Psychotherapie

Therapieformen: Welche gibt es und wie funktionieren sie?

Wer den ersten Schritt gegangen ist und sich therapeutische Hilfe holen möchte, stößt schnell auf ein großes Problem: Es gibt ganz unterschiedliche Therapieformen, die alle einen anderen Ansatz haben. Welches Verfahren ist nun das Richtige? Wir geben dir einen Überblick über die drei großen Arten der Psychotherapie.

Video Platzhalter
Video: Glutamat

Es gibt drei verschiedene Therapieformen, die von der Krankenkasse getragen werden: die Verhaltenstherapie, die analytische Psychotherapie und die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie. Diese drei Arten der Psychotherapie haben alle eine spezifische Herangehensweise, die sich teilweise extrem unterscheidet. Wir stellen dir die verschiedenen Ansätze vor.

Therapieform: Verhaltenstherapie

Bei der Verhaltenstherapie geht es darum, dem Patienten im Hier und Jetzt zu helfen. Dabei wird meist ausschließlich an den Symptomen gearbeitet, ohne die Hintergründe zu beleuchten. Diese Therapieform ist sehr pragmatisch aufgebaut, da Verhaltenstherapeuten mit anschaulichen Übungen arbeiten. Es geht darum unmittelbare Lösungen für das psychische Problem zu finden.

Ein wichtiger Bestandteil dieser Therapieform sind neben allgemeineren Übungen spezifische Expositionen. Dabei muss sich der Patient genau in die Situationen begeben, die die Symptome seiner psychischen Erkrankung hervorrufen. Durch die geführte Konfrontation mithilfe eines Therapeuten sollen die Symptome abklingen bis sie nicht mehr vorhanden sind.

Angststörung: Therapie durch Virtual Reality

Verhaltenstherapien werden häufig Patienten mit einer Angststörung empfohlen. Indem sie sich ihren Ängsten stellen, sollen sie lernen, dass die Angst in der angstauslösenden Situation auch wieder abklingt. Diese Konfrontationstherapie soll sehr erfolgreich sein, allerdings wird dem Patienten viel abverlangt, da er sich immer wieder in die für ihn unangenehme Situation begeben muss.

Eine Sitzung bei einem Verhaltenstherapeuten umfasst 50 Minuten und findet einmal wöchentlich statt. Expositionen, die außerhalb der therapeutischen Praxis stattfinden, dauern meist die doppelte Zeit. Daneben bekommt der Patient stets Übungen vom Therapeuten, die er alleine praktizieren muss.

Angst vor Menschen: Diese Anzeichen sprechen für eine soziale Phobie

Therapieform: Analytische Psychotherapie

Die analytische Psychotherapie oder auch Psychonanalyse ist das genaue Gegenteil der Verhaltenstherapie, denn dieses Verfahren ist eine Gesprächstherapie, die ihren Blick sehr auf die Vergangenheit des Patienten richtet. In dieser Therapieform wird danach geforscht, was in der Lebensgeschichte des Patienten dazu beigetragen hat, dass er jetzt an einer psychischen Erkrankung leidet. Alle verdrängten Konflikte werden beleuchtet und analysiert. Daraus werden Lösungsansätze entwickelt, um die psychische Erkrankung zu heilen.

Diese Therapieform ist die intensivste aller Verfahren: Alles Verdrängte wird vom Unterbewusstsein ins Bewusstein geholt, um den Heilungsprozess in Gang zu setzen. Das ist eine große Herausforderung, aber der Patient hat auch die Möglichkeit, sich selbst und auch frühere Verhaltensweisen umfassend zu analysieren, zu verstehen und Probleme zu überwinden. Dafür ist allerdings auch viel Zeit nötig: Eine analytische Psychoherapie umfasst drei Sitzungen pro Woche.

"Ich finde mich hässlich": Leidest du an Dysmorphophobie?

Therapieform: Tiefenpsychologisch fundierte Therapie

Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie ist sozusagen die abgeschwächte Form der Psychonalyse und hat sich aus dieser Therapieform entwickelt. Auch hierbei handelt es sich um eine Gesprächstherapie, die die Vergangenheit des Patienten beleuchtet. Der Fokus liegt allerdings auf der gegenwärtigen Situation.

Da diese Therapieform nur einmal die Woche für 50 Minuten stattfindet und daher nicht so viel Zeit zur Verfügung steht, ist sie zielgerichteter als die analytische Psychotherapie. Dieses Verfahren zielt wie die analytische Psychotherapie darauf ab, ins Unterbewusstsein des Patienten hineinzutauchen und so die Ursachen der psychischen Erkrankung herauszufinden.

EMDR-Therapie: Traumata verarbeiten, statt verdrängen

Welche Therapieform die richtige ist, muss jeder für sich selbst entscheiden, denn jeder Mensch ist anders und hat unterschiedliche Bedürfnisse. Grundsätzlich gilt allerdings: Wer akkut die Symptome der psychischen Erkrankung mildern möchte, ist mit einer Verhaltenstherapie gut beraten. Wer eher in die Tiefe gehen möchte und das Problem hinter der psychischen Erkrankung erforschen möchte, sollte eher eine tiefenpsychologisch fundierte Therapie oder Psychoanalyse in Erwägung ziehen.

Auch interessant:

Online-Therapie - eine Alternative zur Gesprächstherapie?​

Winterdepression: Wie viel Melancholie ist im Winter normal?​

Stiller Burn-out: Achte auf diese Symptome!​

Bore-out: Das sind die Symptome des Langeweile-Syndroms!