Spannungskopfschmerzen lösen: Symptome und was du tun kannst
Wenn der Kopf brummt, handelt es sich meist um die Symptome von Spannungskopfschmerzen. Lösen kannst du sie auf einfache Weise.
Spannungskopfschmerzen hat fast jeder schon einmal gehabt – wir haben viele Namen dafür. Kopfweh zum Beispiel. Meist sind sie nicht langanhaltend und gehen wieder weg – aber du kannst oft auch aktiv dazu beitragen. Über Symptome und wie du Spannungskopfschmerzen lösen kannst, haben wir mit Prof. Dr. med. Dagny Holle-Lee gesprochen. Sie ist Leiterin des Westdeutschen Kopfschmerzzentrums und des Schwindelzentrums an der Klinik für Neurologie der Universitätsmedizin Essen und zertifizierte Kopfschmerzexpertin der Deutschen Migräne- und Kopfschmerz-Gesellschaft (DMKG).
Spannungskopfschmerzen: Symptome, wenn der Schädel brummt
Spannungskopfschmerz-Symptome kommen auf, wenn der Kopf mal wieder weh tut – sei es nach langer Arbeit am Laptop, zu wenig Flüssigkeitszufuhr oder vielen anderen Ursachen, gerne auch mal in Kombination. Es brummt einfach ein wenig im Schädel, aber der Schmerz bei Betroffenen hält sich im Gegensatz zu Migräne in Grenzen.
Dabei ist tatsächlich der Schmerz die eigentliche Erkrankung, wie DMKG-Expertin Holle-Lee sagt: „Da kommt es zu einer Art Softwarestörung im Gehirn, bei der bestimmte Zentren, eine Art Netzwerkstruktur, aktiviert werden. Diese Zentren sind an der Schmerzverarbeitung beteiligt und liegen in den Hirnhäuten, dem Hirnstamm und dem Großhirn.“ Die Softwarestörung mache sich bei Betroffenen mit Spannungskopfschmerzen als leichter Schmerz bemerkbar.
Theoretisch können diese Netzwerkstörungen bei bestimmten Voraussetzungen auch zu Migräne oder andere Arten von Kopfschmerzen führen. „Je nachdem, woran es liegt, kann es zu einer Art Entzündung an den Hirnhäuten kommen, nur eben ohne Erreger. Die Entzündung durch die Softwarestörung macht den eigentlichen Schmerz“, erklärt die Oberärztin.
Die Symptome von Spannungskopfschmerzen sind dabei klar umrissen: „Ein leichtes Druckgefühl im Kopf, zum Beispiel, wenn man den ganzen Tag in einer unkomfortablen Haltung gesessen, zu wenig getrunken oder sich nicht ausreichend bewegt hat.“ Die Ursachen sind also meist den Umständen geschuldet, aber diese seien „vollkommen egal. Meist ist Spannungskopfschmerz beidseitig und eine Art Haubengefühl am Kopf, wie ein Hut, der zu eng sitzt.“
Spannungskopfschmerzen lösen: Was tun, wenn der Schmerz kommt?
Nun stellt sich die Frage, wie du diese eher leichten Kopfschmerzen wieder loswerden kannst. Denn auch wenn es nicht so schlimm ist wie zum Beispiel eine Migräne oder die extrem schmerzhaften Cluster-Kopfschmerzen, Schmerz ist Schmerz.
Dabei gibt es einfache Wege, Spannungskopfschmerzen zu lösen. „Das ist ein leichterer Kopfschmerz, der gut wieder weggeht, wenn man sich bewegt, ablenkt oder ein wenig Sport macht. Er ist nie so schlimm, dass er wirklich alltagsrelevant ist“, weiß Prof. Dr. med. Holle-Lee und grenzt so den Spannungskopfschmerz von anderen Arten von Kopfschmerzen ab.
Doch was tun bei Spannungskopfschmerzen? Die Ärztin hat ein paar Tipps parat für die Betroffenen. Es helfe meist schon, mit der erwähnten Ablenkung "ein wenig Ruhe reinzubringen. Vor die Tür gehen und eine Runde um den Block – ganz einfache Sachen eben".
Ein bisschen frische Luft, ein kleines Workout, vielleicht auch ein wenig Yoga und ein Glas Wasser - all diese Dinge können dir helfen, deine Spannungskopfschmerzen zu lösen bzw. die Ursachen zu bekämpfen, wie Stress oder Verspannungen.
Doch oftmals muss diese Art von "Behandlung" gar nicht sein, wie die Kopfschmerz-Expertin betont. Denn neben körperlicher Aktivität, die beim Auftreten von Spannungskopfschmerzen gegen die Ursachen helfen kann, würden die Schmerzen auch häufig von selbst verschwinden.
So spricht sie bei Spannungskopfschmerzen von einem "Phänomen, das auftritt und dann einfach wieder weggeht. Man kann sich danach vielleicht auch gar nicht mehr so gut daran erinnern." Allein deswegen schon, weil der Schmerz eben nur leicht ausfällt und daher nach dem Abklingen auch nicht mehr als relevant eingestuft wird.
