Nasenspray gegen Migräne? Das hilft wirklich!
Allergien
Hilft Nasenspray gegen Migräne? Millionen Menschen werden regelmäßig von Migräne gequält. Neue Therapien machen Hoffnung. Das hilft.
Die Hälfte des Kopfes scheint zu platzen , die andere fühlt sich wie Watte an, jedes Geräusch ist wie ein Trommelschlag, jeder Lichtstrahl scheint wie ein Messer in die Schläfe zu dringen: Tag für Tag treten in Deutschland rund 350 000 Migräne-Attacken auf. Der einseitig pulsierende, dumpfdrückende Kopfschmerz trifft 18 Millionen Menschen in Deutschland - manche fast täglich, andere einmal im Monat, teils heftig, von Übelkeit und Erbrechen begleitet, teils einigermaßen erträglich. Migräne ist eine chronische Krankheit. Und die hat Folgen: Sie zermürbt, kann die Freude am Leben zerstören. Immerhin: Bei Forschung und Behandlung hat sich viel getan.
Das passiert im Gehirn
Wissenschaftler erkunden die tieferen Ursachen. Immer bessere bildgebende Verfahren wie Kernspintomografie zeigen immer deutlicher, was vor und während einer Attacke im Gehirn abläuft. Ein bestimmtes Gebiet im Hirnstamm ist sehr aktiv und reagiert überempfindlich auf Reize von außen oder aus dem Körper. Dann feuert dieses Gebiet Impulse. Die setzen im Gehirn, oft in den äußeren Schichten, bestimmte Stoffe frei. Und die haben dann nichts Besseres zu tun, als Hirnadern zu entzünden und auch deutlich zu erweitern: Das tut heftig weh.
Es gibt viele Auslöser
Ärzte wissen heute, dass Migräne-Patienten ungewöhnlich wache, sensible und leistungsfähige Menschen sind. Ihr Gehirn - und vermutlich auch der Hirnstamm - arbeitet sehr schnell, steht immer unter Hochspannung, nimmt Reize von außen sehr deutlich wahr. Ähnliche Auslöser und Symptome sind bei Clusterkopfschmerzen zu beobachten.
Bei ihnen können viele Dinge die Kettenreaktion auslösen: Stress, Änderungen im Lebensrhythmus (z. B. Wochenende), zu wenig oder zu viel Schlaf, Wetterwechsel, Hormonschwankungen, Hunger, Unterzuckerung, oft Lebensmittel wie Käse, Bananen, Schokolade, Hering, auch Alkohol, davon meist Rotwein ... Das Ziel moderner Therapie: Auslöser finden und vermeiden, die Zahl der Anfälle senken und die Attacken effektiv behandeln. Dazu gibt es heute viele gute Hilfen.
Das hilft gegen Migräne
Leichtere Attacken? Die beste Selbsthilfe
Sind die Migräne-Anfälle eher leicht, kann man sie oft gut mit rezeptfreien Schmerzwirkstoffen behandeln. Das sind hauptsächlich ASS-Paracetamol-Koffein als Kombination, außerdem Ibuprofen, Naratriptan, Paracetamol und Phenazon. Experten der Schmerzklinik Kiel raten, solche Mittel rechtzeitig und ausreichend zu nehmen. Dazu sollte man unbedingt die Packungsbeilage beachten. Um Übelkeit zu vermeiden, sollte man zusätzlich ein entsprechendes Medikament nehmen, möglichst 15 Minuten vor dem Schmerzmittel.
Moderne Therapien machen Hoffnung
NASENSPRAY In Amerika hat sich das Nasenspray als sehr wirkungsvoll herausgestellt. Der schmerzlindende Wirkstoff gelangt über die Nasenschleimhaut direkt ins Blut und wirkt dort innerhalb weniger Minuten. So sollen Kopfschmerzen um bis zu 35 % gelindert werden können. Laut einer aktuellen Studie, haben Probanden während der Therapie 88 % weniger Schmerzmittel benötigt. Behandelnde Ärzte betonen, dass die Behandlung mit Nasenspray nur eine temporäre Lösung sei. Nasenspray alleine könne langfristig nicht eingesetzt werden.
SPEZIALISIERTE ÄRZTE Zwar gibt es inzwischen wirkungsvolle Medikamente und Methoden gegen Migräne - aber längst nicht alle Patienten bekommen die für sie richtige Behandlung. Experten empfehlen diesen Weg: Zuerst schildert man dem Hausarzt genau seine Probleme. Ein Migräne-Verdacht sollte zu der gemeinsamen Überlegung führen: Welcher Arzt, welche Ambulanz oder Klinik ist spezialisiert? Oft weiß der Hausarzt schon Adressen. Man kann auch die Krankenkasse fragen. Oder man sucht im Internet (siehe unten: "Rat und Infos"). Immer mehr Ärzte und Therapeuten sind in Sachen Migräne ausgebildet, z. B. mit der Bezeichnung "spezielle Schmerztherapie".
TREFFSICHERE MEDIKAMENTE Die einfachste Methode für die meisten Betroffenen sind die sogenannten Triptane. Es gibt sieben ver schiedene Wirkstoffe, als Tabletten, zum Teil auch als Zäpfchen oder Spritzen. Bei sehr schweren und/oder langen Attacken kann der Arzt auch ein Triptan mit einem anderen Schmerzmittel kombinieren. Generell gilt dabei aber für Triptane wie für "normale" Schmerzmittel: nicht länger als drei Tage hintereinander und maximal an zehn Tagen im Monat nehmen.
VORBEUGENDE MITTEL Um das auch in schweren Fällen zu erreichen, können weitere Medikamente helfen, indem sie die Zahl der Migräne-Attacken senken. Zu dieser "medikamentösen Prophylaxe" gehören Betablocker: Sie mindern körperliche Reaktionen auf Stress. So beugt etwa der Wirkstoff Flunarizin besonders gut gegen Attacken vor, die mit Aura (z. B. Sehstörungen) und/oder Schwindel verbunden sind. Weitere Mittel sind z. B. Antidepressiva, Pestwurz-Extrakt, hoch dosiertes Magnesium, oft kombiniert mit Vitamin B12.
BOTOX Das Nervengift Botulinumtoxin (Botox) ist seit September 2011 zur Vorbeugung gegen Migräne in Deutschland zugelassen. Studien zeigen: Besonders Patienten mit fast täglichen Attacken profitieren davon. Die Zahl der Migräne-Tage kann deutlich sinken. Dazu wird Botox an genau festgelegten Punkten in die Muskulatur von Kopf und Nacken gespritzt.
AKUPUNKTUR In der weltweit größten Studie zur Wirksamkeit der Nadeltherapie kam heraus: Sechs Wochen Akupunktur mindern Migräne mindestens so gut wie sechs Monate medikamentöse Vorbeugung mit Betablockern. Arztsuche in Internet: www.daegfa.de
BIOFEEDBACK Dabei lernt man, unbewusste Körperfunktionen wie die Spannung der Schlagadern bewusst zu steuern. Dazu setzen Therapeuten Geräte ein, die etwa den Herzschlag auf einem Monitor sichtbar machen. Man kann das Verfahren in etwa zehn Sitzungen lernen und dann jederzeit zu Hause einsetzen. Therapeutensuche im Internet: www.dgbfb.de.