Sternenkinder

Seelenkinder: Warum das Trauern nach einer Fehlgeburt so wichtig ist

So viele Seelenkinder: mindestens 30 Prozent aller Schwangerschaften enden mit einer Fehlgeburt. Die verlorenen Sternenkinder können viele familiäre Probleme auslösen. Buchautorin Sereina Heim darüber, warum es so wichtig ist, Seelenkinder nicht zu vergessen und um sie zu trauern.

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Das Vergessen von Seelenkindern als Ursache für familiäre Probleme

Man geht heute davon aus, dass mindestens 30 Prozent aller Schwangerschaften mit einer Fehlgeburt enden. Die Dunkelziffer während der ersten Schwangerschaftswochen ist noch höher, weil zu der Zeit viele Frauen nicht bemerken, dass eine Zeugung stattgefunden hat und stattdessen meinen, sie hätten eine verspätete Regelblutung. Und obwohl ein Großteil aller Frauen im Laufe ihres Lebens ein Kind verliert, wird kaum darüber gesprochen.

Es scheint, als ob wir als Gesellschaft nicht wissen, wie wir mit dem frühen Verlust eines Kindes umgehen sollen. Dabei sind diese Seelenkinder für ihre Familien extrem wichtig! Und zwar aus folgenden Gründen:

Die Vorfreude der Eltern

Wenn Eltern von einer Schwangerschaft erfahren und sich auf das Kind freuen, ist der Verlust selbst nach extrem kurzer Schwangerschaftsdauer emotional einschneidend. Viele Eltern erlauben sich jedoch nicht zu trauern, weil der frühe Verlust gesellschaftlich tabuisiert ist und nicht als Trauergrund gilt. Gleichzeitig vergisst man, dass durch die empfundene Freude bereits eine Verbindung zum Kind entstanden ist.

Die Zugehörigkeit zur Familie

Jeder, der einmal Teil einer Familie war, gehört auch nach seinem Tod noch dazu. Diese Logik wirkt unbewusst in allen Familien. Durch die Zeugung des Kindes ist neues Leben in der Familie entstanden und selbst wenn dieses Leben nur kurze Zeit dauert, bleibt das Kind ein wichtiger Teil der Familie.

Die Intuition der Geschwisterkinder

Kinder können ihre früh verstorbenen Geschwister spüren. Gerade wenn man ihnen nichts von der Fehlgeburt erzählt, reagieren sie sensibel auf das Fehlen des toten Geschwisterchens. Viele Probleme unter denen Kinder leiden, können auf eine Fehlgeburt in der Familie zurückgeführt werden, weil durch das Vergessen beziehungsweise Ignorieren des früh verstorbenen Kindes eine emotionale Spannung in der Familie entsteht, die sich negativ auf die Geschwisterkinder auswirkt.

Die Seelenkinder in die Familie integrieren

Es ist deswegen ratsam die früh verstorbenen Kinder, Seelenkinder genannt, liebevoll in die Familie aufzunehmen. Das Annehmen hat eine entlastende Wirkung auf die Eltern und vor allem auf die lebenden Geschwister.

Die Integration in die Familie kann in mehreren Schritten erfolgen:

  1. Trauern: Erlauben Sie sich und Ihren Kindern, um das verlorene Kind zu trauern.
     
  2. Nehmen Sie innerlich mit Ihrem Seelenkind Kontakt auf: Sie können ihm einen Brief schreiben oder innerlich Zwiesprache halten.
     
  3. Heißen Sie das Seelenkind liebevoll in der Familie willkommen: Dazu können Sie ein kleines Ritual mit Kerzen, Musik oder Gebeten veranstalten.
     
  4. Machen Sie das Seelenkind in Ihrem Zuhause sichtbar: Finden Sie eine Figur oder einen Gegenstand, der ans Seelenkind erinnert.
     
  5. Reden Sie über Ihr Seelenkind: Sprechen Sie mit Ihrem Partner, Ihren Kindern, Ihrer Familie und Ihren Freunden über Ihre Gefühle.

Über etwas zu reden, macht es real. Gleichzeitig helfen Gespräche bei der Verarbeitung des Verlusts. Auch wenn Sie sich von Ihrem Seelenkind und all Ihren Wünschen und Hoffnungen für die Zukunft verabschieden müssen, bleiben Sie doch Mutter oder Vater dieses Kindes. Ihre Familie ist nur mit diesem Kind komplett.

Wird ein Seelenkind hingegen vergessen oder realisiert eine Familie ganz einfach nicht, wie wichtig dieses Kind ist, können sich dadurch große Schwierigkeiten entwickeln.

Nicht beachtete Seelenkinder können zu Schlafstörungen von Kleinkindern, extremen Wutausbrüche sogar zu Mobbing führen

Das Vergessen eines Seelenkindes kann insbesondere die Ursache sein für Schlafstörungen von Kleinkindern, extreme Wutausbrüche, sowie auch für das Auftauchen imaginärer Freunde und sogar Mobbing in Schulklassen. Die Kinder reagieren mit ihrem Verhalten unbewusst auf das Fehlen des Seelenkindes in der gelebten Familienstruktur.

Das was die Kinder spüren, nämlich dass noch jemand zur Familie gehört, und das was im Alltag gelebt wird, passt nicht zusammen und aus dieser Spannung heraus können sich die Kinderprobleme entwickeln. Selbst körperliche Leiden können entstehen. Kinder spüren das Ungleichgewicht und versuchen unbewusst auf die Wichtigkeit des Seelenkindes aufmerksam zu machen.

Hinzu kommt, dass auch die Paarbeziehung leiden kann, wenn man dem Seelenkind seinen Platz innerhalb der Familie nicht zugesteht. Das Kind ist aus der gelebten Verbundenheit zwischen Mutter und Vater durch die Sexualität entstanden. Wird es verleugnet, wird auch ein Teil der Beziehung negiert und das schwächt das Zusammengehörigkeitsgefühl des Paars.

Deswegen mein Rat: Korrigieren Sie Ihr inneres Familienbild dahingehend, dass nicht nur Ihre lebenden Kinder zur Familie gehören, sondern auch alle während der Schwangerschaft verstorbenen Kinder. So kreieren Sie ein harmonisches Familienleben und ein liebevolles Miteinander.

Unsere Autorin:

Sereina Heim, 1982 geboren, bezeichnet sich selbst als Hebamme der Seele. Sie studierte Pädagogik an der Universität Zürich und ist seit über 10 Jahren in eigener Praxis als Familientherapeutin tätig. Sie ist seit ihrer Kindheit hellsichtig und machte eine Ausbildung in Medialität und geistigem Heilen. Die Autorin lebt und arbeitet in Luzern. 

Wie vergessene Seelenkinder familiäre Probleme auslösen können, beschreibt Autorin Sereina Heim in ihrem Buch „Seelenkinder und wie sie in ihrer Familie wirken“.
Wie vergessene Seelenkinder familiäre Probleme auslösen können, beschreibt Autorin Sereina Heim in ihrem Buch „Seelenkinder und wie sie in ihrer Familie wirken“. Foto: Roman Beer / Kösel Verlag