Hausgeburt: Alle Infos zum Ablauf und den Vorteilen und Risiken
Die Hausgeburt wird immer beliebter. Immer mehr Schwangere bringen ihre Kinder zu Hause zur Welt. Doch welche Vorausetzungen müssen erfüllt werden?
Eine Hausgeburt ist meistens eine ganz bewusste Entscheidung, sein Kind in den eigenen vier Wänden zur Welt zu bringen. Manchmal geschieht dies jedoch auch unfreiwillig, wenn die Geburt schon so weit fortgeschritten ist, dass es die werdende Mutter nicht mehr ins Krankenhaus schafft.
Früher brachten die Frauen ihre Kinder ausschließlich zu Hause zur Welt. Erst seit den 70er Jahren werden die meisten Kinder in Krankenhäusern geboren. In Deutschland finden etwa zwei Prozent der Geburten Zuhause statt, die Zahl steigt jedoch, weil Hausgeburten immer beliebter werden.
Wie kann ich mich auf eine Hausgeburt vorbereiten?
Nicht alle Hebammen führen Hausgeburten durch. Du solltest dich also gezielt nach einer Hebamme umschauen, die eine Geburt zu Hause begleitet. Vor der Hausgeburt macht es Sinn, den Ablauf mit deiner Hebamme durchzusprechen.
Bei der Ausstattung ist es wichtig, dass der Raum in dem dein Kind zur Welt kommen soll, beheizbar ist, es genügend Platz für dich, deinen Partner und die Hebamme gibt und dass der Raum gut beleuchtet ist. Den Fußboden solltet ihr mit Folie auslegen und das Bett sollte so stehen, dass die Hebamme jederzeit von beiden Seiten Zugang zur Entbindung hat. Zur Geburt bringt die Hebamme ihren Hebammenkoffer mit, dafür sollte ein kleiner Tisch mit weicher Unterlage bereitstehen, damit die Geburtshelferin dort nach der Geburt das Baby auch untersuchen kann. Auch das Badezimmer und die Badewanne sollten entsprechend gereinigt und vorbereitet werden.
Gibt es im Haushalt ältere Geschwisterkinder oder Haustiere, sollten diese während der Geburt betreut oder ggf. woanders untergebracht werden, damit du dich während der Geburt ganz auf dich und dein Baby konzentrieren kannst.
Direkt neben dem Bett sollten folgende Dinge bereitstehen:
- Handtücher, Waschlappen und eine Schüssel mit Wasser
- Getränke, Snacks und Traubenzucker
- Massageöl
- Wärmflasche und warme Socken
- Kamera, für die ersten Schnappschüssen vor, während oder nach der Geburt (wenn du möchtest)
Sollte es während der Geburt zu Komplikationen kommen, muss die Geburt in die Klinik verlegt werden. Dafür ist es ratsam, für den Notfall bereits die gepackte Kliniktasche in der Ecke stehen zu haben. Auch solltet ihr euch sicherheitshalber im nächstgelegenen Krankenhaus für die Geburt anmelden, damit ihr euch dann nicht mehr mit den Formalitäten rumschlagen müsst.
Wie läuft eine Hausgeburt ab?
Sobald die Wehen in regelmäßigen Abständen kommen, solltest du deine Hebamme benachrichtigen. Keine Sorge, wenn das Kind etwas früher oder erst nach dem errechneten Geburtstermin kommt, deine Hebamme ist bereits drei Wochen vor der Geburt und bis zu zehn Tage nach Geburt rund um die Uhr auf Rufbereitschaft.
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Alles Wichtige, was für eine Geburt benötigt wird, bringt die Hebamme mit. Desinfektionsmittel, Medikamente und einen tragbaren Kardiografen, um die Wehentätigkeit und die Herztöne des Kindes aufzuzeichnen.
Genau wie eine Geburt in der Klinik oder in einem Geburtshaus verläuft auch die Hausgeburt in drei Phasen - der Eröffnungsphase, der Austreibungsphase sowie der Nachgeburtsphase. Schmerzmittel oder eine PDA können von einer Hebamme während einer Hausgeburt nicht verabreicht werden. Ist das Baby auf der Welt, kann die Hebamme aber die erste Untersuchung (U1) am Kind durchführen.
Nach der Geburt geht die Betreuung der Hebamme natürlich weiter. Sie wird dich auch im Wochenbett begleiten.
Wie wird die Plazenta nach der Geburt entsorgt?
Im Krankenhaus bekommen das die meisten frischgebackenen Mütter gar nicht mit. Bei einer Hausgeburt kannst du selbst entscheiden, was mit der Plazenta passiert. Du kannst sie aufbewahren, zum Beispiel in der Gefriertruhe und im Sommer im Garten vergraben und einen Baum darauf pflanzen. Entscheidest du dich gegen dieses Ritual, kann die Hebamme die Plazenta für dich entsorgen.
Welche Risiken gibt es bei einer Hausgeburt?
Auch, wenn die Schwangerschaft völlig ohne Probleme verlaufen ist, kann es während der Geburt zu Komplikationen kommen. Gründe können der Stillstand der Geburt oder schlechte Herztöne des Kindes sein. Dann wird die Geburt in der Regel, um das Wohl von Mutter und Kind nicht zu gefährden, in eine Klinik verlegt. Das passiert aber eher selten. Statistiken zeigen, dass 86 Prozent aller Hausgeburten auch dort stattfinden und nur etwa 14 Prozent der Hausgeburten in ein Krankenhaus verlegt werden.
Wird eine Hausgeburt von der Krankenkasse bezahlt?
In der Regel ja, allerdings gibt es ein paar Ausnahmen. 2015 wurden zwischen den Krankenkassen und Hebammen verbindliche Qualitätskriterien festgelegt, in den genau geregelt ist, wann die gesetzliche Krankenkassen die Kosten für eine Hausgeburt nicht übernehmen. Unterschieden wird zwischen den relativen und absoluten Ausschlusskriterien. Eine insulinpflichtige Diabetes der Schwangeren oder schwere Komplikationen wie eine Uterusruptur sind beispielsweise absolute Ausschlusskriterien für die Kostenübernahme. In diesen Fällen übernimmt die Krankenkasse die Kosten nicht.
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Ein relatives Ausschlusskriterium ist zum Beispiel die Überschreitung des errechneten Geburtstermins. Ab dem dritten Tag ist die Schwangere verpflichtet einen Facharzt aufzusuchen, der ihr schriftlich bestätigt, dass einer Hausgeburt nichts im Weg steht. Wird die Bescheinigung erteilt, werden auch die Kosten übernommen.
Führt eine Hebamme trotz absoluten oder relativen Ausschlusskriteriums eine Hausgeburt durch, begeht sie Vertragsbruch und riskiert unter anderem einen Ausschluss aus den Verträgen mit den gesetzlichen Krankenkassen sowie eine empfindliche Vertragsstrafe.
Immer mehr Frauen entscheiden sich für eine Hausgeburt, weil sie in ihrem gewohnten Umfeld ihr Baby zur Welt bringen wollen. Wenn es zu keinen Komplikationen kommt, ist eine Hausgeburt eine gute Alternative zur Geburt in der Klinik oder in einem Geburtshaus.
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