Corinne Pulver im Interview

Lilo Pulver: Nach der Familien-Tragödie findet sie keinen Trost

Liselotte ("Lilo") Pulver lebt in einem Seniorenheim in Bern (Schweiz). Sie kehrt jedoch oft in ihr Haus nach Perroy (Genfer See) zurück. In dem Ort sind auch die Gräber ihrer Lieben.

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Der 6. Juni ist ein furchtbarer Tag für Lilo Pulver. Auch nach 28 Jahren noch. Es ist der Tag, an dem sie ihre geliebte Tochter Melisande verlor.

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Lilo Pulver: Tragische Verluste brachen ihr das Herz

Unter mysteriösen Umständen stürzte die damals 21-Jährige vom Berner Münster, einer berühmten Kirche, in den Tod. Ein Schicksalsschlag, den keine Mutter je verwindet. Und auch Melisandes Vater, Schauspieler Helmut Schmid, verkraftete ihn nicht. Er erlitt einige Zeit später einen Herzinfarkt, starb am 18. Juli 1992.

2011 hätte das Paar seine goldene Hochzeit gefeiert. Lilo Pulver hat sich mittlerweile völlig zurückgezogen. Ihre Schwester Corinne Pulver (93) erzählte damals, wie es der heute 91-Jährigen geht.

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Corinne Pulver im Interview: Melisandes Tod ist Tabu-Thema

Der 6. Juni dürfte für Ihre Schwester ein Horror-Tag sein …

Corinne Pulver: Natürlich! Auf jeden Fall. Ist doch klar, dass man so etwas als Mutter nie vergisst.

Viele Menschen leiden nach so einem Drama ihr Leben lang unter Albträumen.

Damit geht jeder anders um. Ich könnte so etwas besser verwinden, wenn ich darüber rede. Aber sie ist das Gegenteil.

Sie macht alles mit sich selbst ab, lässt niemanden an sich heran?

Ja. Ich finde es gut, wenn man darüber redet, das ist Trauerarbeit. Das macht meine Schwester auch, Trauerarbeit, doch sie redet eben nicht mit anderen darüber. Aber das ist in unserer Familie so. Schon unser Vater war so. Dass man alles für sich behält, nicht über solche Dinge redet. Der Tod ist ein Tabu-Thema.

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Lilo Pulver: Am Hochzeitstag ist sie allein

Dieses Jahr muss besonders schwer für Ihre Schwester sein – sie hätte auch ihre goldene Hochzeit gefeiert …

Ja. Ihren Hochzeitstag feiert sie auch bis heute jedes Jahr. Sie geht an dem Tag auf ein Schiff, das macht sie immer ganz allein. Wahrscheinlich ist sie dann sehr mit sich beschäftigt und ruft Erinnerungen wach. Das hat sie immer mit ihrem Mann gemacht, und jetzt macht sie das allein. Das geht wahrscheinlich auch nur allein.

Sie stehen Ihrer Schwester sehr nah. Können Sie ihr nicht beistehen?

Es ist sehr schwierig, jemandem zu helfen, der so etwas Furchtbares erlebt hat. Wenn jemand wirklich sehr leidet, ist es schwer, Trost zu bringen. Man weiß ja, wie sehr sie ihren Mann geliebt hat. Und seinen Mann und seine Tochter zu verlieren, das kann keine Frau verwinden.

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