeit auch den Schönheitschirurgen kennengelernt. Und alle in der Nürnberger Schickeria lästerten, als der renommierte Doktor die junge Frau 1991 heiratete. Das Gerede wurde noch schlimmer, als er an ihr wohl seine Fantasien, wie er sich seine Traumfrau optisch vorstellte, auslebte und sie durch etliche Schönheits-Operartionen seinem Ideal immer ähnlicher machte.
Die Ehe des Paares galt jedoch nach nur wenigen Jahren bereits als zerrüttet, sie lebte teilweise bereits mit einem anderen Mann im Ausland, kehrte jedoch immer wieder zu Franz Gsell in die Villa zurück. Von einer Scheidung war merkwürdigerweise nie die Rede.
Mord an Franz Gsell: War Tatjana Gsell am Tod ihres Mannes beteiligt?
Dann kam der Überfall mit tödlichem Ausgang. Und plötzlich stellte sich die furchtbare Frage, ob die blonde, stets braungebrannte Witwe etwas verheimlichte. Was wusste sie über die skrupellosen Männer, die ihre Mützen mit den Sehschlitzen in Tatortnähe weggeworfen hatten?
Tatjana Gsell kam in Untersuchungshaft, ein halbes Jahr lang blieb sie dort. Dann wurde sie zur Kronzeugin der Anklage – in einem Fall, der immer mysteriöser wurde und immer neue Wendungen nahm.
Alles begann angeblich mit einem Betrugsversuch: In der Hauptverhandlung vor dem Landgericht Nürnberg im Jahre 2004 beichtete die meist tief dekolletierte Tatjana Gsell den Plan, ihren 100.000 Euro teuren Mercedes 500 SL nach Osteuropa zu verschieben und bei der Versicherung als gestohlen melden zu lassen.
Sie nannte Namen und behauptete, dass ihr Mann eingeweiht gewesen sei. Und so glaubte man zunächst, dass es mit den Autoschiebern zum Streit gekommen sein könnte – und zum Tod des Arztes. Wegen dieser und anderer Vorwürfe erhielt Tatjana Gsell insgesamt 16 Monate auf Bewährung und eine Geldstrafe von 30.000 Euro. Eine Beteiligung an der Tat, die zum Tod ihres Mannes geführt hatte, konnte ihr aber nie nachgewiesen werden; es gilt die Unschuldsvermutung. Die Autoschieber bekamen Freiheitsstrafen von fünfeinhalb und zweieinhalb Jahren.
Tatjana Gsell kommt frei und lebt ein Leben im Blitzlichtgewitter ...
Im Jahr 2014 wurde der Fall aber neu aufgerollt. Denn nun hatte man plötzlich zwei ganz andere Männer verhaftet. Die Polizei war ihnen per Zufall auf die Spur gekommen, mithilfe eines DNA-Treffers nach einem Einbruch in Dänemark. Diese DNA hatte man auch an den weggeworfenen Mützen beim Gsell-Überfall gefunden. Wegen besonders schweren Raubes mit Todesfolge wurden die Männer zu elf Jahren Haft verurteilt.
Tatjana Gsell wiederum widerrief ihr früheres Geständnis, zumindest teilweise. Ihre Begründung: Sie habe damals sehr unter Druck ausgesagt, hatte Angst, sonst für den Tod ihres Mannes bestraft zu werden. Danach war sie endlich für immer frei – für ihr Leben im Blitzlichtgewitter ...
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Artikelbild & Social Media: Edwin H Remsberg/Getty Images (Symbolbild)