Kinderärztin im Interview

Ab wann können Babys sehen und was sehen sie genau?

Alle Eltern fragen sich, ab wann Babys sehen können. Denn obwohl sie ihre Augen schon im Mutterleib öffnen, entwickelt sich das Sehvermögen von Babys nur schrittweise. Warum das sogar überlebenswichtig ist, erklärt unsere Expertin.  

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Kindliche Meilensteine sind ein Highlight für alle Beteiligten. Das erste Lächeln, der erste Babybrei oder das erste Wort werden nicht nur von den Eltern mit Spannung erwartet und mit Freude gefeiert. Das Sehvermögen des Babys wird seltener gefeiert, obwohl es sich auch nach und nach entwickelt und schrittweise besser wird. Dr. Katharina Schroth, Kinderärztin aus Berlin und vierfache Mutter, verrät, warum unscharfes Sehen für Babys überlebenswichtig ist, und zeichnet die Schritte nach, die die Sehentwicklung der Kleinen nimmt.

Was kann ein Baby mit 2 Wochen sehen?

"Anders als viele andere Säugetiere öffnen Babys schon im Mutterleib ihre Augen. Direkt nach Geburt können die Kleinen bereits Kontraste wahrnehmen: hell, dunkel, grobe Umrisse, Gesichter", erklärt Dr. Schroth.

Farben sehen die Neugeborenen in den ersten Tagen nicht. Ihre Welt ist Schwarz, Weiß und Grau. Außerdem sehen Babys zunächst alles unscharf, fügt Katharina Schroth hinzu, weil der Sehnerv noch nicht ausreichend trainiert ist.

Ab wann sehen Babys scharf und nicht mehr doppelt?

In den ersten Wochen ihres Lebens sehen Neugeborene die Dinge, die rund 20 bis 30 Zentimeter von ihnen entfernt sind, am besten. Davor und danach ist alles verschwommen. Außerdem sehen Babys doppelt. "Zunächst nimmt jedes Auge für sich ein Bild wahr", so Katharina Schroth. "Über die kommenden Tage und Wochen gehen diese beiden Bilder immer mehr zusammen und verschmelzen etwa um die 12. Woche herum zu einem Bild."

Mit dem Verschmelzen der beiden Bilder wird auch das Scharfsehen besser. "Um den 8. Lebensmonat sehen Babys praktisch so scharf wie Erwachsene, aber noch nicht zu 100 Prozent. Diese endgültige Ausreifung des Sehvermögens passiert bis zum ungefähr sechsten Lebensjahr." Das Gesichtsfeld – also, all das, was Kinder mit beiden Augen wahrnehmen – ist erst im Alter von zehn bis zwölf Jahren vollkommen ausgeprägt.

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Ab wann sehen Babys Farbe?

"Mit acht bis neun Wochen können Babys erste Farben sehen, sobald die Farbzapfen auf der Netzhaut reifen", erklärt Katharina. Dann erkennen die Kleinen vor allem die Primärfarben Rot, Blau und Gelb.

Im Verlauf entwickeln Babys die Fähigkeit, Dinge voneinander zu unterscheiden – also etwa, ihren Lieblingsgreifling wiederzuerkennen. Auch das dreidimensionale Sehen reift in dieser Zeit heran, sodass Babys Entfernungen erkennen. Sie können diese noch nicht in nah und fern einordnen, sehen aber, dass es sie gibt.

Sehen bei Babys entwickelt sich Schritt für Schritt

Wie bei allen Entwicklungen, die Neugeborene, Babys und Kinder durchlaufen, gilt beim Sehvermögen: Entwicklung ist ein kontinuierlicher Prozess, der sich nicht auf den Tag genau festlegen lässt. "Es ist nicht so, dass ein Baby mit zwei Monaten und 30 Tagen alles in Schwarz-Weiß sieht und dann am 31. Tag Farbe dazukommt", betont Dr. Schroth. Die zeitlichen Vorgaben sollten Eltern eher als grobe Richtwerte verstehen.

Darum ist es wichtig, dass Babys nicht alles sehen

Das eingeschränkte Sehvermögen bei Neugeborenen ist kein Zufall. "Das ist evolutionstechnisch bedingt, weil Babys im Abstand von 20 bis 30 Zentimetern das Wichtigste wahrnehmen, nämlich ihre Bezugspersonen – beim Stillen, beim Tragen, beim Wickeln, bei der Zuwendung. So können Babys Bindungen aufbauen", hebt Katharina Schroth hervor.

Das unscharfe Sehen hat in den ersten Lebenswochen einen überlebenswichtigen Zweck: Die Unschärfe schützt die Kinder vor Reizüberflutungen. "Weitsicht würde einem Baby nichts nutzen, da es die ganzen Informationen, die damit auf es zukommen würden, nicht verarbeiten könnte."

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Wann erkennt ein Baby seine Mama?

Ab wann erkennen Babys Gesichter? Ab Tag 1. Neugeborene erkennen ihre Mama bereits Stunden nach Geburt und zwar nicht nur am Geruch. "Studien haben gezeigt, dass Babys die eigene Mutter deutlich länger betrachten als andere Personen. Das Vermögen, Gesichter zu unterscheiden, ist also schon extrem früh da", bestätigt Dr. Schroth.

