Sina Trinkwalder: Faire Mode dank Manomama
Bei Manomama gibt es faire Löhne und unbefristete Verträge
Die Sozialunternehmerin Sina Trinkwalder hat in Augsburg das Mode-Unternehmen „Manomoma“ aufgebaut, in dem sehr gut bezahlte Näherinnen ökologisch vorbildliche Kleider herstellen. Sie beweist damit: Faire Löhne sind wirtschaftlich tragbar.
Sina Trinkwalder stellt die deutsche Wirtschaft auf den Kopf. Mindestlohn? Sie zahlt mehr. Die Unternehmerin hat in Augsburg das Textil-Unternehmen " Manomama " gegründet, in dem die Näherinnen mindestens zehn Euro pro Stunde verdienen. „Meine Mitarbeiter sollen sich das, was sie produzieren, auch selbst leisten können!“ Hier wird keiner SOS-Zettel in die Kleidung einnähen, wie jüngst bei Primark geschehen.
Sina Trinkwalder geht es um Stolz, Fairness, gegenseitigen Respekt - darum, mit ihrem Mode-Unternehmen Manomama zu beweisen, dass es möglich ist, in Deutschland qualitativ hochwertige und ökologisch nachhaltige Kleidung herzustellen UND gleichzeitig die Mitarbeiter angemessen zu bezahlen und gut zu behandeln.
Spontan ein freier Tag? Na klar!
Ihre 150 Angestellten – vorwiegend ältere Frauen, alleinerziehende Mütter und Menschen mit Handicap – haben unbefristete Verträge, die Arbeitszeiten sind sehr flexibel. Von 6 bis 22 Uhr ist die Produktionshalle offen, in dieser Zeit kann jeder Mitarbeiter frei seine Arbeitsstunden leisten. Fühlt sich zum Beispiel eine Mitarbeiterin kränklich, kann sie ihre wöchentliche Arbeitszeit schnell reduzieren, bis es ihr wieder besser geht. So will Sina Trinkwalder ihren Mitarbeitern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie so einfach wie möglich machen.
„Wenn meine Mitarbeiter sich wohlfühlen, sind sie produktiver. Die Qualität steigt, wir können mehr verkaufen, dadurch können wir uns bessere Löhne leisten, die Kaufkraft der Mitarbeiter steigt und sie können wiederum die Wirtschaft ankurbeln. Es ist ein logischer Kreislauf, der in jedem Unternehmen normal sein sollte“, erklärt die innovative Unternehmerin.
Ihre Erfahrungen als Sozialunternehmerin hat Sina Trinkwalder in dem Buch „Wunder muss man selber machen“ aufgeschrieben.
Jeder Knopf ist ökologisch produziert
Besonders ist auch die ökologische Produktionsweise. Die Kleider, die bei Manomama produziert werden, sind komplett kompostierbar. Es werden ausschließlich ökologisch produzierte Stoffe verwendet. Jeder Faden, jeder Knopf und jedes Etikett besteht aus abbaubarem Material, das zum Beispiel von einer Weberei in Osnabrück und einer Färberei auf der schwäbischen Alb geliefert wird.
Mahnung wegen zu viel Lachen
Wie ist die Stimmung in diesem speziellen Unternehmen? Sina Trinkwalder lacht laut. „Kommen Sie doch vorbei und schauen Sie es sich an, ich lasse lieber andere beurteilen, wie es hier ist. Eine Anekdote kann ich Ihnen aber erzählen. Wir haben gerade eine Abmahnung von der Hausverwaltung bekommen – meine Ladys singen und lachen zu viel bei der Arbeit.“ Eine Führungsebene gibt es bei Sina Trinkwalder nicht, berichtet sie. „Das ist hier ein Nebeneinander, nicht ein Untereinander, die Atmosphäre ist entspannt und respektvoll.“
Die Näherinnen und Näher präsentieren die Kleider selbst
Die Kollektion, die in der großen, hellen Halle in Augsburg hergestellt wird, ist noch recht überschaubar. Dafür ist sie offensichtlich liebevoll hergestellt. Wer sich die Model-Fotos von Manomama anschaut, sieht nicht dürre, hübsche Mädchen – sondern fröhlich strahlende Mitarbeiter von Manomama! Neben den Fotos steht, wer auf dem Bild zu sehen ist, etwa „Mirjam (T-Shirt-Näherin) trägt S bei einer Körpergröße von 1,65 m“.
