Kindergesundheit

Depressionen bei Kindern: Daran erkennst du, dass dein Kind depressiv ist

Je nach Alter, unterscheiden sich die Symptome einer Depression. Wie Eltern Depressionen bei Kindern erkennen - vom Vorschulalter bis zur Volljährigkeit.

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Ist das Kind nur traurig oder schon depressiv? Ist der Teenager bloß mitten in der Pubertät oder leidet er schon an einer Depression? Diese Krankheit zu erkennen fällt weder Eltern noch Ärzten leicht. Sogar Psychologen tun sich schwer damit, bei Kindern eine Depression zu erkennen.

Der Grund dafür liegt in der natürlichen Entwicklung eines Menschen: Kleinkinder können ihre Gefühle kaum in Worte fassen, Jugendliche dagegen trauen sich einfach nicht, darüber zu sprechen, wissen nicht, wem sie sich wirklich anvertrauen können.

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13 Prozent aller Minderjährigen sind depressiv

Laut der Stiftung Deutsches Bündnis gegen Depressionen leiden etwa 1 Prozent der Vorschulkinder in Deutschland an Depressionen. Bei Grundschulkindern sind es sogar knapp 2 Prozent, bei Jugendlichen (12 bis 17 Jahre) sind es Schätzungen zufolge zwischen 3 und 10 Prozent.

Eine Jugendstudie der Universität Bremen - in Kooperation mit dem Psychologischen Institut der Universität Münster - ermittelt, dass 18 Prozent aller 12- bis 17-Jährigen mindestens ein Mal an Depressionen gelitten haben.

Eine JugendstudiederUniversität Bremen- in Kooperation mit demPsychologischen Institut der Universität Münster- ermittelt, dass18 Prozent aller 12- bis 17-Jährigen mindestens ein Mal an Depressionen gelittenhaben.

Ist mein Kind depressiv?
Ist mein Kind depressiv? Foto: iStock

Wer bei seinem Kind eine Depression erahnen will, sollte auf folgende altersspezifische Symptome achten:

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Schon Babys können eine Depression erleiden. Der Grund dafür ist in der Regel der Verlust einer wichtigen Bezugsperson oder wiederkehrende Misshandlungen. Die Symptome:

  • Depressive Babys schreien und weinen viel, werden im Laufe der Zeit teilnahmslos.
  • Depressionen bei Babys wirken sich massiv auf ihre Entwicklung aus. So sind depressive Babys häufig mager, wachsen langsamer und machen nur wenige Fortschritte.
  • Depressive Babys beginnen später als Gleichaltrige zu brabbeln, greifen und krabbeln.

Kinder bis 3 Jahre: Symptome für Depressionen

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Bei Kindern bis 3 Jahren kann die Scheidung der Eltern oder ein Todesfall in der Familie eine Depression auslösen.

  • Depressive Kleinkinder liegen in ihrer Entwicklung zurück: Sie sind manuell weniger geschickt, lernen erst spät zu sprechen und zu laufen.
  • Sind Kleinkinder depressiv, leiden sie häufig an Albträumen, haben Schlafprobleme.
  • Depressive Kleinkinder essen vergleichsweise wenig, jammern relativ viel, sind häufig teilnahmslos.
  • Ist ein Kleinkind depressiv, wiegt es sich vor und zurück und / oder lutscht extrem am Daumen.

Wie äußert sich eine Depression bei Kindern im Vorschulalter?

Kinder im Vorschulalter können auf zwei Arten eine Depression durchleben:

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  • Einige depressive Kinder im Vorschulalter sind sehr introvertiert und ängstlich. Sie nehmen Abstand von anderen Kindern und haben keine Lust mit ihnen zu spielen. Daraus folgt, dass die Depressiven erst spät lernen, mit dem Laufrad zu fahren oder auf Gerüsten zu spielen.
  • Andere depressive Kleinkinder neigen zum anderen Extrem: Sie sind sehr extrovertiert, aggressiv, launisch und fangen mit anderen Kindern Streit an. Sie leiden an Ess- und /oder Schlafstörungen, folglich auch an Kopf- und / oder Bauchschmerzen.

