Mit oder ohne BH schlafen: Alle Vor- und Nachteile auf einen Blick
Die einen tragen gerne einen, die anderen gar nicht. Was dafür spricht, ohne BH zu schlafen - und was dagegen.
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Es ist vermutlich eine Frage, die beschäftigt, seit Menschen Büstenhalter tragen: lieber mit oder ohne BH schlafen? Um dieses Thema ranken sich Mythen und manchmal herrscht ein regelrechter Streit darüber, was nun "richtig" oder "falsch" ist. Wir haben uns das mal genauer angeguckt und können dir sagen, welche Vor- und Nachteile es jeweils gibt.
Ohne BH schlafen: Letztlich eine Frage des Wohlbefindens
Ob du mit oder ohne BH schläfst, das ist deine ganz persönliche Angelegenheit. Daher sei schonmal vorab gesagt: wie auch immer du dich entscheidest, du solltest dich einfach damit wohlfühlen. Wenn dich jemand kritisiert deswegen, sollte besser geklärt werden, woran sich diese Person stößt - denn niemand hat dir vorzuschreiben, worin und wie du dich wohlzufühlen hast. Solltest du dir aber die Frage stellen, was nun für dich "besser" ist, haben wir ein paar Fakten gesammelt.
Doch da es letztlich eine persönliche Sache ist, gibt es einfach Anhaltspunkte, an denen du dich orientieren kannst, wenn es dich umtreibt, ob du die Nacht im Bett lieber mit freier Brust verbringst, eher einen gewissen Halt möchtest und ob du beruhigt schlafen kannst, wenn ein Bügel deinen Busen stützt. Ob du dabei ein T-Shirt trägst, ein Nachthemd oder lieber nackt bist? Geschenkt! Erlaubt ist, was dir bequem ist.
Mit BH schlafen oder ohne? Gründe, nachts keinen BH zu tragen
Viele verzichten beim Schlaf auf das Tragen eines BHs. Im Alltag mag er oftmals helfen, bspw. Rückenschmerzen oder Schwitzen unter der Brust zu vermeiden, aber in der Nacht sehen viele Frauen und andere keinen Grund, warum sie einen BH tragen sollten. Es gibt verschiedene Gründe, die zu dieser Entscheidung führen können.
BH wird als unbequem empfunden
Ein BH wird oft als unbequem empfunden und viele tragen ihn daher eher, um Rückenschmerzen zu verhindern oder weil sie sich einfach wohler damit fühlen. Die Liste der Möglichkeiten ist lang. Wenn es Zeit zum Schlafen ist, brauchen sie die Stütze für ihre Brüste oft nicht mehr - egal, ob es kleine Brüste oder große Brüste sind. Oftmals wird ein BH grundsätzlich daheim nicht getragen, sondern nur, wenn es raus geht. Aber auch da tragen viele Frauen inzwischen keinen BH mehr, denn ohne BH unterwegs zu sein, ist inzwischen vollkommen üblich.
Deine Brüste können entspannen
Sind die Brüste nicht von (meist) stützendem Stoff umspannt, können sie entspannen - denn der BH verhindert, dass sie natürlich hängen können. Da die Haut in der Nacht dann nur von einem T-Shirt oder lockeren Oberteil bedeckt ist, kann sie sich im Schlaf entspannen. Kein Bügel drückt, kein Träger stört oder hinterlässt Druckstellen und das Gewebe nimmt seine natürliche Form an.
Unruhiger Schlaf und Unwohlsein
Ein zu enger BH kann durchaus dafür sorgen, dass du nicht so gut atmen kannst - und daher keinen guten Schlaf findest. Ebenso kann es in heißen Nächten oder anderen Situationen zu vermehrtem Schwitzen kommen, was dein Wohlbefinden auch nicht unbedingt fördert und es könnte zudem zu Hautirritationen kommen. In gewisser Weise kann dir das Schlafen ohne BH also eine gewisse Entlastung verschaffen.
BH nachts tragen: Warum es sinnvoll sein kann
Nach all diesen Gründen, die vielleicht für manche Frauen & andere Menschen dafür sprechen, ohne BH zu schlafen, gibt es gleichermaßen auch Gründe, die dafür sprechen, nachts einen BH zu tragen. Hierbei geht es wiederum vor allem ums eigene Wohlbefinden, bspw. wenn du dich in der Stillzeit befindest, aber auch sonst.
Außerdem ist es einfach so: Brüste verändern sich. Allein der weibliche Zyklus sorgt durch seine Hormonveränderungen dafür, dass sich dein Busen verändert und anders anfühlt - und vielleicht hin und wieder weniger angenehm oder schmerzhaft. In der Stillzeit ist deine Brust größer und auch weitere Gründe können dafür sprechen, aufs BH-Tragen im Schlaf nicht zu verzichten.