Im Herbst gibt es eine Couture-Kollektion
„Meine Mitarbeiter sind stolz auf ihre Produkte, denn jeder fertigt ein Stück komplett von Anfang bis Ende, statt immer nur einen bestimmten Produktionsschritt zu wiederholen. Darum sollen sie die Kleider auch selbst auf den Produktfotos zeigen. Wir wollen die Menschen, die normalerweise im Unsichtbaren bleiben, nach vorne holen, zeigen, was sie können!“ Darum gibt es bei Manomama auch keine namhaften Designer. Die Kleidung, die im Shop zu sehen ist, wurde von den Näherinnen entwickelt. Im Herbst wird die derzeitige Casual-Kollektion um eine Couture-Kollektion erweitert.
Das Nähen haben sie sich selbst beigebracht
Die Näherinnen von Manomama sind übrigens keine lange ausgebildeten Näh-Experten, sondern Frauen, die vor ihrem Einstig in Sina Trinkwalders Unternehmen etwas völlig anderes gemacht haben. „Bei mir arbeiten Frauen, die die Schule geschmissen haben, weil sie schwanger waren. Oder die wegen der Kinder lange aus dem Job ausgestiegen sind. Oder ältere Leute, die lange Jahre geschuftet haben und nachher auf 400-Euro-Basis runtergestuft wurden. Das Nähen haben wir uns selbst beigebracht.“ Bei Manomama kriegen die Leute eine Chance, die auf dem regulären Arbeitsmarkt kaum gefragt sind. Wer nur noch sehr wenig leisten kann, kriegt möglicherweise weniger Geld, dafür aber überhaupt mal wieder eine Chance auf Beschäftigung.
Die bunten Taschen für dm werden auch bei Manomama genäht.
Sina Trinkwalder hatte genug von der Werbebranche
Bevor Sina Trinkwalder Manomama gründete, arbeitete sie sehr erfolgreich in der Werbebranche. Sie verdiente viel Geld, konnte sich Luxus wie teure Autos leisten. Doch mit jedem Tag wurde ihr deutlicher, dass die Gesellschaft „achtlos mit Menschen umgeht, wenn sie nicht funktionieren“. Viele Geschäftspraktiken erschienen ihr falsch. „Darauf hatte ich keine Lust mehr. Ich wollte versuchen, meinem Sohn und seiner Generation das zu geben, was in meiner Kindheit noch einigermaßen in Ordnung war: eine Welt, in der nicht nur Geld und Gier zählten.“ Die Idee zum Textil-Unternehmen lag nahe, denn Augsburg war lange eine Hochburg für Textilproduktion, bevor die Betriebe die Produktion in Billiglohnländer verlagerten.
Die Löhne werden nicht gedrückt
Sina Trinkwalder wollte ein Unternehmen schaffen, in dem die Mitarbeiter würdig behandelt werden - und sie hat es geschafft. Manomama entwickelt sich gut. Zu verdanken ist das auch der Konsequenz der Unternehmerin. Kunden, die die Preise verhandeln wollen, macht sie deutlich klar, dass sie weder die Löhne drücken, noch die Stofflieferanten herunterhandeln wird. Trotzdem sind die Kleidungsstücke von Manomama nicht teuer: ein schwarzes Kleid für 50 Euro, ein schicker Rock für 20 Euro, das ist gut bezahlbar. Wie Manomama das schafft? „Das geht alles, wenn man die Gewinnmargen reduziert“, erklärt Sina Trinkwalder.
Manomama soll nur der Anfang sein
Und was wünscht sich so eine erfolgreiche Unternehmerin für die Zukunft? „Für mich ist Manomama nur der Anfang. Ich will weitermachen, es gibt noch sehr viel zu tun.“
PS: Aktuelle News von Manomama gibt es auf der Facebook-Seite .