Wenn Schulkinder depressiv sind: die Symptome

Sind Kinder im Schulalter depressiv, zeigen sie langsam ähnliche Symptome, wie depressive Erwachsene:

  • Depressive Schüler sind traurig, ängstlich und sehr selbstkritisch.
  • Dinge, die depressive Schüler gerne gemacht haben, machen ihnen plötzlich keinen Spaß mehr.
  • Sind Schüler depressiv, werden sie unkonzentriert, da sie mit ihren Gedanken stark beschäftigt sind. Das führt zu schlechteren schulischen Leistungen.
  • Depressive Schüler leiden an Schlaf- und / oder Essstörungen.
  • In schlimmen Fällen können Selbstmordgedanken auftreten.

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Wie erkenne ich, ob ein Jugendlicher depressiv ist?

Depressionen bei Jugendlichen zu erkennen, gestaltet sich für Eltern schwierig, da die Teenager in der Pubertät von ihren Eltern Abstand nehmen. Die Symptome einer Depression bei Jugendlichen sind wie folgt festgehalten:

  • Depressive Jugendliche leiden unter extremen Stimmungsschwankungen zwischen übertrieben glücklich bis unaufhaltsam traurig.
  • Sind Jugendliche depressiv, werden sie sehr nachdenklich, zweifeln die Welt an, werden unzufrieden.
  • Um sich besser zu fühlen, greifen viele depressive Jugendliche zu Drogen, wie etwa Alkohol, Zigaretten, harten Drogen.
  • Depressive Jugendliche neigen zu Essstörungen. Sie leiden häufig unter Magersucht oder Bulimie, andere unter Übergewicht.
  • Einige depressive Jugendliche beginnen, sich selbst zu verletzen - am häufigsten in Form von Ritzen oder Brandings.
  • In schweren Fällen leiden depressive Jugendliche unter Suizidgedanken, begehen Selbstmord. Laut einer Studie begeht in Deutschland jeden zweiten Tag ein Jugendlicher Suizid (zweithäufigste Todesurache bei 15- bis 20-Jährigen, nach Verkehrsunfällen).

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7 Ursachen für Depressionen bei Kindern

Die häufigsten Ursachen für Depressionen bei unter 18-Jährigen sind:

  1. Verlust eines Elternteils  (z.B. durch Scheidung der Eltern)
  2. Tod einer Bezugsperson (häufig eines Familienangehörigen)
  3. Häufiger Streit zwischen den Eltern
  4. (Schwere) Krankheit eines Elternteils (physisch oder psychisch)
  5. (Starke) Vernachlässigung oder Misshandlung
  6. Traumatisches Erlebnis (z.B. Unfall oder Heimatverlust)
  7. Hochbegabung

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Wie behandelt man eine Depression bei Kindern?

Wer bei seinem Kind eine Depression vermutet, sollte unbedingt einen Kinder- und Jugendpsychiater aufsuchen. Erscheint die Wartezeit zu lang, empfehlen Experten professionelle Hilfe in einer Notaufnahme im Krankenhaus wahrzunehmen.

In der Regel werden depressive Kinder ambulant behandelt. Bei Depressiven mit Folgeerkrankungen - wie (lebensgefährlichen) Essstörungen - bleiben die Kinder im Krankenhaus, werden stationär behandelt. Neben Psychologen kümmern sich auch Sozialarbeiter, Pädagogen und Ärzte um depressive Kinder und Jugendliche. Die meisten Patienten werden mit einer entsprechenden Psychotherapie behandelt.

In wenigen Fällen werden zusätzlich zur Therapie noch Medikamente zur Heilung eingesetzt.

>> Wer in einer akuten Krise steckt, kann sich bei der bundesweiten Telefonseelsorge (0800 111 oder 0800 222) kostenlos rund um die Uhr von kompetenten Ansprechpartnern Rat holen. Unter www.telefonseelsorge.de kann man seine Sorgen auch anonym per E-Mail schildern und erhält umgehend Antwort. << Angehörige von psychisch erkrankten Menschen finden beim Bundesverband Hilfe unter der Telefonnummer 0228 - 71 00 24 25 <<

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