Hypnobirthing: Wie ich eine Geburt ohne Schmerzen erlebte
Eine Geburt ohne Schmerzen? Davon träumen werdende Mütter. Jennifer hat es mit der Methode Hypnobirthing erlebt und berichtet auf Wunderweib über ihre Erfahrung.
Was ist Hypnobirthing?
Hypnobirthing ist eine Methode der Geburtsvorbereitung, die bereits 1989 von Marie Mongan entwickelt wurde. Sie basiert auf der Annahme von Grantley Dick-Read, dass Angst zu Anspannung und nur diese wiederum zu Schmerzen führt. Dementsprechend werden beim Hypnobirthing Entspannungstechniken erlernt, die mental auf die Geburt vorbereiten. Ängste und Blockaden werden gelöst, das Vertrauen in den eigenen Körper wiederum gestärkt.
Das Prinzip beruht darauf, dass die Geburt wieder als etwas Natürliches angesehen wird. In der Vorbereitung erlernt die werdende Mutter entsprechende Techniken, mit denen sie und ihr Geburtspartner während der Wehen in eine Art Trance verfallen sollen. Schmerzen werden dabei nicht negativ, sondern bewältigbar empfunden.
Hypnobirthing: Ein Erfahrungsbericht
"Es fühlte sich an wie ein Kitzeln im Bauch und ich wusste: Oh ja, ich bin schwanger! Ich konnte platzen vor Freude.
Doch gleichzeitig überkam mich ein anderes Gefühl: Oh Nein, die Geburt… Immer wieder sagte eine leise Stimme in mir: 'Es macht doch so überhaupt keinen Sinn, dass die Geburt der schmerzhafteste Tag meines Lebens werden soll'.
Ich erinnerte mich vage an ein Gespräch, in dem mir von Hypnobirthing erzählt wurde: 'Hypno….WAS?!', sagte ich, 'was ist das denn für ein Sche***!' So verlief meine erste Berührung mit Hypnobirthing (an dieser Stelle: Es tut mir echt leid- ich bin heute selber Kursleiterin).
Als ich aber doch neugierig wurde, machte ich mich auf die Suche nach einer positiven Geburtsvorbereitung und nach Hypnobirthing. Ich habe direkt einen Kurs in der Nähe gefunden und uns angemeldet.
Wie ich die Angst vor der Geburt verlor
Ich hatte immer das Gefühl, dass dieses riesige Wort GEBURT über mir schwebt und mich die ganze Zeit begleitet, mich erdrückt, mich lähmt, mich meine Schwangerschaft nicht genießen lässt. Ich hatte Angst, dieses Wort würde über mir zusammenfallen und mich erschlagen. Mir waren meine Ängste erst im Kurs so richtig klar und bewusst geworden.
Während des Kurses wurde das riesige Wort Geburt dann immer kleiner, bis es so klein war, dass es in meine Hand passte, wo ich es mit Respekt und ohne Angst von allen Seiten anschauen konnte. Ich konnte dieses Wort in mein Herz aufnehmen. Mich überkam eine riesige Vorfreude und der Glaube in meine Kraft als werdende Mama.
Mir wurde bewusst, dass ich meine Geburt sehr wohl beeinflussen kann und dem nicht hilflos ausgeliefert sein werde. Mein Mann und ich wurden das Geburtsteam. Wir konnten uns perfekt aufeinander abstimmen.
Ich konnte meine Schwangerschaft dadurch auf eine ganz andere Art und Weise genießen. Ich habe mich so sicher und verbunden mit meiner kleinen Maus gefühlt. Diese Sicherheit, dieses Vertrauen und diese Vorfreude wünsche ich jeder werdenden Mama von ganzem Herzen.
Mit Hypnobirthing wurde die Geburt zum schönsten Tag meines Lebens
An einem Samstag-Nachmittag löste sich das Muttersiegel und ich hatte am Abend leichtes Ziehen im unteren Rücken. Ich weiß noch, dass ich an dem Abend früh ins Bett bin und wachte aber immer wieder auf und spürte dieses Ziehen.
Um vier Uhr morgens ließ ich mir ein Bad ein, damit die Übungswellen Pause machten und ich in Ruhe weiterschlafen konnte. So mein Plan. Es ist auf jeden Fall von großem Vorteil, wenn ein rational denkender Mensch mit dabei ist.
Mein Mann kam ins Bad und fragte: 'Was machst Du da?! Es ist 4:30 Uhr?! Meinst du nicht, wir sollten die Hebamme mal anrufen?'.
Nachdem das Ziehen nicht nachließ, konnte er sich durchsetzen und rief die Hebamme an. Die Hinfahrt war für mich das Unangenehmste der Geburt. Ja, ich weiß, das kann man bzw. Frau kaum glauben.
Die Hebamme erwartete uns schon und wir machten ein CTG (das war übrigens das Einzige während der Geburt). Sie fragte mich, ob sie schauen darf, wie weit mein Muttermund geöffnet ist. 'Wow, Jenny, du hast gute Vorarbeit geleistet. Du bist schon bei 9 cm.' Dabei hatte ich doch gar nichts gemacht!