Gleiches zeigt sich in der Unterscheidung von Menschen und Objekten, fährt die Expertin fort: "Es gibt Studien mit Affen, die belegen, dass Babys ab Geburt Gesichter besser als Gegenstände wahrnehmen können. Man geht davon aus, dass das fürs Überleben wichtig war und sich deswegen so gefestigt hat."

Ab wann sehen Babys was?

O bis 1 Monat:

  • Kontraste

  • Hell-Dunkel

  • Schwarz-Weiß

  • Gesichter

2 bis 4 Monate:

  • Farben (vor allem Primärfarben)

  • Können Gegenstände mit dem Blick verfolgen (z.B. Mobiles)

  • Beidäugiges Sehen nimmt ab, Blick wird schärfer

5 bis 8 Monate:

  • Hand-Augen-Koordination wird besser

  • Manche Babys betrachten Dinge nun länger und nehmen sie nicht direkt in den Mund

  • Gegenstände können unterschieden werden

9 bis 12 Monate:

  • Mit motorischen Entwicklungen wie Krabbeln oder Pinzettengriff verbessert sich auch die Sehkraft

  • Auch kleine Gegenstände werden interessant

Sehen bei Babys: Gibt es förderliche Spielsachen?

"Sobald die Kleinen ein bisschen Zeit in Bauchlage oder auf dem Schoß verbringen können, sind Schwarz-Weiß-Bücher schön. Es geht zunächst vor allem um klare Formen und klare Farben", erzählt Katharina Schroth. "Später eignen sich Bücher mit starken Kontrasten, die das dreidimensionale Sehen fördern, und auch Mobiles über dem Wickeltisch regen das neugierige Gucken an."

Blickkontakt mit Baby aufnehmen

Das wahrscheinlich schönste Augentraining mit Babys ist denkbar simpel: Blickkontakt aufnehmen und halten. Viele Babys lieben es, in bekannte Gesichter zu gucken und diese zu studieren. Durch Lächeln, Lachen, freundliche Grimassen und liebevolle Worte entstehen bei diesem Spiel emotionale Bande.  

"Mit Blickkontakt wird ja nicht nur das Sehvermögen des Babys trainiert. Dabei geht es vor allem um emotionale und soziale Fertigkeiten", verdeutlicht Katharina Schroth. Durch Augenkontakt, gerade mit bekannten Personen, spüren Babys Sicherheit und Aufmerksamkeit. Blickkontakt ist die Basis dafür, dass das Baby überhaupt beginnt, zu kommunizieren, auch Laute zu formen. Ohne Blickkontakt würde sich das ja nicht lohnen."

Grundsätzlich aber gilt – wie zum Beispiel beim Greifen lernen –, dass man das Kind nicht überfordern sollte. "Babys haben durch ihren Alltag genug Sinneseindrücke, sodass man das Sehen nicht extra trainieren muss", betont Dr. Schroth.

Wer weniger Spielzeug herumliegen haben möchte, der kann mit seinem Baby auch schlichtweg durch die eigene Wohnung gehen: Dekostücke, Tassen, Teller, Sofakissen, Blumen, Schuhe, Jacken – all diese Gegenstände liefern Formen und Farben satt.

Babys Augengesundheit im Blick haben

Die Augen sind für Babys das tatsächliche Fenster zur Welt, denn die Kleinen nehmen rund 80 Prozent aller sie umgebenden Informationen mit dem Blick auf. Die übrigen Sinne, wie tasten oder riechen, sind noch nebensächlich.

Auch deswegen ist es wichtig, sich um die Sehentwicklung des Babys zu kümmern. Den meisten Eltern ist der Brückner-Test ein Begriff, der ab der ersten U-Untersuchung gemacht wird. Dabei wird der Augenhintergrund mit einer speziellen Lampe gespiegelt, um schwerwiegende Fehlfunktionen des Auges zu erkennen. "Die Ophthalmoskopie, also der Brückner-Test, ersetzt allerdings nicht eine augenärztliche Untersuchung, die bereits im 1. Lebensjahr, und zwar ab dem 6. Lebensmonat, stattfinden sollte", betont Dr. Schroth.

Hinweise auf Probleme mit dem Sehvermögen können sein:

  • Familiäre Vorbelastung (etwa Hornhautverkrümmung, Sehnerverkrankungen, Fehlsichtigkeiten)

  • Große und starre Pupille oder differente Pupillen bei Lichteinfall

  • Häufiges Blinzeln und Reiben

  • Schiefer Kopf, der der Bewegung eines Gegenstandes nicht gut folgt

  • Schielen (nach außen, einseitig, beidseitig) auch nach dem 3. Lebensmonat

"Schielen ist bis zur ungefähr 12. Lebenswoche vollkommen normal", unterstreicht Katharina Schroth, "da in dieser Zeit die sechs äußeren Augenmuskeln noch nicht harmonisch zusammenarbeiten." Bleibt das Schielen bestehen, sollte umgehend eine Fachkraft zu Rate gezogen werden, die das Sehvermögen des Babys überprüft.

Dr. Katharina Schroth Kinderärztin Berlin - Foto: privat

Unsere Expertin

Dr. Katharina Schroth ist Kinderärztin in Berlin und Mutter von vier Kindern, einem Mädchen und drei Jungen. Neben ihrem Praxisjob klärt sie auf Instagram über kinderärztliche und kindspädagogische Themen auf – sowohl auf ihrem eigenen Kanal als auch für die Firma Kindsgut.

Artikelbild & Social Media: PeopleImages/iStock

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