„Mama tanzt ohne Hose“

Warum meine Mutter mein Vorbild ist

Die Mutter zum eigenen Vorbild zu ernennen, sagt sich leicht. Aber was macht den Menschen wirklich aus, der mich auf die Welt gebracht hat? Zum Muttertag wird es Zeit, sich um die Frau zu kümmern, die sich ihr Leben lang um einen selbst gekümmert hat. Ein Brief an meine Mama:

Mama und ich tanzen - mit Hose.
Mama und ich tanzen - mit Hose. Foto: privat
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Meine Mutter ist mein Vorbild. Schon oft gehört? Ja, ich auch. Der Satz sagt sich leicht dahin: Unsere Eltern haben uns schließlich aufgezogen. In der Kindheit sind sie unverbesserliche Helden. Im Erwachsenenalter verändert sich die Sicht. Man merkt: Auch Eltern haben Probleme, Fehler und Macken. Für manche Menschen schwindet in diesem Moment ihre Vorbildfunktion. Für mich entwickelt sie sich dadurch erst. Denn was macht einen Menschen zu einem Vorbild? Meiner Meinung nach ist es die Art und Weise, wie er oder sie das Leben nimmt und meistert. Und was macht meine Mutter zu meinem Vorbild? Mama, du musst jetzt stark sein: In diesem Artikel geht es einzig allein um dich.

5 Gründe, wieso du mein Vorbild bist, Mama

Weil du stark bist

Ich kenne keine Frau, die so stark ist wie du. Eltern sind für ihre Kinder immer Helden, für mich bist du es aber erst recht geworden, nachdem ich dich auch in schwierigen Zeiten gesehen habe. Nachdem ich realisiert habe, dass auch du verletzlich bist und es nicht immer leicht hattest. Du bist alleine in die Großstadt gezogen, hast dich in einen Job geworfen, der dir völlig neu war. Du hast Karriere gemacht, während andere Kinder bekamen. Und mich erst bekommen, als es wirklich passte. Du hast dich nie abhängig von einem anderen Menschen gemacht.

Weil du bescheiden bist

Immer wieder fällt mir auf, wie wenig ich von dir weiß. Von deinem Leben vor mir, das immerhin 38 Jahre lang ist. Irgendwann habe ich dir ein Buch namens „Erzähl doch mal“ geschenkt, denn ich möchte alles wissen, jedes Detail deines Lebens, das ich nicht miterleben konnte. Denn es hat dich zu dem Menschen gemacht, der du heute bist und du mich zu dem, der ich heute bin. Ausgefüllt hast du es übrigens bis heute nicht – weil es nie um dich gehen muss. Dabei geht es in meinem Leben immer um dich.

Du stellst dich nie in den Mittelpunkt, schraubst deine Bedürfnisse immer zurück, um andere glücklich zu machen. Umso diebischer freuen Papa und ich uns, wenn wir es geschafft haben, deine wahren Wünsche doch einmal zwischen den Zeilen zu lesen. Ha! Ein Treffer! Es ist fast ein wenig wie Schiffe versenken.

Weil du viel mehr als eine Mutter bist

Du bist Köchin. Und Bäckerin. Und Blumenprinzessinenkleidnäherin. Und Geschichtenerzählerin. Und Schnäppchenjägerin. Und Ehefrau. Und Mutter. Und Schwester. Und Schwägerin. Und Katzenpflegerin. Du weißt, worauf ich hinauswill: Und du meisterst jede dieser Rollen mit Bravour.

Weil du immer positiv bleibst

Bauchschmerzen. Liebeskummer. Trauerfälle. Niederlagen. Jobwechsel. Krankheiten. Das Leben hält eine Menge Stolperfallen bereit. Du scheinst diese aber viel mehr als Herausforderungen zu sehen, durch die man eben durch muss, an denen man wächst und weitermacht. Ich weiß zwar nicht, wie du das machst, aber du machst das ziemlich gut. Du weißt, wann es Zeit ist, für mich da zu sein – und wann, mir zu sagen, dass ich mich zusammenreißen soll. Oder mich auszulachen, wenn sich der kleine Hypochonder blicken lässt.

Weil du auch ohne Hose tanzt

Silvester irgendwann in den 90ern: Die Familie ist beisammen, es wird gegessen und gespielt. Ein Glas oder irgendetwas anderes fällt um, jedenfalls ist Mamas Hose plötzlich nass, vielleicht ist auch das zappelnde Kind schuld. Das wenige Minuten später quietschfidel „Mama tanzt ohne Hoooose!“, durch das Haus schreit.

Denn das Kind im Windelpopo – also ich -  möchte tanzen. Und du tanzt mit. Ohne Hose. Dafür im langen Sweatshirt. Denn dass die Hose nass ist, kann man nicht ändern. Wie man damit umgeht, kann man jedoch selbst entscheiden. Und das ist genau das, was ich von dir gelernt habe. Danke!

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