Krankhafte Eifersucht: Ab wann ist Eifersucht nicht mehr gesund?
Wenn aus gesunder Eifersucht krankhafte Eifersucht wird und wie es die Beziehung belastet.
- Eifersucht in Beziehungen: So äußert sie sich
- Gesunde Eifersucht vs. Krankhafte Eifersucht
- Krankhafte Eifersucht: Typische Verhaltensweisen
- Dein*e Partner*in ist krankhaft eifersüchtig: Was nun?
- Du bist krankhaft eifersüchtig? Das kannst du tun
- Wenn krankhafte Eifersucht zum Wahn wird: Das Othello-Syndrom
Dein*e Partner*in flirtet mit einer anderen Person, die sehr attraktiv ist. Vermutlich ist dir das nicht egal, sondern das Gefühl der Eifersucht schleicht sich ein. Doch das ist ganz normal und sogar gesund, wie uns Beziehungsexpertin Daniela van Santen im Gespräch erklärt.
Fast jeder kennt das Gefühl der Eifersucht. Doch wenn du oder dein*e Partner*in zum Beispiel das Handy des*der anderen kontrolliert oder unrealistische Mutmaßungen aufstellt, dann besteht die Gefahr, dass die Eifersucht krankhaft sein könnte.
Eifersucht in Beziehungen: So äußert sie sich
Den Begriff der Eifersucht haben wir sicherlich alle schon einmal gehört. Doch was verbirgt sich dahinter? Das Gefühl der Eifersucht kann schmerzhaft und unangenehm sein. Weil es den Wunsch auslöst, eine Situation zu kontrollieren, die sich nicht kontrollieren lässt. Eifersucht geht manchmal auch mit dem Bedürfnis einher, etwas oder jemanden besitzen zu wollen. Hinter Eifersucht verbirgt sich häufig ein geringes Selbstwertgefühl der eifersüchtigen Person.
Spürbar wird Eifersucht durch körperliche Reaktionen, wie z. B. Herzrasen oder Anspannung. Auch starke Gefühle und Emotionen wie Wut und Trauer können eine entscheidende Rolle spielen. Aus Verlustängsten und eigenen Unsicherheiten heraus, kann Misstrauen entstehen. Wird aus dem Verhalten eine krankhafte Eifersucht, wird es eine glückliche Beziehung zerstören.
Jedoch ist nicht jede Form der Eifersucht schlecht für die Liebe. Es gilt zwischen einer gesunden und einer krankhaften Eifersucht zu unterscheiden.
Gesunde Eifersucht vs. Krankhafte Eifersucht
„Eifersucht ist etwas ganz Normales, sogar Gesundes und gehört zur Grundausstattung des Menschen. Man spricht hier von reaktiver Eifersucht“, erklärt uns Eifersuchtsexpertin Daniela van Santen. 98% aller Menschen kennen dieses Gefühl. „Diese Form der Eifersucht ist normal. Sie kann eine Beziehung auch wieder zum Knistern bringen, wenn sie eingeschlafen ist.“
„Ich würde so weit gehen zu sagen, wer gar keine Eifersucht empfindet, der liebt den*die Partner*in möglicherweise nicht mehr.“ Ob jemand sehr schnell und sehr stark eifersüchtig ist oder mit einem Lächeln reagiert oder das sogar ein Stück weit genießt, das hänge von der Vorgeschichte ab, die jeder hat.
Krankhaft wird die Eifersucht dann, wenn der*die Partner*in anfängt übertrieben, grundlos, misstrauisch zu werden. „Der*die Betroffene verfällt dann in einen rauschhaften Zustand, wenn er*sie sich in etwas hineingesteigert hat. Da sind Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin, Serotonin usw. beteiligt“, so Daniela van Santen. Mit etwas Abstand fällt der Person dann meist auf, dass die Handlungen oder Äußerungen übertrieben und grundlos waren. Dann kommen häufig einsichtige Gedanken wie „Was mache ich bloß? Ich mache die Beziehung kaputt“.
Man kommt nach dem Rauschzustand wieder in den Normalzustand und schwört sich, dass es nicht nochmal vorkommen wird. Expertin Daniela van Santen weiß, dass es trotzdem wieder passiert. „Da wird nach Beweisen gesucht, das sogenannte Checking, und man glaubt auch, man hätte etwas gefunden. Das führt dazu, dass man den*die Partner*in zu Unrecht beschuldigt!“
Krankhafte Eifersucht: Typische Verhaltensweisen
Wie verhält sich eine krankhaft eifersüchtige Person?
Aus Angst betrogen zu werden, kann der*die Partner*in einen Kontrollzwang entwickeln und möchte alle Aktivitäten des*der anderen nachvollziehen, z. B. durch das Durchsuchen von Nachrichten auf dem Handy oder Taschen-Inhalten.
