Paar-Probleme

Einsame Mütter: Warum Männer ihre Frauen alleine lassen

Die Risiken der Familiengründung: Warum Ehemänner und Väter ihre Frauen so oft mit Haushalt und Kindern allein lassen und was dagegen hilft.

Video Platzhalter

Einsame Mütter, ausgegrenzte Väter - warum die Familiengründung so oft misslingt

„Er ist nie da!“ Viele Frauen ärgern sich nach der Geburt des ersten Kindes darüber, dass ihr Mann sie mit Kinderbetreuung und Haushaltsaufgaben allein lässt. Was viele Männer dazu bringt, aus dem neuen Familienalltag zu flüchten, erklärt hier der Paarberater Sascha Schmidt, Autor des Beziehungsratgebers "Wieder Paar sein! Erfüllte Zweisamkeit trotz Arbeit und Kind“.

„Wieso ist mein Mann nicht da? Wieso unterstützt er mich nicht? Wieso ist er nur ein Wochenendpapa? Das habe ich mir ganz anders vorgestellt.“

Kennen Sie diese Gedanken? Und es sind ja nicht nur Gedanken, sondern das entspricht in Ihrer Wahrnehmung der Realität. Ein Faktencheck würde ergeben, dass Ihr Mann tatsächlich in der Woche kaum anwesend ist und Sie - eventuell samt Kind oder Kindern und dem Haushalt - auf sich allein gestellt sind.

Warum Männer aus dem Familienalltag flüchten

Doch was ist der Grund dafür? Das lässt sich von außen schwer sagen. In Gesprächen mit Männern kommen vielseitige Motivationen zum Vorschein; es schimmert jedoch auch ein Leiden als Vater hervor, denn immer mehr Männer wollen eigentlich aktiv Vater sein.

Wiederkehrend höre ich folgende Gründe von Männern für ihre Abwesenheit:
 

  • Die Arbeit lässt mir keinen Spielraum für die Familie.
     
  • Zu Hause geht es drunter und drüber, da fliehe ich lieber ins Büro.
     
  • Meine Frau ist eine hundertprozentige Mutter, da gibt es keinen Platz für mich.
     
  • Was soll ich mit dem Baby alleine anfangen? Ich warte, bis es ein Kindergartenkind ist.
     

Was gegen den Familien-Frust hilft

Diesen gordischen Knoten bekommen Sie nur durchschlagen, wenn Sie miteinander reden und jeder für sich Verantwortung übernimmt.

Es kann sein, dass Sie als Paar beschlossen hatten, dass die Frau zu Hause bleibt, während der Mann Karriere macht. Es ist ganz natürlich, dass dabei trotzdem Frust und Leid entsteht. Frust bei der Frau, allein mit den Kindern und dem Haushalt zu sein; Leid beim Mann, nicht als Vater eine tragfähige Beziehung zu den Kindern aufbauen zu können.

Wenn dies so ist, dann sollten Sie schleunigst darüber reden. Es ist Ihre gemeinsame Verantwortung als Paar, ob Sie Frust und Leid einfach wegdrücken und damit den Beginn einer Entfremdung einleiten oder ob Sie sich dem Thema stellen.

Ganz wichtig: Sich einem Thema stellen heißt nicht, dass Sie bereits die Lösung kennen. Es ist der Anfang für einen partnerschaftlichen Lösungsweg – nicht gegen, sondern miteinander.

Hilfreich hierfür ist folgende Formulierung: „Ich bin gefrustet darüber, dass du kaum da bist. Ich weiß, dass wir dies so gemeinsam entschieden hatten. Doch nun merke ich, dass es mich nicht glücklich macht. Lass uns mal Gedanken darüber machen, wie wir das ändern können.“ Damit ist der Raum für ungeahnte Möglichkeiten geöffnet. Allein ein neuer Horizont kann schon beflügeln.

Warum Sie Ihren Mann ab und zu allein lassen sollten

Kleiner Geheimtipp von mir als Mann für Frauen: Männer kämpfen sehr selten um ihren Platz in der Familie oder im Haushalt. Deshalb: Geben Sie ihm einen Raum, den er einnehmen kann. Ein kleiner, herzlicher und zugleich konsequenter Stupser kann viel bewegen.

Fahren Sie am Wochenende mit einer Freundin weg und lassen Sie ihn allein zu Hause. Es gibt nichts Besseres für Männer und die Bindung zu ihrem Kind, wenn sie Vater ohne Mutteraufsicht sein können.

Aber Achtung: Er wird es anders machen als Sie! Können Sie das aushalten?

