Versagensangst? Warum Selbstfindung manchmal unglücklich macht
Heutzutage steht dir die Welt offen. Und trotzdem plagt dich Versagensangst - oder gerade deswegen? Warum zu viele Möglichkeiten Druck ausüben und wie Selbstfindung wieder Spaß macht.
Wie die Gesellschaft der Möglichkeiten uns unglücklich macht
Frauen haben heutzutage alle Möglichkeiten der Welt. Wir können nach Neuseeland reisen, Chefin werden, Kinder kriegen, ins Ausland gehen, klettern lernen, die Zugspitze erklimmen, studieren, fremde Sprachen lernen, Fußball spielen, Kochkurse belegen, Yoga-Lehrerin werden, uns vegan / clean / low carb / high carb ernähren oder kurz gesagt: Uns selbst verwirklichen.
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Auf sozialen Netzwerken präsentieren sich frisch gebackene Mütter mit unrealistisch perfekter Frisur, unabhängige Reisende mit beneidenswerten Landschaftsfotos und erfolgreiche Karrierefrauen auf wichtigen Business-Events. Die Gesellschaft zeigt uns täglich Unmengen an neuen Möglichkeiten auf, zu uns selbst zu finden, den richtigen Weg zu gehen und das Beste aus seinem Leben zu machen.
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Versagensangst statt großes Glück
Und was tun wir bei all dieser Freiheit, den Möglichkeiten, die uns Tag für Tag vorgehalten werden? Wir haben das Gefühl uns zu verlieren, den falschen Weg zu gehen, im Leben zu versagen. Denn was ist, wenn wir das alles gar nicht wollen?
Ich möchte die Zugspitze nicht erklimmen. Ich kann weder klettern, noch will ich es lernen, weil es gerade ‚in‘ ist. Ich kann mich in enge Business-Outfits zwängen, meine Haare frisieren und hohe Schuhe tragen – doch was, wenn ich das gar nicht will? Das bin ich nicht. Und doch habe ich das Gefühl, es sein zu müssen, das Gefühl mehr aus mir und meinem Leben herauszuholen, das Gefühl in verschiedene Rollen schlüpfen zu sollen – einfach weil ich es ja könnte. Ich könnte theoretisch klettern lernen und eine erfolgreiche Geschäftsfrau sein. Und allein die Tatsache, dass diese unzähligen Optionen existieren, setzt mich unglaublich unter Druck. Plötzlich fühle ich mich alles andere als glücklich.
Dabei habe ich eigentlich alles, was ich im Leben brauche. Ich habe Menschen, die ich liebe – und die mich lieben. Ich habe einen Job, der mich glücklich macht, eine Familie, die für mich da ist. Ich mache sogar gerne Yoga und lese ab und an ein gutes Buch. Reicht das nicht? Wieso müssen wir immer mehr sein und uns in jemanden verwandeln, der wir gar nicht sind?
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Selbstfindung heißt, auf sein Herz zu hören
Die Individualisierung soll uns die Freiheit geben, uns so zu entwickeln, wie wir wirklich sind. Stattdessen stellt sie uns plötzlich vor die Frage, ob wir nicht auch jemand ganz anderes sein könnten. Wer sagt, dass Frauen heutzutage keine Hausfrau mehr sein dürfen, wenn sie es aber doch so wollen? Sich um seine Familie zu kümmern ist nicht weniger wert, als um die Welt zu reisen – jeder muss den eigenen Weg für sich finden, denn nicht jede Option macht automatisch jeden glücklich.
Wir fühlen den Druck, unser Leben unter Kontrolle haben zu müssen – und zu versagen, wenn wir es mal nicht tun. Dabei ist nichts menschlicher als versagen. Manchmal gehen Pläne nicht auf. Manchmal kommt das Leben dazwischen. Und statt ständig an uns zu zweifeln, sollten wir lernen, dass diese spontanen Dinge, die uns aus der Bahn werfen, unser Glück vollkommen machen. Denn ein Leben kann man nicht planen oder vergleichen. Man kann es nur genießen.
Wir müssen anfangen uns von den zahlreichen Möglichkeiten zu lösen – und uns stattdessen wieder in Zufriedenheit und Stolz üben. Denn bei all den Optionen verlieren wir den Blick auf das Wesentliche.
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