Inneres Kind: Wieso die Arbeit mit dem inneren Kind so wichtig ist
Immer wieder ist die Rede vom inneren Kind. Es ist wichtig, das innere Kind zu verstehen und zu heilen. Erfahre, was das innere Kind ist und was es für dich bedeutet.
Denkst du gern an deine Kindheit zurück? Als Kind bist du frei, sorglos, ohne Verpflichtungen – im besten Fall. Nicht jede Kindheit ist nur von guten Erfahrungen geprägt. Was du als Kind erlebst, wie das Verhältnis zu deinen Eltern ist, spielt eine entscheidende Rolle für dein Erwachsenenleben.
Deine Kindheit kann also einen positiven, aber eben auch einen negativen Einfluss auf dein Leben haben. Das Tückische daran: Auch eine scheinbar rosige Kindheit kann Schattenseiten haben, an die du dich als Erwachsener vielleicht gar nicht mehr bewusst erinnerst. Doch diese Erlebnisse begleiten dich, prägen dich, sorgen für Probleme und Konflikte, ohne dass du vielleicht merkst, dass der Ursprung dieser Probleme in deiner Kindheit liegt.
Irgendwann bist du vielleicht an einem Punkt, an dem du denkst, wieso passieren mir immer wieder die gleichen Dinge, wieso ziehe ich immer wieder die gleichen Menschen an? Um diese Fragen zu lösen, solltest du auf dein inneres Kind schauen. Die Arbeit mit deinem inneren Kind ermöglicht es dir, solche Probleme zu lösen. Doch zunächst stellt sich die Frage, was versteht man eigentlich unter dem inneren Kind?
Was ist das innere Kind?
Was hast du als Kind gelernt? Welche Erfahrungen und Werte haben deine Kindheit geprägt? Wie viel Liebe hast du als Kind erfahren? Das innere Kind steht für die Glaubenssätze und Emotionen in dir, die aus deiner Kindheit stammen und noch immer in dir bestehen.
Das können sowohl positive als auch negative Glaubenssätze sein. Ist die Rede vom inneren Kind, so werden häufig vor allem die negativen Glaubenssätze damit assoziiert. Negative Denkweisen in dir, die in der Kindheit entstanden sind und dein inneres Kind somit heute noch prägen, sind meist besonders schmerzhaft. Daher ist die wichtigste Arbeit im Zusammenhang mit dem inneren Kind, die negativen Glaubenssätze, Gefühle und Vorstellungen aufzulösen und das innere Kind somit zu heilen.
Inneres Kind heilen
Die Heilung des inneren Kindes kann ein langer Prozess sein. Die Themen und Glaubenssätze sind meist tief im Unterbewusstsein eines Menschen verankert. In deinem Leben werden immer wieder Momente auftreten, die die Themen deines inneren Kindes triggern. Indem du die Schmerzpunkte immer wieder durchlebst, hast du die Möglichkeit, die Themen für dich aufzulösen.
Doch das ist nicht so einfach. Schließlich musst du erst einmal erkennen, dass es diese negativen Denkweisen überhaupt gibt und dass deren Ursprung in deiner Kindheit liegt. Wir alle haben Themen, die unser inneres Kind beschäftigen. Diese gilt es herauszufinden. Nur so kannst du die negativen Themen heilen und die positiven Themen stärken.
Woher weiß ich, dass mein inneres Kind verletzt ist?
Jeder von uns trägt sein Kindheitspäckchen mit sich. Bei manchen ist es klein und leicht, kaum zu sehen, andere müssen ein riesiges, schweres Paket mitschleppen. Die Arbeit mit dem inneren Kind ist sicherlich für jeden gut. Auch wenn deine Kindheit überwiegend positiv war, lohnt es sich zu verstehen, wieso du bestimmte Dinge tust, welche Glaubenssätze dich leiten und welche Themen dein inneres Kind beschäftigen.
