Andreas Gabalier: Wie er den traurigen Familienfluch brach
Wie der Sänger Andreas Gabalier es schafft, den traurigen Familienfluch doch noch zu brechen.
Er verlor erst seinen Vater, dann die Schwester. Dass er schließlich doch aus dem dunklen Tal der Trauer herausfand, verdankt er seinem großen TalentBehutsam schlägt er die Saiten seiner Gitarre an. Schon bei den ersten Klängen wird das Publikum ganz still. Und dann beginnt Andreas Gabalier zu singen: „Amoi seg’ ma uns wieder“ (Einmal sehen wir uns wieder).
Es ist der Song, mit dem der Musiker die schwerste Zeit seines Lebens verarbeitet: 2006 verlor der damals 22-jährige Andreas seinen Vater Wilhelm († 50), nur zwei Jahre später stirbt seine kleine Schwester Elisabeth († 19).
Beide nahmen sich selbst auf grausame Weise das Leben. Ein Schicksal, von dem der Sänger weiß, dass es ihn für immer belasten wird. Doch der Tod hat ihn auch etwas gelehrt: „Seitdem wollte ich immer das Beste aus meinem Leben machen.“
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Andreas Gabalier: Seine tragische Vergangenheit
Am 2. August 2006 abends in einer lauen Sommernacht, bricht das Unheil über die Familie Gabalier in Graz (Österreich) herein. Andreas’ Vater Wilhelm steht draußen in seinem Garten und übergießt sich mit Benzin. Kurz darauf zündet der 50-Jährige sich selbst an.
Grauenvolle Schmerzensschreie ertönen, schrecken die gesamte Nachbarschaft auf. Nur 30 Minuten nachdem Wilhelm im Krankenhaus eingeliefert wird, stirbt er an seinen schweren Brandverletzungen.
Andreas Gabalier erinnert sich bis heute an den Moment, in dem sein Bruder Willi (40) ihn anrief, um vom Tod des Vaters zu berichten.
„Wir alle waren verzweifelt, als uns diese Nachricht erreichte. Wir standen vollkommen unter Schock. Unser Familienleben war doch immer äußerst harmonisch, wir waren fast eine Vorzeigefamilie.“
Schon allein deshalb konnten Andreas, seine Geschwister und Mutter Huberta (64) nie verstehen, warum Wilhelm sich selbst so etwas Schreckliches antun konnte.
Was ging in ihm vor? Warum sprach er nie über seine Probleme? Antworten auf diese Fragen erhielt die Familie nie. Und der Vater hatte auch keinen Abschiedsbrief hinterlassen.
Andreas Gabalier: Der grausame Selbstmord seiner Schwester
Nach dem Wilhelms Tod versuchte jedes Familienmitglied auf seine eigene Weise, mit diesem tragischen Verlust umzugehen.
Andreas betäubte seinen Schmerz mit Alkohol. Er unternahm viel mit Freunden, auch mit Bekannten seines Vaters und lenkte sich auf diese Weise ab. Mutter Huberta wandte sich in ihrer Trauer an einen Psychologen. Bruder Toni war noch sehr klein und Willi übernahm als Ältester die Rolle des Familienoberhauptes.
Schwester Elisabeth jedoch war gerade mal 17 Jahre alt – und völlig überfordert mit der Situation. Während sich bei den Geschwistern und der Mutter irgendwann so etwas wie Alltag einstellte, wurde die Trauer für sie immer unerträglicher. Nur zwei Jahre nachdem Familie Gabalier Vater und Ehemann beerdigen musste, zündete sie sich ebenfalls im Garten des Hauses mit Benzin an.
Andreas Gabalier: Die Musik war seine Form der Therapie
Danach waren die Gabaliers am Boden zerstört. Von der einst sechsköpfigen Familie waren nur noch die Mutter und die drei Brüder geblieben. Andreas zog sich mit seiner Trauer und seiner Wut zurück und verlor sich immer mehr in seinem Hobby – der Musik.
„Es war eine harte Zeit. Das war für mich dann aber auch der Startschuss dafür, ernsthaft mit der Musik zu beginnen“, erinnert er sich. Und tatsächlich: Die Musik half ihm aus der Trauer. „Es war meine Form der Therapie“, ist er sicher.
Und er hatte das Gefühl, dass ihn eine Energie „von oben“ leiten würde. Denn wann immer er sang, fühlte er sich seiner Schwester und seinem Vater ganz nah. „Durch diesen inneren Antrieb bin ich zu dem geworden, der ich heute bin.“
Aus diesem Antrieb ist schließlich auch sein größter Hit „Amoi seg’ ma uns wieder“ entstanden. Der Song gibt heute vielen trauernden Menschen Halt, und auch Andreas weiß: „Ganz bestimmt: Ich werde meinen Vater und auch Elisabeth irgendwann dort droben wiedersehen.“
Andreas Gabalier: „Ich bin ein gläubiger Mensch”
Vor Kurzem veröffentlichte er das Lied „Superstar”, in dem er über seine Schwester Elisabeth singt. „Das ist ein sehr fröhlicher Song – genau so soll er auch sein. Das Leben ist Gott sei Dank so gemacht, dass es über die Jahre natürlich auch wieder weitergeht. Man darf nur den Biss und den Blick nach vorne nicht verlieren”, erklärt der Volks-Rock’n’Roller.
„Und deswegen freue ich mich einfach, schaue nach oben und denke mir natürlich manchmal schon mit ein bisschen Wehmut, wäre schön, wenn sie das alles von herunten miterleben könnte. Ich bin aber auch ein gläubiger Mensch und glaube ganz fest daran, dass sie von da oben zuschaut.“
Im Video: Andreas Gabalier: Single-Frust! Warum findet er keine neue Liebe?
Artikelbild und Social Media: Frank Hoensch / Kontributor / Getty Images