Erotische Geschichte: Der Fremde im Nachtzug
Nach einem Streit mit ihrem Mann reist Claudia nach Italien. Im Schlafwagen-Abteil kommt es zu einer mysteriösen Begegnung...
Mein Zug steht noch da. So schnell ich kann, laufe ich über den Bahnsteig zur ersten Tür, hieve den schweren Koffer in den Waggon und springe hinterher. Keine Minute später schließen die Türen sich, und die Bahn fährt ab. Erschöpft lehne ich mich an eine Wand und versuche, wieder zu Atem zu kommen. Ich schaue aus dem Fenster auf die vorbeiziehende Landschaft und kann es nicht fassen, dass ich tatsächlich auf dem Weg nach Italien bin. Als Single!
Tränen schießen mir in die Augen, so ein Mist, ich muss schon wieder an Micha denken. Wir hatten gestern den schlimmsten Krach unserer vierjährigen Ehe. So schrecklich, dass ich ihn am Ende angeschrien hatte: „Dann gehen wir ab jetzt getrennte Wege.“ Und das alles nur wegen meiner blöden Eifersucht. Obwohl – sicher bin ich mir nicht, ob da nicht doch etwas mit Julia läuft. Seit sie in Michas Team arbeitet, schiebt er eine Überstunde nach der anderen. Schon wieder spüre ich diesen Kloß aus Wut und Enttäuschung im Hals, aber ich reiße mich zusammen. Bloß nicht heulen. Ich werde jetzt nach Rimini zu meiner Freundin Meike fahren und einen fantastischen Urlaub erleben, rede ich mir gut zu, da hat Micha eben Pech gehabt.
Das Schlafwagenabteil, in dem ich einen Platz gebucht habe, ist bereits dunkel. Das untere Bett, das kann ich erkennen, ist belegt. Leise klettere ich die kleine Leiter hinauf ins obere Bett und richte mich ein. Irgendwann fallen mir die Augen zu.
Ein geheimnisvoller Fremder
Als ich aufwache, ist es tiefe Nacht. In dem Abteil ist es so stickig, dass ich kaum Luft bekomme. Verschlafen klettere ich in Slip und T-Shirt aus meinem Bett und öffne das Fenster. Genau in diesem Moment bremst der Zug, ich verliere das Gleichgewicht und lande im unteren Bett.
Ich will sofort wieder aufspringen, aber eine Männerhand zieht mich sanft an sich. Und dann spüre ich heiße Küsse in meinem Nacken, meiner geheimen, absolut supererogenen Zone. Ich bin gleichermaßen schockiert und erregt. Fingerspitzen streichen über meinen Rücken, bis zu meinem Po, und mein Herz klopft bis zum Hals. Eigentlich müsste ich mich wehren, aufspringen, das Abteil wechseln. Aber ich kann nicht. Ich stöhne leise und lasse mir die Zärtlichkeiten einfach gefallen.
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Die Hand des Fremden schiebt sich nach vorn unter mein Shirt. Mein Atem wird tiefer. Ein Finger umkreist spielerisch meine Brustwarze. Als hätte sich ein Schalter umgelegt, nimmt unser Liebesspiel plötzlich Fahrt auf: Der Mann zieht an meinen Haaren und beißt in meinen Nacken, was mich schier wahnsinnig macht, dabei massiert er mit der anderen Hand leidenschaftlich meine Brüste. Dann wandern seine Finger zwischen meine Beine, wo sie rhythmisch über den dünnen Stoff meines Slips fahren.
Meine Erregung wächst ins Unermessliche. Ich will mich umdrehen und ihn küssen, doch er hat mich so fest im Griff, dass ich mich nicht bewegen kann. Womöglich könnte ich, aber um nichts auf der Welt würde ich mich freiwillig aus dieser Position hinausbewegen. Mein ganzer Körper steht so unter Spannung, dass ich befürchte, vor Ekstase irgendwann in Ohnmacht zu fallen.
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Aufregende Lustgefühle
Und dann dringt er von hinten in mich ein, und ich schnappe nach Luft. Jeder seiner Stöße jagt neue Lustgefühle in meinen Unterleib. Auch der Fremde kann seine Lust kaum noch zügeln. Er stöhnt, bäumt sich hinter mir auf, und dann kann auch ich nicht mehr an mich halten: Ich fliege zu den Sternen, wie eine Rakete.
Eine Weile liegen wir still beieinander. Ich spüre, wie sein pochendes Herz sich beruhigt. Erst dann drehe ich mich langsam um und schaue in seine Augen. „Hallo, Micha!“
Zwei Tage später sitzen wir in einem Strandcafé in Rimini. Ich habe mir eine Sonnenbrille mit riesigen Gläsern gekauft und fühle mich ein wenig wie die junge Sophia Loren, aber Micha meint, ich sehe eher aus wie Puck, die Stubenfliege. Wir müssen lachen. Inzwischen bin ich auch nicht mehr sauer auf Meike, die Micha heimlich von meinen Italien-Plänen erzählt hatte. Im Gegenteil.
Die Versöhnung war schließlich himmlisch. Eigentlich gibt es nur noch einen Punkt, über den wir uneins sind: Micha glaubt mir nicht, dass ich sofort wusste, dass er es war, der im Zug über mich hergefallen ist. Aber darüber mache ich mir keine Sorgen: Wenn ich will, kann ich sehr überzeugend sein.
Autor*in: Jane Gertig
Artikelbild und Social Media: carton_king/iStock