Warum ich ein Kind adoptieren möchte
Ich möchte ein Kind adoptieren. Nicht jetzt, nicht morgen – aber irgendwann, also in nahferner Zukunft sozusagen. In Zeiten der künstlichen Befruchtung und Social Freezing wird die Adoption irgendwie immer unattraktiver. Trotzdem kommt sie für mich absolut in Frage.
Ich kann gar nicht genau erklären wieso, aber für mich stand schon sehr früh fest, dass ich später einmal adoptieren möchte. Vielleicht war ich sieben oder acht Jahre alt, als ich meine Eltern mit diesem Vorhaben konfrontierte. Allerdings habe ich damals auch gesagt, dass ich mit 25 schon längst Mutter sein, in Hollywood leben und meiner Familie mindestens ein bis drei Häuser kaufen will – was man halt so sagt, wenn Zeit noch endlos und alles ganz einfach erscheint. Die absolute Gönnung.
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"Befruchtest du schon oder adoptierst du noch?"
Heute, zwanzig Jahre später, versuche ich die Pläne meines früheren Ichs ein bisschen realistischer zu betrachten, aber keinesfalls aus den Augen zu verlieren. Nach wie vor möchte ich ein Kind adoptieren – nur noch nicht jetzt sofort.
Aktuell scheinen Adoptionen sowieso nicht mehr so angesagt zu sein: Während im Jahr 2004 immerhin noch 5.072 Kinder adoptiert wurden, waren es 2017 nur noch 3.888. Besonders die Auslandsadoptionen sind dabei zu 50 Prozent zurückgegangen. Wenn aktuell in Deutschland adoptiert wird, dann am ehesten ein Stiefkind. Auch die Adoptionsbewerbungen sind von 9.984 (2004) im Jahr 2015 auf 5.370 gefallen.
Zahl der künstlichen Befruchtungen steigt
Während die Adoption an Beliebtheit verliert, gewinnt die künstliche Befruchtung dazu. 2004 wurden 59.448 Eingriffe vorgenommen, 2015 waren es dann schon 96.124. Diese Entwicklung sieht man auch in Hollywood. Während Madonna ihrer Zeit noch auf Adoption setzte, lässt Kim Kardashian ihren Nachwuchs lieber von einer Leihmutter austragen. Vielleicht ist das einfach der Lauf der Dinge und Adoptionen sind jetzt, wo man sich sein Kind auch im Labor basteln lassen kann, nicht mehr ganz zeitgemäß. Aber sollte das der Grundgedanke sein, wenn man adoptiert?
Adoption in Deutschland - eine Utopie?
Natürlich hängt die Entscheidung zur Adoption auch davon ab, wie mein Leben zu diesem Zeitpunkt X aussehen wird. Ich habe keine Anleitung für mein Leben. Doch auch ich träume zunächst von eigenen Kindern. Ich würde lügen, wenn ich jetzt etwas anderes behaupten würde. Aber was dann? Wieso selbst noch zehn weitere Kinder in die Welt setzen, wenn es doch schon genug gibt, die sich über ein Zuhause freuen würden? Natürlich geht dies nur, wenn der finanzielle und soziale Rahmen stimmt, das ist mir klar – aber das sollte es im Optimalfall bei jedem Kind, egal, ob nun selbst gezeugt oder adoptiert.
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Eine Adoption kann man laut der aktuellen Gesetzeslage in Deutschland allerdings nur alleine oder als verheiratetes Paar vollziehen. In wilder Ehe kann ein Paar kein Kind zu sich nehmen, zumindest nicht gemeinsam – in dem Fall kann auch wieder nur eine Partei alleine das Sorgerecht für das Kind bekommen. Sprich: Entweder trau ich mir den Spaß alleine zu, muss heiraten oder ich warte bis sich die Regelungen endlich ändern. (Dabei fällt mir ein, gibt es eigentlich Adoptionsscheinehen?)
Ein Kind ist immer eine Überraschung - Du weißt nie, was du bekommst
Im Gespräch mit meiner Mutter kam noch ein ganz anderer Aspekt zur Sprache. Da man nie genau weiß, aus welchem Umfeld die Kinder kommen und was sie bereits erlebt haben, lässt sich schwer voraussagen, wie sie in extremen Situationen oder auch in der Pubertät reagieren. Meiner Meinung nach, weiß man das aber nie. Auch wenn ich selbst ein Kind bekomme, weiß ich nicht, ob es irgendwelche Macken oder unentdeckte Krankheiten von Familienmitgliedern, die ich nie kennengelernt habe, in sich trägt. Man weiß so oder so NIE was man bekommt. Ein Kind ist immer eine Überraschung, egal, ob selbst ausgetragen, im Labor gezeugt oder adoptiert. Es gibt keine Garantie. Was man hingegen sicher weiß, ist, dass man mit einer Adoption einem Kind, das bisher wenig Glück hatte, ein neues Zuhause schenken kann. Daher steht mein Entschluss.
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