BDSM-Beziehung: Zwischen Dominanz und Unterwerfung
Fifty Shades of Grey in real: Wie funktioniert eine BDSM-Beziehung - ein Paar berichtet von Liebe und Sex zwischen Dominanz und Unterwerfung.
Liebe und Sex plus BDSM - eine spannende Beziehung!
Andreas und seine Freundin Claudia sind seit einem Jahr zusammen. Der 30-jährige hat alles, was ein Mann sich wünschen kann. Er lebt mit seiner zwei Jahre jüngeren Freundin in einem wundervollen Haus und hat eine Führungsposition in einem großen Unternehmen. Obwohl BDSM nach Fifty Shades of Grey salonfähiger geworden ist, haben Andreas und Claudia ein Geheimnis. Sie leben ein Leben zwischen Dominanz und Unterwerfung.
Treue-Expertin Therese Kersten hat für Wunderweib.de mit Claudia und Andreas über ihre sehr spezielle Beziehung gesprochen:
Therese Kersten: Liebe Claudia, würdest du sagen, dass BDSM nach Fifty Shades of Grey generell salonfähiger geworden ist?
Claudia: Ich würde schon sagen, dass durch den großen Erfolg von Fifty Shades of Grey BDSM salonfähiger geworden ist. Durch die Bücher und die Kinofilme werden Fantasien angeregt und das Thema erlangt eine neue Offenheit. Ich denke, dass bei einigen die Neugierde geweckt wurde Fesselspiele und Sex mit BDSM-Elementen auszuprobieren. Vielleicht war es in der einen oder anderen Partnerschaft auch endlich mal eine Möglichkeit, über seine Neigungen zu sprechen.
Andreas, wann hast du das erste Mal festgestellt, dass du eine devote Seite hast?
Andreas: Bereits mit Beginn der sexuellen Selbsterforschung stellte ich fest, dass meine Fantasien von dominanten Frauen geprägt waren. Zum damaligen Zeitpunkt wollte ich mir das allerdings noch nicht eingestehen. Es passte nicht in das Bild, das ich darstellte, und somit war der Gedanke daran, vor einer Frau zu knien unvorstellbar. Ein Mann mit eisernem Willen, der beruflich den Ton angibt und seine Dominanz auslebt und auf der anderen Seite der sexuell devote Mann. Es passte nicht in mein Selbstbild, bis ich eines Tages eine Frau kennenlernte, die meine Fantasie wieder zum Leben erweckte. Seitdem erforschte ich BDSM immer mehr, probierte mich aus - und dann lernte ich Claudia kennen.
Wie habt ihr euch kennengelernt und wart ihr auf der Suche nach einer festen Beziehung oder Spielbeziehung?
Andreas: Ich habe Claudia eine Nachricht in einer BDSMler-Community geschrieben. Ich persönlich war auf der Suche nach einer festen Beziehung und Spielbeziehungen kamen für mich nicht in Frage.
Claudia: Ich war offen für eine feste und Spiel-Beziehung. Über die BDSM-Community tauschten Andreas und ich Nachrichten aus und konnten so ungehemmt über unsere Neigungen sprechen, was im normalen Alltag, wenn du jemanden kennenlernst, etwas schwierig ist. Nachdem wir einige Male telefoniert hatten und uns trafen, entschieden wir uns für eine feste, monogame Beziehung.
Claudia, kannst du dich mit dem dominanten Christian aus Fifty Shades of Grey identifizieren?
Claudia: Ich kann mich lediglich mit dem Spiel zwischen Christian und Anastasia, wie er sie immer wieder in seinen Bann zieht, identifizieren. Ansonsten hat seine strikte dominante Art und seine ständigen Bestrafungen nichts mit dem zu tun, wie wir BDSM leben. Es geht bei uns nicht um dauerhafte Machtgefälle und darum das ich Andreas 24 Stunden kontrolliere und bestrafe. Außerhalb unserer sexuellen Vorlieben begegnen wir uns auf gleicher Augenhöhe, was für eine langfristige Beziehung sehr wertvoll ist.
