Was ist Asexualität und welche Anzeichen deuten darauf hin?
Wer asexuell ist, verspürt nur wenig bis gar kein Bedürfnis danach, mit anderen zu schlafen. Wie sich dies im Leben äußert und was das für Folgen haben kann, erklären wir dir hier.
Asexualität ist keine Krankheit
Eine einheitliche Definition davon, was asexuell heißt und wer asexuell ist, gibt es nicht. Manche beschreiben Asexualität als eine Art sexuelle Orientierung, die angeboren ist - wie Hetero-, Bi- oder Homosexualität. Demnach verspüren Asexuelle einfach von Natur aus kein Bedürfnis nach Sex. Sie finden es einfach nicht interessant, mit anderen Menschen zu schlafen, und können dem nichts abgewinnen. Andere definieren Asexualität aber auch so, dass sie jeden betrifft, der sich damit identifizieren kann.
Dabei kann es durchaus Abstufungen in verschiedene Typen geben: Einige asexuelle Personen haben überhaupt kein sexuelles Verlangen, einige wollen nicht mit anderen Menschen schlafen, mögen aber Selbstbefriedigung, und wieder andere verspüren zumindest ein wenig Vergnügen an Sex und haben ab und zu Lust darauf - nur eben vergleichsweise selten. Manchen Definitionen zufolge kann sich Asexualität auch erst im Laufe des Lebens entwickeln oder nur vorübergehend sein.
So oder so - Asexualität ist keine Krankheit. Es stecken auch keine hormonellen Schwankungen, keine Nebenwirkungen von Medikamenten, keine Traumata durch sexuellen Missbrauch oder andere äußere Ursachen hinter dem mangelnden sexuellen Interesse. Es ist einfach nicht oder nur kaum vorhanden.
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Woher weiß ich, ob ich asexuell bin?
Asexualität macht sich meist schon in der Pubertät bemerkbar, wenn sich bei Gleichaltrigen die Libido meldet. Du hast den Eindruck, alle anderen sprechen schon seit deinen Teenagerzeiten ständig über Sex? Gefühlt wirst du von allen Seiten mit dem Thema bombardiert und hast noch nie verstanden, was das alles soll, warum alle so einen Wirbel darum machen?
Du verliebst dich zwar und sehnst dich nach geistiger und emotionaler Nähe zu einem anderen Menschen - aber in Sex siehst du einfach keinen tieferen Sinn? Wenn das auf dich zutrifft, ist es gut möglich, dass du in Hinblick auf Geschlechtsverkehr eben ein wenig anders bist als der Durchschnitt, nämlich asexuell.
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Wie kann ich damit umgehen, wenn mein Partner asexuell ist?
In einer Beziehung kann Asexualität zum Problem werden, wenn nur ein Partner asexuell ist, der andere aber nicht. Dann kann es passieren, dass der nicht-asexuelle Partner es vermisst, regelmäßig miteinander zu schlafen, der innigen emotionalen Liebe durch körperliche Nähe und Intimität Ausdruck zu verleihen.
Asexuelle hingegen fällt es schwer, diese Sehnsucht nachzuvollziehen, weil sie sie selbst von sich nicht kennen. Sie schlafen dann vielleicht dem Partner zuliebe mit ihm, genießen es möglicherweise auch ein wenig, ergreifen aber selbst nie die Initiative für Sex. Das kann den anderen verunsichern und dazu führen, dass er sich abgewiesen fühlt. Hier hilft nur: miteinander reden.
Sprecht offen, ohne Vorwürfe, über eure Bedürfnisse. Versucht, euren Partner zu verstehen, empathisch zu sein. Ist die emotionale und geistige Zuneigung groß, aber das sexuelle Verlangen einseitig, könnt ihr über eine offene Beziehung nachdenken. Für manche Menschen kommt auch eine polyamore Beziehung infrage.
Oder ihr einigt euch darauf, zumindest ab und zu miteinander Sex zu haben - wobei der nicht-asexuelle Partner in diesem Fall akzeptieren sollte, dass sein Lieblingsmensch dies nicht aus eigenem Antrieb heraus tut, sondern, um ihm eine Freude zu machen. Ist das nicht möglich und kommt auch keine offene oder polyamore Beziehungsform in Betracht, könnt ihr euch Unterstützung durch einen Paartherapeuten suchen.
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Im Video seht ihr, welche sexuellen Orientierungen es noch gibt (Artikel wird unter dem Video fortgesetzt):
Was ist der Unterschied zwischen asexuell und aromantisch?
Wer asexuell ist, hat kein Interesse an Sex, aber an einer emotionalen und geistigen Liebesbeziehung. Wer aromantisch ist, verliebt sich nicht und hat auch kein Bedürfnis nach emotionaler und geistiger Nähe zu einem anderen Menschen, verspürt aber sexuelles Verlangen.
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