Der*die eifersüchtige*r Partner*in versucht z. B. den*die andere*n Partner*in zwanghaft an sich zu binden, indem er*sie versucht, den*die andere*n von seinem*ihrem sozialen Umfeld zu isolieren.
Die massive Eifersucht kann dazu führen, dass die Person den*die Partner*in durch Manipulation kontrollieren möchte, Stichwort Gaslighting.
Dein*e Partner*in ist krankhaft eifersüchtig: Was nun?
Krankhafte Eifersucht ist sehr individuell, wie Daniela van Santen erklärt. Sie führt seit 15 Jahren die Liebeskummerpraxis in Hamburg und seit acht Jahren die erste Eifersuchtssprechstunde in Deutschland und berichtet über verschiedene Ursachen für Eifersucht, die sehr überraschend sind.
„Es gibt sehr viele Ursachen für die krankhafte Eifersucht, z.B. Depressionen, Psychosen, Angsterkrankungen oder Alkoholerkrankungen. Dann ist Eifersucht ein Epiphänomen.“ Es geht dann darum, den Auslöser für die Eifersucht unter Kontrolle zu kriegen. „Denn in der Regel ist es so, wenn z.B. die Depression im Griff ist, ist die Eifersucht verschwunden bzw. auf normalem, reaktivem Niveau.“
Es gibt bestimmte Verhaltensweisen, die man besser vermeiden sollte, wie die Expertin erklärt: „Auf jeden Fall sollte man keine Vorwürfe machen, wie „du tickst nicht richtig“ oder gar aus der Situation gehen, das verstärkt die Eifersucht nur!“ Am besten holt man sich professionelle Hilfe, um gemeinsam zu erarbeiten, wie man sich richtig verhält. Denn es gilt herauszufinden, was der eigentliche Grund für die Eifersucht ist.
Laut Eifersuchtsexpertin Daniela van Santen sind häufig auch Selbstzweifel, geringes Selbstwertgefühl und pures Besitzdenken Gründe für eine krankhafte Eifersucht, die es dann auch zu lösen gilt.
„Wenn eine Person bereits ein geringes Selbstwertgefühl hat und dann von dem*der Partner*in oft runtergemacht wird, verstärkt sich die eigene Unsicherheit noch. Zusätzlich erlebe ich immer wieder in meiner Praxis, dass die Betroffenen sogar von ihrem eigenen Umfeld verurteilt werden. Sie bekommen dann Dinge gesagt, wie ‚du bist doch verrückt‘ oder ‚stell dich nicht so an‘. Das wiederum macht ganz viel mit dem Selbstwertgefühl.“
Du bist krankhaft eifersüchtig? Das kannst du tun
Bist du selbst von krankhafter Eifersucht betroffen? In diesem Fall ist sicherlich der beste Schritt, mit einem*einer Expert*in oder Therapeut*in zu sprechen und die Ursachen der Eifersucht gemeinsam zu erforschen.
Da Eifersucht häufig mit eigenen Ängsten und Unsicherheiten zu tun hat, kann es zusätzlich helfen, sich mit diesen Themen mehr auseinanderzusetzen und gezielt etwas für das eigene Selbstvertrauen und die Selbstliebe zu tun. Je mehr du es schaffst, in dir zu ruhen, dich auf dich selbst zu verlassen, desto weniger bist du von anderen abhängig. Und das wiederum wirkt sich im besten Fall positiv auf die Eifersucht aus.
Wenn krankhafte Eifersucht zum Wahn wird: Das Othello-Syndrom
Krankhafte Eifersucht darf man aber unter keinen Umständen mit dem sogenannten Othello-Syndrom verwechseln, wie Daniela van Santen erklärt. „Das Othello-Syndrom ist keine krankhafte Eifersucht, sondern der Eifersuchtswahn! Darin liegt ein großer Unterschied. Jedoch werden die Begriffe fälschlicherweise häufig miteinander vermischt.“ Während sehr viele Menschen krankhaft eifersüchtig sind, kommt das Othello-Syndrom sehr selten vor.
Im Unterschied zu einer krankhaften Eifersucht, bei der der*die Betroffene für eine kurze Zeit in eine Art Rauschzustand verfällt, irgendwann jedoch wieder „aufwacht“, befindet sich jemand mit dem Othello-Syndrom in einem permanenten Wahn, der nicht aufhört. „Hier liegt immer eine hirnorganische Störung zu Grunde, zum Beispiel bei Krankheiten wie Alzheimer, Demenz oder Parkinson oder nach Unfällen, wenn Hirnregionen beschädigt wurden.“
Weder ein*e Coach*in noch ein*e Psychotherapeut*in kann das Othello-Syndrom behandeln. Es handelt sich dabei um eine schwerwiegende psychische Erkrankung, die in die Hände von Psychiater*innen und/ oder Neurolog*innen gehört.
Artikelbild und Social Media: Aldeca Productions/Adobe Stock