Was unterscheidet eine BDSM-Beziehung von einer „normalen“ Beziehung?
Andreas: Ich denke, dass in vielen „normalen“ Beziehungen zu wenig kommuniziert wird. Doch gerade das ist einer BDSM-Beziehung sehr wichtig. Claudia muss wissen, wo meine Grenzen sind und deshalb ist es unerlässlich, dass wir viel darüber reden. Ich muss ihr mein volles Vertrauen schenken, wenn ich mich ihr unterwerfe. Und mein Vertrauen reicht momentan so weit, dass wir kein Safeword und Regeln, so wie es bei Fifty Shades of Grey gezeigt wird, verwenden. Aber selbstverständlich kann ein Safeword bei extremen Spielen hilfreich sein.
Weiß euer privates Umfeld von euren Neigungen? Und wenn ja, wie reagierte dieses darauf?
Andreas: Mein privates Umfeld weiß nichts von meiner Neigung. Anders ist es bei Claudia. Die meisten ihrer Freunde wissen Bescheid und gehen damit auch locker um, denn schließlich fühlt sich ja niemand dadurch angestoßen. Viele neue Freunde haben wir durch den Austausch von Erfahrungen auf Stammtischen kennengelernt.
Wie läuft eine BDSM-Session bei euch ab? Habt ihr bestimmte Vorlieben?
Claudia: Selbstverständlich stehen meine Vorlieben als FemDom („weibliche Dominanz“) im Vordergrund. Doch da ich weiß, dass Andreas eine stark ausgeprägte masochistische Seite hat, habe ich natürlich Spaß daran, seine devote Seite auszureizen, alles andere wäre ja eine Belohnung für ihn und diese muss er sich erst verdienen. Unsere Sessions gehen über devote Handlungen und Aufgaben, bis hin zu leichten Demütigungen. Doch wir haben beide eine Vorliebe für Orgasmuskontrolle-Spiele. Das heißt, dass ich darüber bestimmte, ob Andreas einen Orgasmus haben darf oder nicht. Es kann auch dazu führen, dass er mehrere Tage oder sogar Wochen nicht zum Höhepunkt kommen darf und nur für meine Orgasmen zuständig ist.
Andreas: Ich genieße die Abhängigkeit von Claudia bei der Orgasmuskontrolle und hinzu kommt, dass es ein unbeschreibliches Gefühl ist, wenn ich nach einer Woche Orgasmus-Verbot zum Höhepunkt kommen darf. Ansonsten habe ich eine Vorliebe für leichte Cock and Ball Torture (Penis- und Hodenfolterung), Spanking (Schläge) im Intimbereich mit der Hand und Gerte, bis hin zu Strom und sonstigen Instrumentarium.
Das klingt alles sehr schmerzvoll. Magst du den Schmerz?
Andreas: Ich mag nicht den Schmerz, ich mag das Ertragen des Schmerzes. Es geht darum, dass ich stärker bin, als mein Kopf es mir vormacht und dass ich jeden Schmerz aushalte, auch wenn es noch so weh tut. Das Härten meines Willens und das Gefühl des Siegs, wenn ich jeden Schmerz weggesteckt habe, den Claudia mir entgegengebracht hat, ist unbeschreiblich.
Was würdet ihr Leuten raten, die sich seit Fifty Shades of Grey für BDSM interessieren? Habt ihr Tipps?
Claudia: Es ist wichtig, dass man das Thema langsam angeht und sich herantastet. Es ist eine Reise, die auch mal lustig sein darf, denn FemDom und Sub sind am Ende des Tages doch nur Menschen. Wichtig sind Spaß, Freude und vor allem viel Kommunikation.
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Das Interview führte Therese Kersten:
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