Angela Wiedl: Nach Tod ihrer Tochter - Wie sie das tiefste Tal ihres Lebens überwunden hat
Trotz des schweren Verlustes kann Angela Wiedl wieder lachen...
*Triggerwarnung: In diesem Artikel geht es um den Verlust eines Kindes, Depressionen und Selbstmordgedanken. Bei manchen Menschen kann dieses Thema negative Reaktionen auslösen. Bitte sei achtsam, wenn das bei dir der Fall ist.
Das kleine Mädchen mit den blonden Löckchen war ihr ganzes Leben. Angelina war ein absolutes Wunschkind, machte Volksmusikstar Angela Wiedl und ihren damaligen Ehemann Walter (58) zu stolzen Eltern. Leider waren dem Paar nur fünf kurze Jahre mit ihrem kleinen Töchterchen vergönnt. Angelina starb im Juni 2005 völlig unerwartet an einer Gehirnembolie. Die Trauer hüllte sich wie ein dunkler Schleier um Angela Wiedls Seele. Sie glaubte, nie wieder richtig glücklich werden zu können. Doch ihr Glaube und der Familienzusammenhalt heilten ihre Wunde. Und als liebende Mutter weiß Wiedl ganz sicher: „Angelina ist immer in meinem Herzen – unser Band ist stärker als der Tod.“
Angela Wiedl: "In diesem Moment konnte ich meinen Schmerz nur herausschreien"
Angela Wiedl erinnert sich mit Schaudern an die Zeit, als das Unheil über ihre Familie hereinbrach: 2003 infizierte sich – ihre kleine Tochter im Kindergarten mit einem Darmvirus. Die Folge war eine Entzündung des Gehirns, halbseitige Lähmung und Sprachstörungen. Viele Krankenhausaufenthalte folgten. Die Sängerin und ihr Mann Walter versuchten alles, damit es ihrem kleinen Mädchen wieder besser geht. In dieser harten Zeit machte Angelina ihren Eltern oft Mut: „Papa, es wird alles gut. Ich hab doch die Kraft vom lieben Gott!“
Bei diesen Worten zerreißt es einem das Herz, wenn man bedenkt, dass es Angelina trotz kurzzeitiger Besserung nicht schaffte.
Am 13. Juni 2005 spielt das Mädchen gerade im Garten des Familienhauses, juchzt und lacht vor Freude, als es plötzlich über Übelkeit klagt. Angelina verkrampft sich, übergibt sich mehrmals. Sofort fahren Angela Wiedl und ihr Mann ins Krankenhaus.
Dort kämpfen die Ärzte um das junge Leben. Zwei unendlich lange Stunden. Vergeblich – kurz nach 20 Uhr hört Angelinas Herz auf zu schlagen. „Als in der Klinik der Chefarzt auf uns zukam und sagte: ‚Wir konnten leider nichts mehr für Ihre Tochter tun.‘ In diesem Moment konnte ich meinen Schmerz nur herausschreien“, erinnert sich Wiedl.
Angela Wiedl: Depressionen und Selbstmordgedanken suchten die Sängerin heim
Danach war nichts mehr so, wie es mal war. „Ich bin damals durch das tiefste Tal meines Lebens gegangen und dachte oftmals, ich komme da nicht mehr raus.“ Besonders schwer waren die Nächte. Angela Wiedl konnte nicht schlafen, legte sich nachts oft in Angelinas Bett. So wollte sie ihrem Kind nah sein.
Depressionen folgten, Selbstmordgedanken suchten die Sängerin heim. 2007 zerbrach schließlich auch ihre Ehe.
Angela Wiedls Vater war es, der sie Stück für Stück wieder aufbaute. „Er ermunterte mich immer wieder zu gemeinsamen Aktivitäten, wenn ich mich zu sehr verkroch. Papa holte mich regelmäßig aus meinem Schneckenhaus heraus und ging gemeinsam mit mir in die Natur. Das tat unheimlich gut.“ Zusätzlich gab der Glaube ihr unglaublich viel Kraft. „Angelina lebt immer noch mit uns. Sie ist im Herzen und in den Gedanken nach wie vor präsent. Ihr war eben nur eine kürzere Zeit auf Erden vergönnt als anderen Menschen. Doch eines Tages werden wir uns wiedersehen.“ Daran glaubt Wiedl fest.
Sie ging viel ans Grab ihrer Tochter, ließ ihren Tränen freien Lauf und machte sogar eine Therapie. Stück für Stück kämpfte sich die 55-Jährige ins Leben zurück. Und dann trat ihr jetziger Ehemann Uwe (68) in ihr Leben. Das Glück kehrte zurück! Denn mit ihm bekam die Münchnerin noch eine Tochter. Am 22. Juni 2012 erblickte Gina das Licht der Welt.
In dem Moment, in dem Angela Wiedl ihr zweites Baby zum ersten Mal in den Armen hielt, wichen die Trauer und alle Ängste. „Seitdem fühlt es sich an, als sei eine tiefe Wunde geheilt“, gesteht sie.
Mit Gina (heute 10) besucht die Sängerin oft das Grab ihrer Angelina. Die beiden legen Blumen für sie nieder, „dann verabschiedet sie sich mit einem Küsschen von ihrer Schwester“, sagt Angela Wiedl gerührt.
Manchmal ist die 55-Jährige aber nachdenklich. „Wie es wohl mit Angelina heute wäre?“ Aber sie weiß, dass sie ihr kleines Mädchen irgendwann wiedersehen wird.
Du leidest an Depressionen oder kennst jemanden, der daran leidet? Bei der Deutschen Depressionshilfe findest Du eine Liste von Hilfsangeboten, Telefonnummern und Adressen, an die du dich wenden kannst.
Du hast Selbstmord-Gedanken oder kennst jemanden, der welche hat? Dann kontaktiere bitte umgehend die Telefonseelsorge unter telefonseelsorge.de. Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 kannst du außerdem anonym und rund um die Uhr Hilfe von Beratern bekommen, die Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen können.
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