Weniger Schmerzen durchs Gewicht
Ein Grund, nachts mit BH zu schlafen, könnte ein unangenehmes Gefühl sein, wenn die Brüste ein starkes Ziehen verursachen und so zu Schmerzen führen. Hier kann eine Stütze das Wohlbefinden steigern, indem der Störfaktor bzw. die Ursache der Schmerzen mit dem nächtlichen Tragen eines BHs ausgeschaltet wird.
BH wird als bequem empfunden
So wie es Menschen gibt, die es ohne BH einfach entspannter finden, gibt es auch solche, die es eben lieber anders mögen. Wenn du es also bequem findest, mit einem BH zu schlafen, dann mach es. Ob du dafür einen Sport-BH, ein Bustier, lieber einen Bügel-BH, ob mit breiten Trägern, dünnen oder verstellbaren Trägern oder ganz ohne nutzt - es ist ganz allein deine Entscheidung.
Still-BH auch nachts tragen? Warum es sinnvoll sein kann & was du sonst wissen solltest
Ein Still-BH ist ein BH, der zeitweise auch nachts beim Schlafen getragen werden kann. Zunächst einmal stellt sich aber die Frage, was genau der Unterschied zu einem klassischen BH ist. Diese und weitere Fragen zum Still-BH hat uns Manuela Rauer-Sell, beratende Hebamme beim Deutschen Hebammenverband e.V. in Berlin und freiberufliche Hebamme im Landkreis Oberhavel, beantwortet.
"Zum Stillen des Kindes lassen sich Still-BHs unkompliziert vorn öffnen bzw. können die Körbchen (Cups) einzeln geöffnet werden. Es ist also nicht nötig, den BH zum Stillen abzulegen", erklärt die Hebamme. Die Verschlusshaken seien flach gearbeitet, um das Öffnen zu erleichtern, grundsätzlich spreche die praktische Handhabung beim Stillen für seinen Einsatz.
Doch auch die Beschaffenheit sei besonders: "Still-BHs sind in aller Regel aus bequemem, weichem und pflegeleichtem Material gefertigt, haben meist breitere Träger und ein breiteres Unterbrustband als herkömmliche BHs."
Grundsätzliches
Entgegen dem Namen komme der Still-BH aber nicht nur in der Stillzeit zum Einsatz, sondern auch schon vorher. "Manche Frauen bevorzugen schon in den letzten Wochen der Schwangerschaft einen Still-BH, nämlich dann, wenn die Brust schon größer geworden ist und die bisherigen Modelle nicht mehr passen bzw. bequem genug sind", sagt Rauer-Sell. Dennoch würden die meisten Frauen erst in den Tagen nach der Geburt anfangen, das Kleidungsstück zu tragen, denn "zum einen wird die Brust mit Einsetzen der Milchbildung größer und schwerer und der Still-BH kann die Brust stützen. Zum anderen lassen sich im Still-BH unkompliziert Stilleinlagen oder Auflagen mit bspw. Salben fixieren".
Grundsätzlich empfehle es sich, den finalen Still-BH etwa ein oder zwei Wochen nach der Geburt des Kindes zu kaufen: "Zunächst nimmt die Brust an Volumen zu und wird schwerer. Die Größe der Brust wird sich nach diesem Zeitraum in der Stillzeit dann kaum noch ändern. Da der Still-BH aber oft schon eher benötigt wird, empfiehlt es sich, schon am Ende der Schwangerschaft ein oder zwei preiswerte Still-BHs für die erste Zeit nach der Geburt zu kaufen. Hier gilt: lieber eine Nummer größer als zu klein."
Zwar sollen die BHs natürlich für die Trägerin bequem sein, sie helfen aber in der Stillzeit auch, einige Dinge wie Rückenschmerzen zu vermeiden. "Es sollte nichts stören: keine auftragenden Haken und Ösen, keine Nähte in den Körbchen. Es sollte nichts zwicken oder kneifen, keine Bereiche der Brust eingeschnürt sein", beschreibt die beratende Hebamme den idealen Still-BH. "Die Träger und das Unterbrustband sollten etwas breiter als bei herkömmlichen BHs gearbeitet sein, so verteilt sich das Gewicht der Brust besser und Rücken und Schultern sind nicht zu stark belastet."
