Mama-Wahnsinn²: Hilfe, mein Kind liebt mich nicht mehr
Papa ist der Beste und Mama ist plötzlich abgeschrieben. Jedes Kind steckt irgendwann in der Papa-Phase. Eine Entwicklungsphase, die vor allem für uns Mütter sehr schmerzhaft ist.
Es geschah von einem Tag auf den anderen. Mein Sohn Tom fand mich plötzlich doof! Ich durfte ihn morgens nicht mehr anziehen, nicht mehr auf den Arm nehmen, beim Essen nicht mehr neben ihm sitzen und ihm abends keinen Gute-Nacht-Kuss mehr geben. "Papa soll das machen!", bekam ich ständig zu hören, dazu dieser trotzige Blick und sein ganzer kleiner Körper in Abwehrhaltung, sobald ich ihm zu nahe kam.
Kurz Dr. Google gefragt, Ergebnis: Papa-Phase. Fast jedes Kind macht das in seinem Leben durch, manchmal sogar mehrfach, stand da. Nur eine Phase, bedeutet, das geht vorbei. Damit beruhigte ich mich. Doch irgendwann fing ich an mir die Frage zu stellen, wann diese Phase endlich vorbei ist, denn mein Mama-Herz litt schwer unter Ablehnung meines Kindes.
Phase 1: Ablehnung tut weh, vor allem von einem Zweijährigen
Je mehr sich mein Sohn von mir abwand, umso intensiver buhlte ich um seine Liebe und Aufmerksamkeit. Wenn ich ihn und seinen Zwillingsbruder Ben nachmittags aus der Kita abholte, hoffte ich jedes Mal, dass er sich in meine Arme stürzen würde. Fehlanzeige. Stattdessen Desinteresse, der trotzige Blick und sofort die Frage: "Wo ist Papa?" Enttäuschung auf beiden Seiten. Aber wenigstens Ben freute sich, mich zu sehen. Ein Glück!
Sobald wir Zuhause waren, kramte ich alle seine Lieblingsspiele raus, las bereitwillig sein Lieblingsbuch vor (obwohl ich es schon seit Monaten in- und auswendig kann) und ja, wenn nichts mehr ging, habe ich mir seine Zuneigung mit Schokolade erkauft. Ein echter Tiefpunkt. Und je mehr er sich an seinen Papa gehangen hat, je mehr hat es mich gewurmt. Am schlimmsten war das abendliche Gute-Nacht-Ritual. Während ich sonst mit meinen Jungs abends in unserer Kuschelecke sitze und vorlese, weigerte sich Tom, sich zu uns zu setzen. "Will, dass Papa vorliest!", quengelte er. "Aber das ist doch unser Ding!", wollte ich empört rufen, stattdessen atmete ich tief durch, überließ meinem Mann das Vorlesen und verließ geknickt das Zimmer.
Phase 2: Dann überschütte ich eben mein anderes Kind mit all meiner Liebe
Ablehnung tut weh, vor allem vom eigenen Kind. Gut, dass ich als Zwillingsmama zumindest optisch zwei identische Kinder habe. Während Tom also nichts mehr von mir wissen wollte und ich das für den Moment akzeptieren musste, lenkte ich meine ganze Liebe und Zuneigung auf Ben. Mein absurder Gedanke: Das Kind kann ich nicht auch noch an Papa verlieren!
Mein Mann sah meinen Frust, meine Enttäuschung jeden Abend - besonders hart war es, wenn mir mal wieder der abendliche Gute-Nacht-Kuss verwehrt blieb. "Geh weg Mama!" Autsch, kein Satz hat mich in meinem Leben je mehr getroffen. Mit hängenden Schultern verließ ich immer wieder das Kinderzimmer, manchmal war mir richtig zum Heulen zu Mute. Mein Mann verstand das: "Tom liebt dich, dass weißt du doch. Das wird sich bald wieder ändern", sagte er immer wieder. Ja, dachte ich traurig, aber wann?!
In einschlägigen Erziehungsratgebern heißt es, man soll die Ablehnung nicht persönlich nehmen. Leichter gesagt als getan, liebe Experten! Die Papa-Phase sei wichtig, denn so entwickeln Kinder eine eigene Persönlichkeit.
Status Quo: Alles wieder Friede, Freude, Eierkuchen!
Und plötzlich war er da: Ein Samstagmorgen, der meine Gefühlswelt endlich wieder in Einklang brachte. Mein Mann stand gerade auf, um die beiden anzuziehen. Als er Tom aus seinem Bettchen holen wollte, rief der nur: "Nein, meine Mama soll das machen!" Ohne Witz, mein Herz hat kurz ausgesetzt vor Glück! Ich bin sofort aus dem Bett besprungen (hab mir noch heftig das Knie dabei gestoßen, aber egal), bin ins Kinderzimmer gestürmt und habe Tom auf den Arm genommen und eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr losgelassen.
Die Papa-Phase ist erst mal vorbei und seit ein paar Wochen ist "Meine Mami" wieder schwer angesagt. Hach, bei diesen Worten gehe ich wie auf Wolken! Ich weiß, eines Tages werde ich loslassen und akzeptieren müssen, dass meine Jungs groß werden. Aber momentan lebe ich in der Mama-Blase und bin glücklich, gemeinsam mit ihrem Papa die wichtigste Bezugsperson in ihrem Leben zu sein. Bis Ben in die Papa-Phase kommt, dann beginnt das Drama von vorne. Ich bin zwar vorbereitet, es wird aber nicht weniger schmerzhaft sein.
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