Ein inneres Kind mit vielen seelischen Verletzungen hat vermutlich eine besonders starke Verbindung zu Emotionen wie Trauer, Angst, Unsicherheit, Wut oder Aggression. Hast du Probleme, Bindungen einzugehen und anderen zu vertrauen? Das kann darauf hindeuten, dass du in deiner Kindheit nicht genug Liebe erfahren hast. Das verletzte innere Kind in dir sehnt sich nach Anerkennung, nach Liebe, aber weiß vermutlich nicht, wie es das zulassen soll. Das ist nur ein Beispiel. Dein inneres Kind kann viele verschiedene Themen mit sich herumtragen. Diese gilt es herauszufinden.
Das innere Kind finden und verstehen
Wie kannst du herausfinden, welche Themen dein inneres Kind prägen? Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Erinnern: Die naheliegendste Methode ist es, an deine Kindheit zurückzudenken und dich zu erinnern, welche guten oder schlechten Erfahrungen deine Kindheit geprägt haben. Wie war das Verhältnis zu deinen Eltern? Manche Erinnerungen sind tief in uns verborgen. Um dich besser an deine Kindheit und deine Emotionen aus dieser Zeit zu erinnern, kann es zum Beispiel helfen, alte Fotos anzuschauen.
Hinterfragen: Frage dich, welche Aspekte in deinem Erwachsenenleben schlecht laufen oder welche negativen Emotionen und Glaubenssätze in dir verankert sind. Hast du zum Beispiel das Gefühl, nicht gut genug zu sein? Solch ein Glaubenssatz hat immer einen Ursprung. Haben deine Eltern dir je das Gefühl gegeben, dass sie von dir enttäuscht sind oder dich nicht verstehen? Aus solchen Erfahrungen können derartige Glaubenssätze entstehen.
Meditation: Manche Glaubenssätze kann man mit dem Verstand schwer durchschauen. Es bringt nichts, sich verbissen erinnern zu wollen. Es kann helfen, zu meditieren und zur Ruhe zu kommen. Mit einem ruhigen Geist können Erkenntnisse leichter zu dir kommen. Besonders zielführend kann eine geführte Meditation im Rahmen einer Therapie sein, die dir hilft, dich an bestimmte Ereignisse zu erinnern.
Therapie: Die Arbeit mit dem inneren Kind ist nicht leicht. Vor allem wenn du in deiner Kindheit traumatische Erfahrungen gemacht hast, empfiehlt sich die gemeinsame Arbeit mit einem*r Therapeut*in. In der Psychotherapie gibt es verschiedene Arbeitsansätze mit dem inneren Kind. Besonders verbreitet sind die Ansätze der Bestseller-Autorin Stefanie Stahl. Aus ihrem Buch „Das Kind in dir muss Heimat finden“ hat sich die Arbeit mit dem Sonnenkind und dem Schattenkind ergeben. Sie stehen für die positiven und negativen Erfahrungen und Prägungen aus der Kindheit. Aus dieser anschaulichen Darstellung hat sich ein beliebtes Arbeitsmodell entwickelt. Neben diesem Ansatz gibt es noch viele weitere Arbeitsweisen mit dem inneren Kind.
Wieso ein verletztes inneres Kind zu Beziehungsproblemen führen kann
Gerade in Beziehungen können emotionale Verletzungen leicht getriggert werden. Verdrängte Gefühle können durch den oder die Partner*in wieder neu hervorgerufen werden. Häufige Folgen sind Bindungsangst und Probleme damit, die eigenen Gefühle richtig einzuordnen oder mit dem*der Partner*in zu kommunizieren.
In der Kindheit sollte man im besten Fall lernen, sich selbst zu lieben, anderen Menschen zu vertrauen und mit diesem Bewusstsein neue Beziehungen eingehen. Wird in der Kindheit kein Urvertrauen entwickelt, so fällt es dir auch als Erwachsener schwer, anderen Menschen zu vertrauen und Bindungen mit ihnen einzugehen.
Bleibt die Arbeit mit dem inneren Kind aus, wird es nicht geheilt und du fällst wahrscheinlich immer wieder (unterbewusst) in alte Muster zurück. Die alten Verletzungen begleiten dich dein ganzes Leben. Umso wichtiger ist die Auseinandersetzung und therapeutische Arbeit mit dem inneren Kind. Für ein glückliches Leben ist es wichtig, den Schmerz, die unangenehmen Gefühle zu verstehen und deine alten Wunden zu heilen.
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