Ich hatte nur geatmet. 'Das soll's schon gewesen sein? Krass.' Ich wollte unbedingt in die Wanne. Nur da gab es ein kleines Problem...die kleine Dame in meinem Bauch schlief.
Als Mia wach war, konnte ich in die Wanne steigen. Ich konnte die Wellen sehr gut veratmen und sank tiefer in meine Geburt. Die Wellen nahm ich nur im unteren Rücken als intensives Ziehen wahr. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass ich es nicht mehr beeinflussen könnte. Das hat mir das Gefühl von Kontrolle und Sicherheit gegeben.
Ich habe alles um mich herum vergessen. Es gab nur mich, mein Kind und meinen Körper. Ab und an hörte ich meine Umgebung und driftete wieder ab. Ich dachte nichts. Ich war an einem anderen Ort.
Dann spürte ich den Drang mitzumachen und nach unten zu atmen. Plötzlich lief vor meinem inneren Auge ein Film ab. Angst und Panik überkamen mich. Ich dachte: 'HALT, STOPP! Ich kann noch keine Mama werden. Ich schaffe das nicht. Ich will das nicht. Wir brechen hier jetzt ab und ich gehe. Mir wird das zu viel.' Das war echt heftig, alle meine Ängste kamen noch einmal hoch und wurden mir gezeigt.
Viele Frauen kommen bei der Geburt an diesen Punkt. Manche nennen es das Niemalsland. Für mich war es der Übergang zum Mama sein. Im Hintergrund lief eine CD, die mich mit schönen Sätzen, wie 'Du schaffst das! Atme dein Kind entspannt aus', durch die Geburt begleitete. Ich hörte sie auf einmal wieder und da war wieder mein Vertrauen und meine Sicherheit.
Hypnobirthing und der Endspurt: Tschakka, ich schaff das.
Ich ging durch diese Tür zum Muttersein mit Ungewissheit, was mich dahinter erwarten wird und machte weiter. Mit jeder Geburtswelle atmete und schob ich mit. Ganz so, wie es mein Körper gebraucht hat.
Ich hatte wirklich das Gefühl, mein Kind auszuatmen. Es ging sehr leicht und ich habe keine Schmerzen, sondern nur Druck empfunden. Als der Kopf geboren wurde, spürte ich ein leichtes brennen und da war sie. Mein Kind, meine Mia. Diese Liebe, dieses Eins-sein, diese Dankbarkeit. Dieser erste Blick in ihre Augen.
Bitte, noch eine Geburt!
Meine Geburt ist heute meine Kraftquelle, wenn ich Aufmunterung brauche, wenn es mir nicht gut geht. Wenn ich als Mama oder als Partnerin an meine Grenzen komme. Jedes Mal, wenn ich an meine Geburt denke, bekomme ich wieder das Gefühl, dass mir keiner etwas anhaben kann. Ich fühle mich so unglaublich stark und sicher.
Diese Gedanken richten mich auf und erfüllen mich mit Liebe, Dankbarkeit, Vertrauen und Sicherheit. Das Leben meint es gut mit mir. Es ist für mich wirklich unglaublich, wie sehr mir heute noch meine Geburt hilft. Das hätte ich so nicht erwartet.
Es ist nicht nur einfach eine Geburt meines Kindes gewesen, sondern irgendwie war es auch meine Geburt als Mama, als eigenständige Frau und die Geburt als Familie. Das ist wirklich ein großartiges Gefühl. Diese Kraft spüren zu dürfen, mein Kind zur Welt gebracht zu haben.
Was ich Dir zum Thema Hypnobirthing noch sagen möchte
Die Geburt ist für Dein Kind eine Basis für sein gesamtes Leben. Dieser einzige besondere Tag hat Einfluss auf das gesamte Leben deines Kindes und auch auf deins. Die Geburtserfahrung ist eine Erinnerung die dir dein Leben lang präsent bleibt. Werde dir dessen bewusst und werde dir bewusst, dass du als Mama viel bewirken kannst, damit dieser Start in dieses wunderbare Leben für eure Familie von Freude, Leichtigkeit und Liebe geprägt ist."
Jennifer Wolf
Jennifer ist Mama einer 2,5 jährigen Tochter und hat sich in ihrer Schwangerschaft mit HypnoBirthing auf ihre Geburt vorbereitet. Sie ist zertifizierte HypnoBirthing Kursleiterin und hat den ersten Podcast über eine selbstbestimmte Geburtsvorbereitung ins Leben gerufen: “Geburt mit floW - der Podcast mit dem Du Deine Geburt selbst bestimmst!” Sie teilt hier wertvolle Tipps und weitere Experten auf diesem Gebiet teilen hier ihr Wissen. Außerdem beinhaltet der Podcast mutmachende Geburtsberichte anderer Mamas.
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(ww4)