Verträumte Kinder: So kommen sie besser durch die Schule
Verträumte Kinder sind glücklich in ihrer Fantasiewelt, doch in der Schule kann das schnell zum Problem werden. Was Eltern tun können.
Kleine Träumer sind fantasievoll und kreativ, sie können sich sehr gut selbst beschäftigen. Gerade im Alltag brauchen sie wenig Spielzeug und Ablenkung und schaffen sich in ihrem Kinderzimmer eine kleine Parallel-Welt, in der sie komplett abtauchen können. Doch wenn verträumte Kinder mit der realen Welt konfrontiert werden, zum Beispiel in der Schule, stellt sie das oft vor große Herausforderungen. Dann ist es an uns Eltern, ihnen unter die Arme zu greifen.
Verträumte Kinder lassen sich schnell ablenken
Gerade in der Schule ist es wichtig, dass Kinder zügig arbeiten, im Unterricht aufmerksam sind und zuverlässig ihre Hausaufgaben erledigen. Ein verträumtes Kind hat damit oft Schwierigkeiten. Lehrer klagen dann schnell, dass das Kind nicht mitkommt und sich zu schnell ablenken lässt. Auch was soziale Kontakte angeht, haben verträumte Kinder oft Schwierigkeiten. Weil sie sich in ihrem Spielverhalten selbst genug sind, finden sie nur schwer Anschluss.
Mein Kind hat keine Freunde: Was kann ich tun?
Wenn auch dein Kind ein kleiner Träumer ist, macht dir das wahrscheinlich manchmal Sorgen. Wahrscheinlich hast du dein Kind schon diverse Male ermahnt, sich besser zu konzentrieren, seine Aufgaben schneller zu erledigen - wahrscheinlich mit wenig Erfolg. Aber es gibt gezielte Möglichkeiten, wie du dein Kind unterstützen kannst.
So hilfst du deinem verträumten Kind in der Schule
Die Verträumtheit ist ein Teil der Persönlichkeit deines Kindes und die solltest du nicht einfach umkrempeln. Im Gegenteil, nutze diese Stärken und hilft ihm stattdessen, seinen Alltag besser zu managen. Mit folgenden Punkten kannst du dein Kind unterstützen:
- Nimm deinem Kind keine Aufgaben ab, die es selbst erledigen kann: Denn so lernt jedes Kind nur: Wenn ich mir lange genug Zeit nehme, erledigt jemand anderes meine Aufgaben. Außerdem ist es wichtig, dass Kinder Verantwortung übernehmen, Routine entwickeln und damit auch Ausdauer lernen.
- Gerade verträumte Kinder brauchen viel Struktur: Sprich mit deinem Kind Termine und wichtige Ereignisse, die anstehen, durch. Auch im Tagesablauf ist wichtig, dass Zeitmanagement im Auge zu behalten. Erkläre deinem Kind: "Du hast jetzt noch ein bisschen Zeit zum Spielen, dann müssen wir aber zum Arzt."
- Unterstütze dein Kind bei den Hausaufgaben: Lass dir die Aufgaben zeigen und strukturiere gemeinsam mit deinem Kind durch, mit welchen es anfängt. Hab zwischendurch immer ein Auge darauf, wie es vorankommt.
- Hausaufgaben und Freizeit sollten, wenn möglich, räumlich getrennt werden: So ist dein Kind nicht so schnell abgelenkt und kann seine Freizeit dann auch besser genießen.
- Ein ordentlich geführtes Hausaufgabenheft hilft ungemein: So wissen alle, was erledigt werden muss. Hat dein Kind nicht alle Aufgaben notiert, sollte es nach Unterrichtsende sein Heft kurz mit dem eines anderen Kindes abgleichen oder beim Lehrer nachfragen, ob alles stimmt.
- Während der Hausaufgabenzeit jede Ablenkung vermeiden: Weder das Radio noch der Fernseher sollten nebenher laufen, so wird die Aufmerksamkeit und Konzentration deines Kindes nur zusätzlich gestört.
- Keine Vergleiche ziehen, so entsteht nur unnötiger Leistungsdruck und dein Kind wird schnell von Versagensängsten geplagt: Die Fantasie und Kreativität eines verträumten Kindes ist auch gleichzeitig seine größte Stärke, denn Querdenken und Ideenreichtum sind sowohl in der Schule als auch später im Job sehr gefragt.
Manchmal kann auch mehr dahinter stecken
Nicht immer ist ein Kind einfach nur verträumt, manchmal stecken auch andere Probleme dahinter:
- Hör- und Sehprobleme: Hört dein Kind die Anweisungen des Lehrers nicht genau oder kann nicht alle Aufgaben von der Tafel abschreiben, kann es dafür einen ganz einfachen Grund geben: Es hat Probleme beim Hören oder Sehen. Gerade leichte Defizite werden im Alltag nicht so schnell erkannt. Ein Besuch beim Facharzt ist wichtig, um das Problem schnell ausschließen zu können.
- Tagträume können auch eine Flucht vor Überforderung sein und seelische Ursachen haben: Vielleicht ist dein Kind noch nicht in der Schule angekommen, hat keine Freunde oder wird gar gemobbt. Oder es mag die Lehrerin nicht oder umgekehrt. Auch Konflikte Zuhause können eine Ursache sein. Verstärktes Trödeln deutet oft darauf hin, denn so wird die Aufmerksamkeit der Eltern hervorgerufen. Ein Trigger von negativer Aufmerksamkeit kann auch ein Appell des Kindes sein: Es geht mir gerade nicht gut, ich brauche eure Hilfe!
- Auch ADS wird mit Verträumtheit in Verbindung gebracht: Es gibt das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS) auch ohne Hyperaktivität. Während sich gewöhnliche Träumer durchaus konzentrieren können, zum Beispiel auf ihre Freizeitaktivitäten, haben verträumte ADS-Kinder Probleme, ihre Daueraufmerksamkeit aufrecht zu erhalten. Sie langweilen sich schnell und ermüden, haben aber eine verborgene motorische Unruhe in sich - ihre Hände und Füße sind ständig in Bewegung. In der Schule haben sie nicht selten motorische Probleme beim Schreiben, drücken zu hart auf, können schwer gerade Linien zeichnen und schreiben eckige Buchstaben und Zahlen. Wenn du den Verdacht hast, dass dein Kind ADS hat, solltest du dich an deinen Kinderarzt wenden.
Ein verträumtes Kind ist nicht gleich ein Problemkind, im Gegenteil, ein kleiner Träumer bringt sehr viele positive Eigenschaften mit. Er braucht im Alltag nur ein bisschen Unterstützung, um auch dort seinen Platz zu finden.
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