Wie viel Sex macht dich wirklich glücklich?
Wie viel Sex braucht ein glückliches Paar?
Einmal Sex pro Woche soll Paare am glücklichsten machen, heißt es. Ist so eine stumpfe Zahl wirklich wahr?? Parship-Beziehungscoach Eric Hegmann berät jede Woche Paare und Singles bei der Suche nach der perfekten Liebe und plaudert für uns aus dem Beratungs-Nähkästchen - wie das WIRKLICH ist, mit dem Sex und der Liebe !
"Wenn wir mit anderen Paaren unterwegs sind, werde ich oft zur Seite gezogen und im Verschwörerblick gefragt: „So, ihr seid jetzt 12 Jahre zusammen. Wir gehen ins „xte“ Jahr. Du als Paarberater, sag doch mal, wie oft Sex ist denn normal?“
Ich weiß, es ist ein tiefes und ehrliches Bedürfnis, sich mit anderen Paaren zu vergleichen. Aber nirgendwo ist das so auffällig wie beim Sex. Das liegt daran, dass wir alle heute unter einem immensen Leistungsdruck in Bezug auf Sex leiden. Überall werden Produkte über sexuelle Impulse verkauft, überall lernen wir, dass es immer höher, besser und weiter gehen muss, dass Perfektionismus im Schlafzimmer glücklich macht und jeder dieses Glücksgefühl erreichen kann. Diese Übersexualisierung bewirkt genau das Gegenteil. Ebenso wie der Druck. Denn zu befriedigendem Sex gehört Entspannung.
Für die Häufigkeit beim Sex gibt es kein normal!
Deshalb unterscheide ich nicht nach Paaren mit viel oder wenig Sex, sondern nach denen, die mit ihrem Liebesleben glücklich oder unzufrieden sind. Für die Häufigkeit gibt kein normal, Hauptsache die Partner erleben ihre Sexualität als befriedigend und erfüllend. Aber natürlich gibt es dazu Statistiken. So haben die meisten Paare nach 7 Jahren Ehe etwa 1 bis 2 mal pro Woche Sex. Glückliche Langzeitpaare sagen, mit den Jahren würde es im Schlafzimmer zwar weniger oft dafür aber besser werden. Also Qualität vor Quantität. Außerdem gibt es eine neue, interessante Studie mit über 30 000 Befragten. Wer mehr als ein Mal pro Woche Sex hatte, bezeichnete danach die Beziehungszufriedenheit nicht höher als die, die öfter Sex haben.
Doch was nutzt die schönste Statistik, wenn ein Paar unzufrieden ist? Es müssen die Partner gemeinsam und für sich herausfinden, was ihnen gut tut. Dazu gehört für viele Paare, dass sie regelmäßig miteinander die Laken durchwühlen. Den Sex macht tatsächlich froh. Beim Sex wird beispielsweise das Kuschelhormon Oxytocin ausgeschüttet. Das sorgt für Bindung und Glücksgefühle. Sex schwemmt Stresshormone aus dem Gehirn, und sorgt mit einem sehr effektiven Hormon-Coacktail für Entspannung, für Zugehörigkeit. Sex ist regenerativ, motivierend, entspannend und inspirierend gleichzeitig.
Das bekommt das beste Antidepressivum nicht so hin. Außerdem ist Sex fraglos gesund und ja, ein Paar könnte natürlich auch gemeinsam Joggen gehen. Aber Sex macht mehr Spaß und gemeinsamer Sport schließt sich ja nicht aus. Aber Sex ersetzt kein Sportprogramm und es gibt auch nichts, was sich aufstaut und raus müsste. Im Gegenteil: Druck von Innen und Außen, die Selbstoptimierung zum Top-Liebhaber, der Vergleich mit fiktiven oder medialen Vorbildern, das schadet der Liebe.
Sex ist wichtig für die Paar-Bindung, denn Sex ist auch Kommunikation. Bevor Menschen sprechen konnten, konnten sie sich bereits anfassen. Beim Sex zeigen die Partner sich gegenseitig, dass sie sich annehmen, dass sie sich berühren möchten, so wie sie sind. Es ist eher unwahrscheinlich, dass ein Paar mit einem befriedigendem Sexualleben in eine Beratung oder zu einem Therapeuten geht, da das Schlafzimmer eben doch einen Spiegel der Beziehung darstellen kann.
Kritisch wird es, wenn die Bedürfnisse unterschiedlich sind. Also ein Partner „immer“ will, der andere „nie“. Wichtigster Gedanke dabei, selbst wenn er schwer fällt, weil man sich gerade bedrängt fühlen mag: „Mein Partner findet mich begehrenswert. Das ist super und dafür bin ich ihm dankbar.“
Verletzungen verderben jeden rest von Lust
Ein grummeliges „Ich habe keine Lust“ wird von den meisten Menschen als „Ich habe keine Lust auf dich“ verstanden. Also sollte man umgekehrt herangehen: „Ich habe Lust auf dich“ – das ist doch schön, vom Partner zu wissen. Aus einer solchen dankbaren Haltung heraus wird eine Zurückweisung hoffentlich nie verletzend wirken. Denn irgendwann initiiert ein verletzter Mensch keine Intimität mehr. Das führt zu einer häufig sehr hässlichen Dynamik voller Abwertung bis hin zur Verachtung.
Damit es häufiger im Schlafzimmer zur Sache geht, sollte ein Paar anfangen, ehrlich über seine sexuellen Fantasien miteinander zu sprechen. Nur dann kann es diese auch gemeinsam ausleben. Neue Lebensabschnitte und Veränderungen, vom Hausbau bis zum Baby , lassen viele Partner oft allein mit ihren Wünschen zurück. Sie sprechen nicht darüber, weil sie hoffen, das ginge vorbei und irgendwann hat die Realität die Fantasie abgehängt. Es geht oft um falsche Erwartungen.
Die Frau, die hofft, dass ihr Partner auf ihre neue Unterwäsche mit Leidenschaft reagiert, aber gleichzeitig ihm nicht zugesteht, auf das Modell auf der Plakatwand ebenfalls zu reagieren, kann nicht das eine ohne das andere haben.
Ein Paar sagte kürzlich, wir haben Sex zu unserem gemeinsamen Hobby gemacht. Das finde ich eine sehr schöne Idee. Das klingt stressfrei und nach Freude. Und ist viel günstiger als eine Mitgliedschaft im Tennis-Verein."
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