Unruhige Beine?

Restless Legs in der Schwangerschaft: Ursachen und was du tun kannst

Mit unruhigen Beinen oder auch Restless Legs in der Schwangerschaft haben viele Frauen zu kämpfen. Das sind die Ursachen und das hilft.

Video Platzhalter
Video: Glutamat

Obwohl der Körper müde und erschöpft ist, kommen die Beine einfach nicht zur Ruhe, sie kribbeln und jucken. Ein unangenehmes Gefühl, welches viele Schwangere kennen. Der scheinbar unkontrollierbare Bewegungsdrang in den Beinen nennt sich Restless-Legs-Syndrom (RLS) und gehört zu den unangenehmeren Begleiterscheinungen einer Schwangerschaft. Wir verraten dir, was die Ursachen sind und was du gegen die unruhigen Beine tun kannst.

Restless-Legs-Syndrom in der Schwangerschaft: Was ist das?

Viele Schwangere kennen das: die Beine, vor allem aber die Unterschenkel, scheinen plötzlich ein Eigenleben zu führen und wollen einfach nicht nur Ruhe kommen. Es fühlt sich an, als würden Tausende von Ameisen über die Beine laufen, ein Gefühl, das es unmöglich macht, die Beine stillzuhalten oder gar einzuschlafen. Rund zehn Prozent der Gesamtbevölkerung leiden am Restless-Legs-Syndrom, wobei vor allem Schwangere betroffen sind.

Viele Frauen können die Beschwerden zunächst gar nicht richtig einordnen, führen die Unruhe in den Beinen auf Stress zurück oder verwechseln sie sogar mit Wadenkrämpfen, die häufig in der Schwangerschaft auftreten. "Viele Frauen wissen überhaupt nicht, dass es sich um eine Krankheit handelt und es Abhilfe gibt", betont Dr. med. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte. "Dabei können die Symptome oft schon mit einfachen Mitteln deutlich gelindert oder sogar beseitigt werden."

In der Schwangerschaft scheint ein Zusammenspiel von genetischen Faktoren, aber auch Eisen- und Folsäuremangel bei gleichzeitig hohem Level des Schwangerschaftshormons Östrogen eine Rolle zu spielen, vermutet die Frauenärztin Dr. med. Julia Spratte von der Universitätsfrauenklinik Heidelberg. Außerhalb der Schwangerschaft werden bei schweren Restless-Leg-Symptomen häufig Arzneimittel verordnet. Aber auch während der Schwangerschaft gibt es Hilfe und Behandlungsmöglichkeiten.

Wie macht sich das Restless-Legs-Syndrom in der Schwangerschaft bemerkbar?

Das Restless-Legs-Syndrom lässt sich während der Schwangerschaft eigentlich leicht diagnostizieren. Die typischen Beschwerden treten meistens am späten Nachmittag auf und können sich gegen Abend oder in der Nacht noch weiter verstärken. Die unruhigen Beine machen eine erholsame Nachtruhe praktisch unmöglich und können auf Dauer für die Schwangere zur echten Belastung werden. Laut einer aktuellen Studie gehen Mediziner derzeit davon aus, dass etwa die Hälfte aller Schlafstörungen während der Schwangerschaft mit RLS zusammenhängen.

Entspannungsmethoden wie Meditation oder autogenes Training sind eher kontraproduktiv, befeuern die Unruhe zusätzlich und fördern den Bewegungsdrang. Lange Autofahrten, Flugreisen oder ganz alltägliche Dinge wie ein Kino- oder Theaterbesuch werden zur echten Tortur. Was die Beine während der Schwangerschaft in Unruhe versetzt, ist noch nicht vollständig geklärt, als nahezu gesichert gilt jedoch der Zusammenhang der kribbeligen Beine mit einer Eisen-Unterversorgung.

Ein schwangerschaftsbedingter Eisenmangel ist normal Bei der Schwangerschaftsvorsorge gehört die Kontrolle des Blutfarbstoffs Hämoglobin daher zum Standard. Wird der Hämoglobin-Wert als zu niedrig eingestuft, kann das auf eine mangelnde Versorgung mit Eisen hindeuten. Die Bestimmung des Eisenspeicherwertes (Ferritin), des Transporteisenwertes (Transferrin) sowie der Transferrinsättigung sind ebenfalls sinnvoll, falls besonders ausgeprägte RLS-Beschwerden vorliegen. Sprich mit deiner Frauenärztin über deine Beschwerden und lass dich beraten.

Restless-Legs-Syndrom in der Schwangerschaft: Beschwerden
Foto: Wunderweib.de & Adobe Stock (Pepermpron)

Was hilft bei Restless Legs in der Schwangerschaft?

Die meisten Schwangeren erleben zum Glück nur einen sehr leichten Verlauf des Restless-Legs-Syndrom und die Beschwerden lassen sich schon mit ein paar einfachen Maßnahmen eindämmen.

"Wir empfehlen zunächst einige grundlegende Maßnahmen, wie den Verzicht auf Koffein, ausreichend tägliche körperliche Aktivität und Spaziergänge, allerdings keinen anstrengenden Sport, dazu Yoga und Entspannungstraining", erläutert Dr. Albring. Auch Massagen und warme Bäder am Abend, Abschalten von Musik und Fernseher kurz vor dem Schlafengehen sowie ein gut abgedunkeltes und gelüftetes Schlafzimmer können helfen, wenn die Schlafstörungen und unruhigen Beine im Vordergrund stehen.

Da bei Restless Legs in der Schwangerschaft häufig Eisenmangel und ein Mangel an roten Blutkörperchen gefunden werden, ist die Einnahme von Eisenpräparaten besonders wichtig. Wichtig ist hier das Protein Ferritin. Ferritin ist das Eiweiß-Molekül, das im Körper dem Speichern und dem Transport von Eisen dient, bis das Eisen zum Beispiel bei der Blutbildung gebraucht wird. Wenn der Ferritinspiegel im Blut stark erniedrigt ist, muss Eisen sogar zunächst intravenös gegeben werden, erläutert die Ärztin der Universitätsfrauenklinik.

Auch ein Folsäuremangel sollte behoben werden; der Bedarf an Folsäure ist wie der Eisenbedarf in der Schwangerschaft erhöht. Ein Folsäuremangel in der sehr frühen Schwangerschaft kann zu schweren Veränderungen der Wirbelsäule und des Gehirns des Embryos führen. Deshalb sollte eine ausreichende Folsäureversorgung für alle Schwangeren ohnehin selbstverständlich sein.

Artikelbild und Social Media: Adobe Stock/PR Image Factory (Themenbild)

Quellen

  • (1) Spratte, J., C. Sohn, H. Fluhr. Restless-Legs-Syndrom. Diagnostik und Therapie in der Schwangerschaft. FRAUENARZT 56(2015) 12, 1094-1094.