Natürlich gibt es neben der körperlichen Aktivität noch weitere Möglichkeiten, den Kopfschmerzen beizukommen. So empfiehlt die zertifizierte Kopfschmerz-Expertin des Universitätsklinikums Essen Wärme oder Kälte - allerdings sei es individuell unterschiedlich, was den Betroffenen nun wirklich Linderung verschaffe. Es helfe, einfach mal auszuprobieren.
Mit Blick auf die gute Wirksamkeit von Bewegung betont sie allerdings nochmals, dass manchmal auch einfach ein Spaziergang dabei helfe, runterzukommen.
Kopfschmerzen: Bei Alternativmedizin individuell entscheiden
Es ist also nicht so schwer, Spannungskopfschmerzen beizukommen. Doch wie sieht die Meinung der Ärztin hinsichtlich alternativmedizinischer Methoden gegen Kopfschmerzen aus?
In puncto Akupressur (also beispielsweise einer Massage am sogenannten Shen-Men-Punkt) oder Akupunktur hat die Ärztin eine klare Meinung: "Die Datenlage dazu ist relativ mäßig, aber es gibt Menschen, denen es hilft. Wenn Menschen diesen Bereich der Medizin für sich positiv einordnen und es nicht schadet, würde ich das ausprobieren."
Allerdings schränkt sie auch ein, dass solche Behandlungen keine "horrenden Kosten" verursachen sollten. Falsch machen könnten Patientinnen dabei jedenfalls nichts. Denn letztlich sei auch in der Homöopathie der Einsatz verschiedener Mittel pragmatisch zu bewerten. "Letztlich ist es so – was heilt, hat recht. Wenn jemand Homöopathie oder ähnliches ausprobieren möchte, spricht überhaupt nichts dagegen", meint die Professorin.
Spannungskopfschmerzen: Koffein - Ist das hilfreich?
Doch wie sieht es eigentlich mit Koffein aus? Vielleicht hast du ja auch schon gehört, dass Koffein bei Kopfschmerzen helfen soll. Stimmt es wirklich, dass der Wachmacher nicht nur den Kreislauf auf Trab bringt, sondern auch den Schmerz im Schädel lindert?
"Koffein selbst hat einen schmerzlindernden Effekt hat", bestätigt Prof. Dr. med. Holle-Lee. "Man kann also schon Koffein alleine als Schmerzmittel einsetzen, häufig unterstützend hilft es aber, wenn man dazu noch ein richtiges Schmerzmittel nimmt." Allerdings gebe es hier auch eine besondere Wirkstoffkombination: "Deswegen helfen Substanzen wie Thomapyrin so gut, weil diese Schmerzmittel wie Aspirin und zusätzlich noch Koffein enthalten."
Allerdings warnt die Kopfschmerzexpertin auch, dass die übermäßige Einnahme von Schmerztabletten - und vor allem jenen mit Koffein - selbst Kopfschmerzen auslösen könne. Du solltest die Einnahme von Schmerzmitteln also immer gut überlegen.
Wann sollte ich bei Kopfschmerzen zum Arzt?
Klar, so gut wie jeder Mensch kennt Kopfschmerzen. Unangenehm, drückend, mal pochend und mal stechend. Zwar verschwinden die Kopfschmerzen meist von selbst oder Bewegung hilft, die Ursache wie eine Verspannung zu lösen und den Schmerz zu lindern. Doch irgendwann ist auch der Punkt erreicht, an dem wir uns fragen müssen - wann sollte ich bei Kopfschmerzen zum Arzt?
Die Professorin rät Betroffenen zum Arztbesuch, "wenn es meine Lebensqualität beeinträchtigt". Doch ist dieser Punkt nicht individuell, magst du dich vielleicht fragen - hier hat die Expertin jedoch ein Beispiel. Die Lebensqualität sei dann beeinträchtigt, wenn man etwas wegen der Kopfschmerzen nicht mehr machen könne und darüber nachdenke, es abzusagen: "Zum Beispiel, ob ich nächste Woche zu einer Familienfeier gehen kann oder nicht, weil ich nicht weiß, ob ich Schmerzen habe. Und dann denke, dass ich meiner Familie oder Arbeit nicht gerecht werden kann.“
Diesbezüglich grenzt sie auch den Schmerzmittelgebrauch ein, denn ein Missbrauch bzw. ein Übergebrauch könne ebenfalls Kopfschmerzen auslösen. In Fachkreisen sei der medizinische Standpunkt klar: "Man sollte nicht an mehr als zehn Tagen – für was auch immer – Schmerzmittel einnehmen." Solltest du also irgendeins dieser Kriterien erfüllen - also Unternehmungen oder Verabredungen absagen bzw. an mehr als zehn Tagen im Monat auf Schmerztabletten und Co. zurückgreifen, ist der Gang zu deiner Ärztin sicherlich sinnvoll. Und dann kann dem Problem mit den Kopfschmerzen vielleicht auch richtig auf den Grund gefühlt werden.
Artikelbild und Social Media: fizkes/iStock (Symbolbild)
Zur Person:
Prof. Dr. med. Dagny Holle-Lee ist Leiterin des Westdeutschen Kopfschmerzzentrums und des Schwindelzentrums an der Klinik für Neurologie der Universitätsmedizin Essen und zertifizierte Kopfschmerzexpertin der Deutschen Migräne- und Kopfschmerz-Gesellschaft (DMKG).