Sexsucht: Das sind die wichtigsten Symptome
Sexsucht - das ist doch nichts Schlimmes. Warum sollte man die schönste Nebensache der Welt nicht so oft wie möglich genießen wollen? Aber die sogenannte Hypersexualität geht mit erheblichen Problemen einher.
Was ist Hypersexualität?
Hypersexualität - umgangssprachlich als Sexsucht geläufig - ist mehr als nur eine besonders ausgeprägte Libido und ein aufregendes Privatleben. Für Betroffene dreht sich in ihrem Leben alles nur noch um die Befriedigung ihres unstillbaren sexuellen Verlangens - und das kann zum echten Problem werden.
Die Sexsucht gehört wie die Spielsucht oder Kaufsucht zu den stoffungebundenen Süchten. Das Empfinden und Verhaltensmuster Sexsüchtiger gleicht im Prinzip aber dem von Alkoholikern oder Drogenabhängigen. Ehen, Familien und nicht zuletzt die Betroffenen selbst zerbrechen oft daran.
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Sexsucht ist eine anerkannte Krankheit: Im ICD-10 ("International Classification of Diseases" - "Internationale Klassifikation von Krankheiten") wird Hypersexualität, das heißt gesteigertes sexuelles Verlangen, unter der Kennnummer F52.7 geführt und zählt zu den sexuellen Funktionsstörungen. Inzwischen veraltete Begriffe sind Nymphomanie (bei Frauen) und Satyriasis (bei Männern).
Sexsucht - ab wann wird sexuelles Verlangen zum Problem?
Bevor die sexuelle Selbstbestimmung von Frauen etwas ganz Normales war, wurden sie schnell als Nymphomaninnen abgestempelt. Da genügte es schon, vor der Ehe oder schlichtweg Spaß an Sex zu haben, schon galt frau als sexsüchtig. Diese Zeiten sind zum Glück vorbei, trotzdem bleibt die Frage, ab wann von Suchtverhalten beim Sex die Rede sein kann.
Auf die Menge der Sexualpartner oder die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs kommt es dabei nicht zwingend an. Solange Freude, Sinnlichkeit und Genuss beim Sex im Vordergrund stehen, und es nur die schönste Nebensache der Welt ist - nicht die Hauptsache - ist alles gut. Suchtkranke haben ihr Verhalten aber nicht mehr unter Kontrolle und denken an nichts anderes mehr als an sexuelle Befriedigung. Sie versuchen immer, ihr Verlangen zu stillen, aber das gelingt ihnen nicht.
Welche Symptome deuten auf Sexsucht hin?
Die Sexsucht hat im Grunde die gleichen Symptome wie jede Sucht. Folgende Warnzeichen sollten die Alarmglocken läuten lassen:
- Zwang: Das Verlangen nach Sex ist für Betroffene unwiderstehlich. Sie verspüren ein zwanghaftes Verlangen, mit anderen Menschen zu schlafen, und der Drang, ihr Bedürfnis zu stillen, dominiert alles andere.
- Kontrollverlust: Sexsüchtige haben ihr Begehren nicht mehr im Griff und schrecken im Ernstfall auch nicht vor Aggression, Gewalt oder illegalen Aktivitäten zurück, um es zu befriedigen.
- Toleranzbildung und Dosissteigerung: Obwohl Betroffene alles tun, um ihr sexuelles Verlangen zu stillen, erleben sie selten echte Befriedigung. Sie bekommen nie genug und müssen die "Dosis" von Mal zu Mal steigern.
- Sozialer Rückzug: Da sich bei Hypersexualität alles nur noch um Sex dreht, haben andere Dinge keinen Platz mehr im Leben. Das gilt auch für soziale Kontakte wie Freunde, Familie und Kollegen. Sexsüchtige ziehen sich aus dem Sozialleben zurück, vernachlässigen Hobbys und ihren Beruf.
- Entzugserscheinungen: Körperliche Entzugserscheinungen im klassischen Sinn gibt es bei der Sexsucht nicht. Doch Hypersexualität kann sich durch Symptome wie Nervosität, Angst, Depressionen und schier unerträgliche, innere Unruhe äußern, wenn das Suchtmittel gerade nicht zur Verfügung steht.
- Heimlichkeit und Scham: Meistens wissen Sexsüchtige, dass mit ihrem Verhalten etwas nicht stimmt. Vielleicht wurden sie von Angehörigen oder Freunden auch bereits darauf angesprochen. Dies führt zu Scham und Schuldgefühlen sowie dazu, dass Betroffene versuchen, ihre Abhängigkeit zu verschleiern. Deswegen wird häufig anonymer Sex mit Unbekannten bevorzugt oder dem Verlangen durch häufiges Masturbieren und den übermäßigen Konsum von Pornos nachgegangen.
Wer seine Lust nicht mehr unter Kontrolle hat, leidet. Seelisch und emotional erfüllende Beziehungen sind nicht mehr möglich. Die Suche nach dem nächsten sexuellen Kick bestimmt das ganze Leben, Denken und Fühlen.
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Welche Ursachen verbergen sich hinter Hypersexualität?
Eine einzige Ursache für Sexsucht gibt es nicht. Man geht davon aus, dass mehrere ungünstige Faktoren zusammenspielen, wenn eine Suchterkrankung besteht. Dazu gehört etwa eine genetische Veranlagung zu Suchtverhalten. Tumore in der Nebennierenrinde oder einige neurologische Störungen können ebenfalls zu einem übersteigerten Sexualverlangen führen.
Zum Auslöser für eine Abhängigkeit werden aber meistens psychologische Faktoren. Wer an Hypersexualität leidet, hat nicht selten in der Kindheit emotionalen, körperlichen oder sexuellen Missbrauch erlebt. Dieses Trauma hat Selbstwertprobleme und quälende Schamgefühle zur Folge, die später mit Sex verdrängt werden sollen. Manchmal tritt Sexsucht außerdem als Begleiterscheinung anderer psychischer Krankheiten wie der Manie auf.
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Wie lässt sich Sexsucht behandeln?
Bester Ausweg aus der Hypersexualität ist eine sogenannte kognitive Verhaltenstherapie. Betroffene lernen zu verstehen, wie sie in die krankhafte Sucht nach Erotik geraten sind und wie sie mit ihren Minderwertigkeitsgefühlen, Frust und Druck künftig anders umgehen können. Kommt es im Rahmen der Abhängigkeit zu Depressionen, können außerdem Antidepressiva sinnvoll sein.
Wird eine andere Krankheit, etwa ein Tumor, eine neurologische oder eine andere psychische Erkrankung hinter der Sexsucht vermutet, muss diese in erster Linie behandelt werden.
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Wo bekommen Betroffene sonst noch Hilfe?
Außerdem hilft Sexsüchtigen häufig der Austausch mit anderen Betroffenen in einer Selbsthilfegruppe. Hierzulande gibt es zum Beispiel die Deutschsprachigen S. L. A. A. ("Sex- and Love-Addicts Anonymous" - "Anonyme Sex- und Liebessüchtige"), die Meetings in verschiedenen deutschen Städten anbieten.
Die Anonymen Sexaholiker Deutschland orientieren sich am 12-Schritte-Programm der Anonymen Alkoholiker und bieten mit S-Anon auch Selbsthilfegruppen für Angehörige von Sexsüchtigen an.
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