Vor- und Nachteile

Geburt im Geburtshaus: Eine Alternative zum überfüllten Kreißsaal?

Das Geburtshaus bietet den Mittelweg zwischen Klinik und Hausgeburt. Doch wie läuft das ab? Und welche Kosten kommen auf mich zu? Wir klären auf. 

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Die Kreißsäle sind überfüllt, Hebammen und Ärzte im Dauereinsatz, da suchen viele Frauen nach Alternativen, um ihr Baby zur Welt zu bringen. Eine ist das Geburtshaus. Doch hält das "Allround"-Programm wirklich, was es verspricht? Wir beantworten die wichtigsten Fragen und räumen mit längst überholten Vorurteilen auf. 

Was ist ein Geburtshaus?

Meist schließen sich mehrere Hebammen in einem Geburtshaus zusammen. Etwa zwei Prozent der Schwangeren entscheiden sich mittlerweile dazu, dort zu gebären. Allerdings bietet ein Geburtshaus nicht den gleichen medizinischen Standard wie ein Krankenhaus. Eine PDA dürfen Hebammen nicht verabreichen und auch keinen Kaiserschnitt durchführen. Von der medizinischen Versorgung kann man eine Geburt im Geburtshaus und eine Hausgeburt also gleichsetzen. Was die Ausstattung angeht, ähneln die Geburtshäuser aber eher einem privaten Krankenhaus. Sie sind meist viel gemütlicher eingerichtet als die Zimmer im Krankenhaus und Geburtswannen, Seile, Bälle, Familienbetten und vieles mehr sind meisten auch vorhanden. In der Regel liegen die Geburtshäuser auch in unmittelbarer Nähe einer Geburtsklinik. 

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Welches Angebot bietet mir ein Geburtshaus?

  • Die Betreuung im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge.
  • Die individuelle Betreuung durch eine Hebamme während der Geburt.
  • Die Betreuung während der Nachsorge im Wochenbett
  • In den meisten Geburtshäusern können auch Kurse besucht werden, wie zum Beispiel: Geburtsvorbereitungskurs, Rückbildungskurs, Stillberatung aber auch Akupunktur und Kurse zum Thema Babypflege werden angeboten. 

Muss ich bestimmte Voraussetzungen erfüllen, um in einem Geburtshaus gebären zu können?

Um das Risiko für Mutter und Kind möglichst gering zu halten, ist es wichtig, dass deine Schwangerschaft ohne Komplikationen verläuft und dass auch während der Geburt keine zu erwarten sind. Folgende Faktoren schließen die Geburt in einem Geburtshaus jedoch aus: 

  • Mehrlingsschwangerschaften
  • Vorzeitige Wehentätigkeit
  • ein vorangegangener Kaiserschnitt
  • Komplikationen bei einer vorangegangen Geburt
  • Vielgebärende (ab dem 4. Kind) 
  • Fehlbildungen oder Erkrankungen des Kinds
  • Fehllage des Kindes
  • Fehllage der Plazenta
  • Erkrankungen während der Schwangerschaft wie Diabetes Melitus, Bluthochdruck, Praeklamspie oder HELLP-Syndrom. 
     

Wie läuft die Geburt in einem Geburtshaus ab?

Setzen die Wehen ein, rufst du in der Regel deine Hebamme an und machst dich auf den Weg ins Geburtshaus. Dort hast du, ähnlich wie in der Klinik, ein eigenes Zimmer, in dem du dein Kind zur Welt bringst. Das Zimmer ist in der Regel mit allerlei Hilfsmitteln wie Geburtshocker, Seilen oder Bällen ausgestattet. Größere Geburtshäuser verfügen auch über eine Wochenbettstation. Dort kannst du nach der Geburt noch ein paar Tage bleiben und dich betreuen lassen. Auch dein Partner kann dort übernachten. Verfügt das Geburtshaus über keine Wochenstation, wirst du meist ca. sechs Stunden nach der Geburt entlassen und darfst mit deinem Baby nach Hause. Deine Hebamme wird dich in den ersten Tagen aber zur regelmäßigen Nachsorge zu Hause besuchen. 

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Werden die Kosten für ein Geburtshaus von der Krankenkasse übernommen?

Eine Geburt in einem Geburtshaus wird in der Regel von der Krankenkasse übernommen, denn die Geburt in einem Geburtshaus ist für die Kassen deutlich günstiger als die Geburt in einer Klinik. Die Betreuung vor der Geburt, die Geburt selbst und die Kosten für die Nachsorge werden getragen. Lehnt die Krankenkasse die Kostenübernahme ab, musst du die Kosten für die Nutzung des Geburtshauses selbst tragen, das wird mit etwa 500 Euro berechnet. 

Wann muss eine Geburt doch in die Klinik verlegt werden?

  • Wenn die Geburt nicht voranschreitet und Mutter und Baby erschöpft sind. 
  • Wenn sich die Herztöne des Babys verändern und die Gesundheit des Kindes nicht mehr gesichert werden kann. 
  • Nach der Geburt kann es zu einer Verlegung in eine Klinik kommen, wenn die Geburtsverletzungen zu groß sind oder sich die Plazenta nicht gelöst hat. 
  • Manchmal kann es auch vorkommen, dass das Neugeborene auf die Kinderstation einer Klinik verlegt werden muss, wenn eine Erkrankung, Fehlbildung oder Atemstörung auftritt. 

Wie finde ich ein Geburtshaus?

In Deutschland gibt es mittlerweile mehr als 200 Geburtshäuser. Hier findest du eine Liste. Genau wie in der Klinik, kannst du auch ein Geburtshaus vorab besichtigen und alle deine Fragen platzieren. Statistiken belegen die hohe Qualität von Geburtshäusern, wenn also medizinisch nichts dagegen spricht, ist die Geburt in einem Geburtshaus eine sehr gute Alternative. In weniger als einem Prozent aller Geburten kommt es zu Notfällen und selbst eine schnelle Verlegung ist meist kein Problem, da die Geburtshäuser in der Regel in der Nähe von großen Geburtskliniken liegen. 

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