Still-BH nachts tragen
Stellt sich nun die Frage, inwiefern es sinnvoll ist, den Still-BH auch nachts zum Schlafen zu tragen. Die Expertin sieht hier vor allem die ersten Tage und Wochen als relevant an: "Da kann es sinnvoll sein, um die Brust gut zu stützen, auslaufende Milch in den Stilleinlagen aufzufangen oder Pflegemittel - wie z.B. Salben zur Pflege der Brustwarzen - besser zu fixieren. Doch bei den meisten stillenden Frauen besteht schon recht bald keine Notwendigkeit mehr, nachts einen Still-BH zu tragen."
"Es kann auch vorkommen, dass die Brust schon in den Wochen vor der Geburt etwas Milch absondert. Die Menge ist meistens gering, aber wenn es als störend empfunden wird, könnte hier auch schon am Ende der Schwangerschaft ein Still-BH mit Stilleinlagen zum Einsatz kommen", so Rauer-Sell. Während der anfänglichen Stillzeit gestalte sich die Situation hingegen etwas anders: "Ruhe und Bettwärme führen dazu, dass sich in den Nachtstunden viel Milch bildet. Ist es zu viel des Guten, kann es helfen, z. B. das Baby häufiger zu stillen, etwas Muttermilch auszustreichen oder die Brust dosiert zu kühlen."
Um nächtlichen Problemen mit den Brüsten vor der Geburt und in der Stillzeit zu begegnen, würden aber auch weitere Maßnahmen helfen. "Die Brust kann wie gesagt schon in der Schwangerschaft größer und fester werden, die Haut kann spannen und jucken. Abhilfe schaffen können hier z. B. Körperpflegeprodukte, sanfte Massagen sowie weite und bequeme Kleidung, um Reibung zu vermeiden. Eventuell hilfreich können auch gut dosierte Wärme- oder Kälteanwendungen sein", beschreibt die Hebamme die verschiedenen Möglichkeiten.
Nachts BH tragen: Ist ein Schlaf-BH sinnvoll?
Wenn du nachts gerne einen BH trägst, aber irgendwie nicht den richtigen findest, wirst du vielleicht bei den Schlaf-BHs fündig. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie meist keine Bügel und besonders breite Träger haben. Solange du aber einen BH hast, mit dem du gut schläfst und der dich nicht weiter stört, ist ein Schlaf-BH überflüssig.
Nur ein Mythos: Zu enger BH erhöht nicht das Krebsrisiko
Vor einigen Jahren erschien in den USA ein Buch, in dem behauptet wurde, dass ein zu enger BH das Krebsrisiko erhöhe. Das ist allerdings nicht richtig, wie der Krebsinformationsdienst vom Deutschen Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft schreibt: "Ein Beweis oder wenigstens eine wissenschaftliche Quelle für diese Behauptungen ließen sich nicht finden - obwohl Fachgesellschaften und Krebsinformationsdienste in [den] USA, Kanada und Europa intensiv recherchierten, nachdem sie mit Anfragen besorgter Frauen überschwemmt wurden."
Als Grund für die Falschbehauptung wurde demnach in verschiedenen Berichten unter anderem das "Abklemmen von Lymphbahnen" und das dadurch nicht geschehende Ausschwemmen angeblicher Stoffwechselschlacken (die es, wie wir inzwischen wissen, nicht gibt). "Eine Variante des Gerüchts enthielt die Aussage, Mädchen mit sehr großem Busen hätten das höchste Risiko, weil sie früh zu besonders einengenden Büstenhaltern gezwungen würden", so die Krebsforschenden.
Tatsächlich vermuten sie, dass es zu einem Missverständnis von tatsächlichen Erkenntnissen gekommen ist. Denn allein, dass eine Brust groß ist, erhöht nicht automatisch das Brustkrebsrisiko - hierbei spiele eher das Körpergericht eine Rolle: "Frauen, die nach den Wechseljahren deutlich übergewichtig sind, müssen mit einer höheren Erkrankungswahrscheinlichkeit leben. Für jüngere Frauen vor den Wechseljahren ist ein solcher Zusammenhang nicht vollständig bestätigt."
Wichtig ist festzuhalten, egal ob in der Nacht oder am Tag: "Das Tragen von Büstenhaltern beeinflusst das Brustkrebsrisiko nicht, egal ob zu eng oder gut passend, mit Bügel oder ohne."
Artikelbild und Social Media: stevecoleimages/iStock (Themenbild)
Zur Person:
Manuela Rauer-Sell ist beratende Hebamme im Deutschen Hebammenverband e.V. in Berlin und freiberufliche Hebamme im Landkreis Oberhavel, Brandenburg.
Quellen
Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums in der Helmholtz-Gesellschaft: Krebsmythen: Irrtümer, Missverständnisse und Geschäftemacherei. Diese Risikofaktoren sind widerlegt. In: https://www.krebsinformationsdienst.de/widerlegte-risikofaktoren (23.04.2018)