„Er macht es anders!“ – Wann Mütter tolerant sein müssen

Pizza statt gesundes Gemüse, Sportschau statt Vorlesen – klassische Klischees? Immerhin werden Gegensätze deutlich. Ja, Männer und Väter agieren anders als Frauen und Mütter. Das stimmt!

Streitpotenzial gibt es nur, wenn sie oder er der Meinung ist, dass das andere falsch sei. Als Argumente halten dann her:

  • Es ist für das Kind ungesund.
     
  • Du hintergehst meine Regeln; wir müssen an einem Strang ziehen.
     
  • Die Erzieherin hat gesagt, dass …

Mein Tipp in solchen Fällen an Mütter lautet: Einmal tief durchatmen, loslassen und bedenken, dass Ihr Mann die Kinder liebt und auf seine Art das Beste für sie will und tut.

Das ist manchmal schwer zu ertragen. Bevor Sie ihm jedoch einen Vorwurf machen, sollten Sie kurz prüfen:

  1. Stehen Leib und Leben des Kindes auf dem Spiel?
  2. Ist mein Kind unglücklich mit der Art des Papas?

Zweimal Nein? Dann ist alles okay. Lassen Sie los. Das geht am besten, indem Sie als Mutter nicht dabei sind, wenn der Papa es anders macht.

Mindestens ein Ja? Suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Partner. Teilen Sie Ihre Beobachtung mit und hinterfragen Sie seine Absichten. So können Sie sich gemeinsam in Ihrer jeweiligen Elternrolle stärken. Hilfreich ist ein Satz wie „Ich beobachte, dass du gern unserer Tochter ein Bonbon gibst, wenn sie weint. Das finde ich nicht so gut, da der Zahnarzt schon erwähnt hat, wir müssen mehr aufpassen. Ich vermute, du willst sie liebevoll mit dem Bonbon trösten. Meinst du, es geht auch anders?“

Können Kinder Eltern gegeneinander ausspielen?

Und noch ein kleiner Hinweis: Es ist nicht wichtig, dass Sie als Eltern an einem Strang ziehen. Es ist wichtig, dass Sie als Mutter und Vater authentisch sind und sich auf Augenhöhe begegnen, wenn Sie unterschiedlicher Meinung sind.

Aber dann spielen uns die Kinder gegeneinander aus“, schallt es mir in meinen Vorträgen immer wieder entgegen. Nein, Kinder können Eltern nie ausspielen – Eltern können sich nur ausspielen lassen, wenn sie nicht fähig sind, sich zu einigen, wer wann welche Verantwortung trägt.

So gehen sie mit ihren Vorwürfen um

  • Klären Sie ab, wer welche Verantwortung trägt und welche Aufgaben übernimmt. Schauen Sie sich dabei in die Augen und besiegeln Sie es mit einem Handschlag als Paar.
  • Überprüfen Sie Ihre Vereinbarung regelmäßig. Das Leben spielt jederzeit neue Karten aus. Reagieren Sie darauf als Paar flexibel.
  • Vermeiden Sie Besserwisserei, das hilft niemandem. Väter sind anders als Mütter – zum Glück für Ihre Tochter oder Ihren Sohn.

***

Dieser Text ist ein Auszug aus dem Ratgeber "Wieder Paar sein" von Paarberater Sascha Schmidt:

Die Arbeit ruft, das Kind schreit, die Zeit drängt: Im Alltag der meisten Eltern kommt das „Paar-Sein“ zu kurz. Und wenn endlich Zeit füreinander ist, drehen sich die Gespräche nur um Kind und Job oder es herrscht Streit und Sprachlosigkeit. Doch mit kleinen Veränderungen können Sie sich Ihre starke und liebevolle Partnerschaft zurückerobern! Die praktischen Tipps und hilfreichen Alltagslösungen in diesem Ratgeber helfen Ihnen dabei, Konflikte zu lösen und endlich wieder eine erfüllte Zeit zu zweit zu genießen.

Wieder Paar sein! Paarberater Sascha Schmidt gibt in dem Ratgeber hilfreiche Tipps zur harmonischen Gestaltung des Familienalltags.
Wieder Paar sein! Paarberater gibt in dem Ratgeber hilfreiche Tipps zur harmonischen Gestaltung des Familienalltags. Foto: Sascha Schmidt

Willst du aktuelle News von Wunderweib auf dein Handy bekommen? Dann trag' dich schnell in unserem WhatsApp-Newsletter ein!

Weiterlesen:

Regretting Parenthood: Warum immer mehr Eltern ihr Kind bereuen